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GFZ

Risikokarte sagt Sturmschäden voraus

Neues Modell liefert präzise Prognosen für Baden-Württemberg

Welche Regionen sind besonders anfällig für Stürme? Mit welchen durchschnittlichen Schäden pro Jahr an Wohngebäuden muss eine Gemeinde rechnen? Dies kann nun mithilfe eines neuen Schadensmodells zumindest für jeden Ort in Baden-Württemberg vorausgesagt werden.

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Wissenschaftler des Center for Disaster Management und Risk Reduction Technology (CEDIM) der Universität Karlsruhe und des GeoForschungsZentrums (GFZ) haben dieses Modell auf der Grundlage von Schäden vergangener Stürme entwickelt. Es gehört zum Projekt „Risikokarte Deutschland“, welches das CEDIM zur Vorhersage, Bewältigung und Schadensbegrenzung von Naturkatastrophen seit drei Jahren bearbeitet. Jetzt haben die Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe erste Ergebnisse zum Thema Sturm präsentiert.

„Mit der Sturmschadensrisikokarte können wir zum ersten Mal statistische Aussagen über die Sturm-Gefahr für eine ganze Region machen und die zukünftig zu erwartenden Schäden prognostizieren“, erklärt Professor Christoph Kottmeier, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung. Die Risikokarte entsteht in einer gemeinsamen Arbeit des Instituts für Hydromechanik und des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung. Sie basiert auf Häufigkeiten, mit denen besonders hohe Windgeschwindigkeiten an bestimmten Orten auftreten.

Folgen extrem starker Stürme simuliert

Die Wissenschaftler simulieren außerdem extrem starke Stürme, wie sie bisher noch nicht aufgetreten sind – mit erschreckendem Ergebnis: Bei einem Sturm, der eine um zehn Prozent höhere Windgeschwindigkeiten als der Orkan Lothar im Jahre 1999 besitzt, entstünde laut Kottmeier ein dreifach höherer Schaden an Gebäuden: Anstelle von 300 Millionen Euro wie 1999 wäre in diesem Fall mit 950 Millionen Euro zu rechnen. Von CEDIM erstellte Karten und Risikoanalysen können für die Vorsorgeplanung im Katastrophenfall im Hinblick auf Verkehrsleitung, Stromversorgung und Einsatz von Rettungskräften von großem Nutzen sein.

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Eine weitere Arbeitsgruppe des CEDIM beschäftigt sich mit den Schäden, die extreme Wetterlagen an Netzinfrastrukturen wie beispielsweise an Verkehrswegen oder Stromversorgungen anrichten können. „Solche Schäden können die Wirtschaftsaktivitäten ganzer Regionen lahm legen“, betont Professor Werner Rothengatter, Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung.

Leistungsfähiges Rettungssystem und rasche Schadensbeseitigung

Sein Team teilt das Management dieser Risiken in drei Bereiche ein: Erstens gilt es, kritische Punkte in Netz-Infrastrukturen herauszufinden, deren Störungen große Folgen für die menschliche Gesundheit und die Wirtschaftstätigkeit haben. Zweitens können Schäden durch Vorsorge begrenzt werden, indem gefährdete Anlagen beispielsweise erdbeben- oder überflutungssicher gemacht werden. Ausweichmöglichkeiten sind ein weiterer Weg, um die Auswirkungen von Katastrophen zu vermindern – ihre effiziente Nutzung setzt ein leistungsfähiges Informationssystem voraus. Dritter Bereich ist die Schadensbegrenzung. Dazu zählt ein leistungsfähiges Rettungssystem und eine rasche Schadensbeseitigung.

Versicherungen bieten sich zur Begrenzung der Schäden an. Bei großen Netz-Infrastrukturen tritt häufig der Staat als Versicherung ein, so dass die aus Naturereignissen resultierenden Kosten nicht transparent werden. Bei der Ausdehnung von öffentlich-privaten Partnerschaften für den Bau und der Unterhaltung von Verkehrsnetzen gibt es erste Versuche, Versicherungsprämien für kritische Infrastrukturteile zu ermitteln.

(idw – Universität Karlsruhe, 15.06.2005 – DLO)

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