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Astronomie

Methanseen auf dem Titan?

Cassini-Sonde enthüllt gewässerähnliche Struktur auf dem Saturnmond

Methansee auf dem Titan? © NASA

Gibt es Seen aus flüssigem Kohlenwasserstoff auf dem Saturnmond Titan? Einen ersten Hinweis darauf könnte jetzt die Sonde Cassini entdeckt haben: Denn eine Serie neuer Aufnahmen enthüllt eine dunkle, erstaunlich gewässerähnliche Form auf der Oberfläche des Mondes.

“Ich würde sagen, dass das definitiv der bisher beste Kandidat für einen flüssigen Kohlenwasserstoffsee auf dem Titan ist“, erklärt Alfred McEwen, Professor an der Universität von Arizona und Mitglied des Bildauswertungsteams der NASA-Mission. Der potenzielle See ist, so zeigen die Aufnahmen, 234 Kilometer lang und rund 73 Kilometer breit und hat damit in etwa die Größe des an der US-amerikanisch-kanadischen Grenze liegenden Ontariosees. „Diese Struktur ist einzigartig in unserer bisherigen Erkundung des Titan“, so Elizabeth Turtle, eine Kollegin von McEwen. „Seine Umfassung erinnert in faszinierender Weise an die Uferlinien von irdischen Seen, die durch Wassererosion und Ablagerung geglättet worden sind.“

Methangefüllt….

Die Struktur liegt in der wolkigsten Region des Saturnmondes, und damit auch in einem Bereich, in dem wahrscheinlich noch vor kurzem Methanregen gefallen sein könnte. Dies, gekoppelt mit der uferähnlichen Glätte der Ränder lässt die Wissenschaftler darüber spekulieren, was diesen See füllt – wenn es denn einer ist. „Es ist möglich, dass einige der Stürme in dieser Region stark genug sind, um so viel flüssigen Methanregen zu erzeugen, dass er die Titanoberfläche erreicht“, erklärt Tony DelGenio vom Goddard Institute for Space Studies der NASA. „Angesichts der kalten Temperaturen auf dem Titan könnte flüssiges Methan, das sich auf der Oberfläche gesammelt hat, lange Zeit benötigen um zu verdunsten. Daher wäre es nicht überraschend, wenn ein Methan gefüllter See längere Zeit überdauert.“

Entgegen früheren Prognosen waren bisher keine eindeutigen Belege für offene Flüssigkeitsflächen auf dem Saturnmond entdeckt worden. Die Raumsonde war allerdings bisher auch noch nicht in einer günstigen Position, um beispielsweise Reflexionen von möglichen Gewässern in der Südpolregion zu registrieren. „Wenn die Jahreszeiten im Laufe von ein paar Jahren wechseln, könnte die Konvektionswolken nordwärts in niedrigere Breiten wandern“, so DelGenio. „Dann wird es interessant sein zu beobachten, ob die Kameras von Cassini auch dort Veränderungen in der Oberfläche aufzeichnen.“

…oder doch nur Lava?

“Eine alternative Erklärung für diese Form wäre, dass es einst ein See war, der aber seither ausgetrocknet ist und dunkle Ablagerungen hinterlassen hat”, ergänzt Turtle. Möglicherweise handelt es sich aber auch einfach um eine ausgedehnte Senke, die von dunklen, festen Kohlenwasserstoffen gefüllt ist, die sich aus der Atmosphäre hier abgelagert haben. In diesem Fall könnte die glatte „Uferlinie“ der Rand einer vulkanischen Kaldera oder aber einer Depression sein. „Es erinnert mich ein wenig an die Lavaseen auf dem Jupitermond Io“, erklärt Torrence Johnson vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena.

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„Als was auch immer sich diese seeähnlichen Strukturen herausstellen werden, es ist jetzt schon klar, dass sie nur eines der vielen Rätsel sind, die der Titan uns vorlegen wird, wenn wir unsere Erkundung seiner Oberfläche in den nächsten Jahren fortsetzen“, so Carolyn Porco, Leiterin des Bildauswertungsteams am Weltraumforschungsinstitut in Boulder, Colorado. Weitere 39 Vorbeiflüge der Cassinisonde am Titan sind geplant. In ihrem Verlauf wollen die Forscher nun besonders auf weitere Hinweise auf gewässerähnliche Strukturen achten.

(NASA, 29.06.2005 – NPO)

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