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Ökologie

Walschutz vor dem Aus?

IWC-Tagung: Japan will Jagd auf bedrohte Meeressäuger ausweiten

Auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission IWC, die gestern im südkoreanischen Ulsan begonnenen hat, steht der internationale Walschutz erstmals seit Jahren auf der Kippe. Japan kämpft dort für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs. Davor warnen jetzt Naturschutzorganisationen wie der WWF, Pro Wildlife oder IFAW.

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Gleichzeitig kündigte Japan offiziell an, seine Fangquoten im Walschutzgebiet rund um die Antarktis zu verdoppeln und die Jagd außerdem auf die stark gefährdeten Finn- und Buckelwale auszuweiten. Von Japan wird das Vorgehen als wissenschaftlicher Walfang bezeichnet. Mit diesem Trick nutzen die Japaner ein Schlupfloch der IWC-Vereinbarungen aus.

„Für den Walschutz ist das eine Katastrophe“, sagt Volker Homes vom WWF. „Alle paar Jahre weitet Japan sein Programm zum so genannten wissenschaftlichen Walfang aus und neue bedrohte Arten kommen hinzu. Das Problem ist, dass sich die IWC in einer Pattsituation befindet. Die Parteien stehen sich kompromisslos gegenüber. Und momentan ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.“

Experten gehen von weniger als 30.000 Buckelwalen aus, die heute noch in den Meeren der Welt leben. Neuere Schätzungen beziffern die Bestände vor Beginn des kommerziellen Walfangs auf mehr als eine Million Tiere. Für die Finnwale stellt sich die Situation ähnlich dar. „Von einer Erholung der Bestände, wie von Japan behauptet, kann überhaupt keine Rede sein“, so Artenschützer Homes.

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Noch keine Mehrheit für Walfangnationen

Bei den ersten Abstimmungen am heutigen Montag konnten die Walfangnationen noch keine Mehrheit erreichen. Mit 30 zu 27 Stimmen wurden zwei Vorschläge Japans abgelehnt, die eine Aufweichung für den Walschutz bedeutet hätten: Tokios Versuch, die Diskussion um das Erhaltungskomitee, Schutzgebiete und den Tierschutz von der Tagesordnung zu streichen, wurde von den Walschutzländern abgeschmettert, ebenso das Durchsetzen einer geheimen Abstimmung.

Doch Volker Homes warnt: „Das kann sich bis zum Ende der Konferenz am Freitag noch ändern. Momentan sind 66 Nationen bei der IWC registriert. Manche Länder hatten ihre Beiträge heute noch nicht bezahlt. Sobald sie ihre Rechnung begleichen, dürfen Sie auch mit abstimmen.“ Japan und seine Unterstützer werden den Fangstopp zwar nicht aufheben können, da dazu eine Dreiviertelmehrheit nötig ist. Solange die Walfänger ihre Quoten jedoch ohne internationale Kontrolle erhöhen können, diene diese Situation nur ihnen, so Homes.

„Der Walschutz steht auf Messers Schneide“, meint auch Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der IWC Tagung teilnimmt. „Noch läuft die IWC in unserem Sinne, aber dies kann sich täglich ändern“. Für die Artenschützer geht es vor allem darum, das seit 1986 geltende kommerzielle Walfangverbot aufrecht zu erhalten.

8.000 tote Wale für die Wissenschaft?

Unterdessen hat der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) eine neue Studie vorgestellt, wonach allein Japan seit 1986 über 8.000 Wale unter dem Deckmantel der Wissenschaft getötet hat. Ab dieser Saison wollen die Japaner nach Angaben des IFAW 935 Zwergwale, 50 Buckel- und 50 Finnwale jährlich jagen. Mit Hilfe der vorgeschobenen Wissenschaft umgeht Japan das seit 1986 geltende Walfangverbot.

„Dass der so genannte ‚wissenschaftliche‘ Walfang reiner Kommerz ist, zeigt unsere Studie deutlich auf“, sagt Ralf Sonntag, Meeresexperte und Leiter von IFAW-Deutschland. „Japans neueste Pläne, den Walfang auf weitere Arten auszudehnen, werden wieder unter dem Deckmantel der Wissenschaft präsentiert. Es ist völlig unnötig, es gibt schon genügend Informationen von toten Walen. Japans Regierung sollte den Walfang sofort einstellen.“

(WWF, IFAW, Pro Wildlife, 21.06.2005 – DLO)

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