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Medizin

Bluteiweiss hilft gegen Arthrose

Studie: Körpereigenes Protein bessert Symptome deutlich

Injektion ins Kniegelenk © Universität Düsseldorf

Ein körpereigenes Protein, das aus dem Blut gewonnen wird, lindert die Schmerzen von Arthrose-Patienten besser als bisherige Medikamente. Dies geht aus einer neuen Studie der Universitätsklinik Düsseldorf hervor. Im Rahmen der Untersuchung wurde Patienten mit Knie-Arthrose das Bluteiweiss im Rahmen der so genannten Orthokin-Therapie in das kranke Gelenk injiziert.

„Im Vergleich zur Injektion von Hyaluronsäure und Placebo zeigte sich ein deutlich größerer Behandlungserfolg bei der Orthokin-Therapie“, fasst Projektleiter Dr. Axel Baltzer die Ergebnisse der Studie zusammen, an der rund 400 Patienten teilnahmen. Hyaluronsäure ist eine künstliche Gelenkschmiere. Als Placebo wurde Kochsalzlösung injiziert.

Die Teilnehmer der Untersuchung wurden drei Versuchsgruppen zugeteilt (Orthokin, Hyaluronsäure und Placebo), um dann vor allem in der Orthopädischen Universitätsklinik oder dem Zentrum für Molekulare Orthopädie (Düsseldorf) behandelt zu werden. Die Arthrosetherapie umfasste in allen Gruppen sechs Sitzungen. Nach jeweils sechs Wochen, drei und sechs Monaten wurden die Patienten nachuntersucht und befragt. Hierbei wurden international anerkannte Schmerzparameter (Visuelle Analogskala) und Fragebögen (WOMAC-Score) eingesetzt. Der WOMAC-Test enthält Fragen zu Schmerzen, Gelenksteifigkeit und Gelenkfunktion.

Deutlich weniger Schmerzen durch Orthokin-Therapie

Auf der Visuellen Analogskala (0=kein Schmerz – 100=stärkster vorstellbarer Schmerz) lag die durchschnittliche Schmerzintensität bei der Erstuntersuchung bei 70. Sechs Monate nach der Behandlung zeigten sich deutliche Unterschiede: Die Orthokin-Gruppe gab eine über 50-prozentige Schmerzbesserung an, während in der Hyaluronsäure- und Placebo-Gruppe nur eine 25-prozentige Schmerzbesserung festgestellt wurden.

Im WOMAC-Score ermittelten die Mediziner bei Orthokinbehandlung ebenfalls eine Besserung der Symptome um über 50 Prozent. In den Vergleichsgruppen wurden nur 20 Prozent erzielt. Zudem benoteten die Patienten ihre Therapie: Als sehr gut bis befriedigend bewerteten bis zu 75 Prozent der Orthokin-Patienten die Therapie. Hingegen vergaben nur 40 Prozent das positive Urteil bei Hyaluronsäure und Placebo. Neben der Wirksamkeit wurde in der Studie die Sicherheit der Therapien auf den Prüfstand gestellt. Insgesamt traten nur bei einem geringen Anteil von Patienten milde lokale Nebenwirkungen auf. Am niedrigsten waren diese in der Orthokingruppe.

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„Insgesamt zeigte sich eine signifikant überlegene Wirkung der Orthokin-Therapie bei Kniegelenkarthrose im Vergleich zur Injektion von Hyaluronsäure und Placebo“, betont Baltzer. Bei der Behandlung mit dem körpereigenen Serum zeigten sich eine Erfolgsquote von 70 Prozent und die höchste Therapiezufriedenheit. An keinem Zeitpunkt zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen der Behandlung mit Hyaluronsäure und Placebo.

Arthrosetherapie mit Schutzproteinen

Die von dem Orthopäden Professor Dr. Peter Wehling und dem Molekularbiologen Julio Reinecke in Düsseldorf entwickelte Orthokin-Therapie basiert auf Erkenntnissen über die biologischen Mechanismen der Arthroseentstehung. Bei diesem Verfahren wird das Schutzprotein Interleukin-1-Rezeptorantagonist aus Patientenblut gewonnen und injiziert. Bekannt ist, dass das Protein Interleukin-1 (IL-1) einen wesentlichen Faktor bei der Entstehung von Arthrose und dem Abbau von Knorpel spielt. Als Arthrosetherapie eignet sich deshalb der natürliche Gegenspieler Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1Ra). Denn IL-1Ra wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und knorpelschützend, da es hemmend in den Knorpelabbau eingreift.

„Bisher steht bei der Arthrosebekämpfung die symptomatische Behandlung mit Hyaluronsäure, Schmerzmitteln und Kortison im Vordergrund, was insbesondere bei Langzeitbehandlungen beträchtliche Nebenwirkungen verursachen kann“, erklärt Professor Dr. Rüdiger Krauspe von der Orthopädischen Universitätsklinik Düsseldorf. „Die Studie zeigt nun erstmals, dass es eine wirksame und sichere Alternative auf biologischer Basis zu den bestehenden Therapiekonzepten gibt.“

(idw – Universität Düsseldorf, 01.06.2005 – DLO)

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