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Astronomie

Angriff auf Komet Tempel 1

Deep Impact - Kupferklotz kollidiert mit Komet

Deep Impact © NASA/JPL/UMD/Pat Rawlings

Am 4. Juli 2005 um 8:52 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit wird die NASA-Raumsonde „Deep Impact“ einen 370 Kilogramm schweren Kupferblock mit einer Geschwindigkeit von 37.100 Kilometer pro Stunde auf den Kometen 9P/Tempel 1 schießen. Die Kollision, die einer Explosion von etwa 4,5 Tonnen TNT-Sprengstoff entspricht, wird von der Raumsonde selbst, aber auch von vielen Stationen auf der Erde, vom Weltraumteleskop HUBBLE und der Raumsonde ROSETTA beobachtet.

Dabei soll das beim Aufprall in den Weltraum hinaus geschleuderte Kometenmaterial spektroskopisch analysiert werden und erstmals Informationen über die elementare Zusammensetzung wie auch die Dichte eines Kometenkerns liefern. Dieses Material ist noch in demselben Zustand, in dem es bei der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren war. Die bisherigen Kometenuntersuchungen haben sich mit dem Material an der Oberfläche befasst oder mit dem Material, das Kometen in den weithin sichtbaren Schweifen hinter sich herziehen.

Die tatsächliche Wirkung des Einschlags von Deep Impact lässt sich nur grob abschätzen. Erwartet wird ein Krater, der etwa die Größe der Fläche eines Hauses bis maximal die der Fläche eines Fußballfeldes erreicht. Die Tiefe könnte – dieser Wert lässt sich ebenfalls nur grob abschätzen – rund zehn Meter betragen. Der Impactor wird 24 Stunden vor dem Einschlag von seinem Träger, der Deep Impact Sonde, gelöst. Beide Raumfahrzeuge haben Kameras an Bord, die spektakuläre Bilder erwarten lassen. Die Bilder werden fast in Echtzeit auf der Erde zu sehen sein.

Kometenbeschuss als wissenschaftliches Spektakel

„Seit Monaten wird der Komet 9P/Tempel 1 bereits in einem gemeinsamen Programm mit spanischen Kollegen vom Astrophysikalischen Institut IAA in Grenada beobachtet“, sagt Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, der den Kometen-Beschuss von der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile aus verfolgen wird.

Komet 9P/Tempel 1 am 8. Juni 2005 © Luisa Lara, IAA

„Die Bilder und Spektren zeigen die Staub- und Gaskoma des Kometen und erlauben eine genaue Beschreibung der Kometenaktivität bis zur Einschlagphase der Sonde. Wir sind sehr gespannt auf den Einschlag auf dem Kometen und die Tage danach und erwarten neue Erkenntnisse über Kometen als Urmaterie in unserem Sonnensystem“, sagte Böhnhardt kurz vor seiner Abreise nach Südamerika. Die ESO ist eines von vielen Observatorien auf der Erde, die ihre Teleskope auf Komet 9P/Tempel 1 richten werden.

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Auch mehrere Instrumente auf der Europäischen Raumsonde ROSETTA (gestartet am 2. März 2004) werden speziell für dieses Ereignis eingeschaltet. Horst Uwe Keller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung wird mit Kollegen in Katlenburg-Lindau Bilder der OSIRIS-Kamera auswerten. Paul Hartogh hofft Aussagen über den Wassergehalt des herausgeschlagenen Kometenmaterials mit einem Mikrowellenspektrometer namens MIRO auf ROSETTA machen zu können. ROSETTA hat einen Logenplatz im All, denn die Raumsonde kann den Kometenkern aus 79 Millionen Kilometer Entfernung rund um die Uhr beobachten.

Europäisches Weltraumteleskop XMM untersucht im Röntgenbereich

Das ESA-Teleskop XMM, das sich seit 1999 im Erdorbit befindet, wird den Kometen am 4. und 5. Juli für insgesamt 24 Stunden beobachten, sechs Stunden vor dem Einschlag und 18 Stunden danach. Eingesetzt werden seine Instrumente RGS (X-ray Spectrometer), EPIC (X-Ray Cameras) und OM (Optical and ultraviolet monitor). Da beim Vorbeiflug des Kometen Hale-Bopp bereits festgestellt wurde, dass bei staubreichen Wolken die Intensität der Röntgensignale stark zunimmt, wird dies auch für den Kometen Tempel 1 erwartet.

(MPG, DLR, 30.06.2005 – DLO)

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