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Wo bleibt der Sylter Sand?

Erweiterung der Wattenmeerstation erleichtert Küstenforschung

Wattenmeerstation auf Sylt © Alfred-Wegener-Institut

Sylt verliert jedes Jahr einen Teil seines Sandes. Doch welchen Einfluss hat dies auf das Watt und die Insel selber? Wie ist es um den Vormarsch der pazifischen Austern bestellt und wieso stehen diese immer noch nicht auf dem Speiseplan der Nordsee-Strandkrabben? Diese und ähnliche drängende Fragen zur Küstenökologie sollen zukünftig stärker in internationaler Zusammenarbeit erforscht werden. Dazu fördert das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung den Neubau einer Wattenmeerstation auf Sylt.

Als gigantischer Wellenbrecher schützt die Insel Sylt das Watt und das Festland vor der Gewalt des Meeres. Nicht ohne Grund liegt daher Deutschlands nördlichste Forschungseinrichtung auf der beliebten Ferieninsel, denn die Wissenschaftler können hier wie in einem gigantischen Freiluftlabor die Veränderungen der Küste durch die Brandung beobachten: So verliert die Insel Jahr für Jahr und mit jedem Sturm mehr von ihrer sandigen Substanz. Doch was verschwindet davon für immer im Meer, was driftet zu den Nachbarinseln oder füllt die Watten auf?

Der Lösung dieser Probleme können Forscher durch die Erweiterung der bereits bestehenden Sylter Wattenmeerstation auf über 1.500 Quadratmeter bald näher kommen. Mithilfe modernster Arbeitsplätze werden die Wissenschaftler dann noch umfassender als bisher die Veränderungen in der biologischen Artenvielfalt direkt in der Nordsee oder im Labor mit fließendem Meerwasser analysieren. Zudem streben sie eine vermehrte internationale Zusammenarbeit mit Gastforschern an, da die Probleme der Küstenforschung erfahrungsgemäß nicht an den Landesgrenzen Halt machen.

Krabben auf Wanderschaft

Beispielsweise machen sich im Wattenmeer in rasantem Tempo pazifische Austern auf Muschelbänken breit. Doch wie wirken diese neuen Filtrierer auf das Nordseeplankton? Warum fressen Nordsee-Strandkrabben weiterhin Miesmuscheln statt die pazifischen Austern? Gastforscher aus Korea gaben wertvolle Hinweise über „ihre Austern“, während sie auf Sylt die Strandkrabben studierten, von denen die ersten unlängst an asiatischen Küsten auftauchten.

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In Kooperation mit dänischen, holländischen und polnischen Gastforschern untersuchen die Sylter Forscher zudem, wie der Meeressand als biologischer Filter funktioniert, wenn die Nordseewellen mehrere hundert Liter Wasser pro Tag und Quadratmeter durch die oberen Sandschichten drücken. Warum verstopft dieser Filter nie, trotz Überproduktion an Planktonalgen im überdüngten Nordseewasser? Bei einem Großexperiment im Sylter Watt sind die Forscher dabei dem Wattwurm auf die Spur gekommen. Der lockert und durchlüftet die Sedimente so, dass dieser Biofilter stets optimal funktionieren kann.

Forschungsstation und Erlebniszentrum

Mit dem Neubau der Wattenmeerstation werden die noch aus militärischer Nutzung stammenden weitläufigen Betonflächen als standorttypische Trockenrasen und Dünen renaturiert. Mit dem für Spaziergänger geplanten Uferweg zwischen Forschungsstation und Strand gewinnt auch der Ort List, der zurzeit seine Seefront rundum erneuert: Hafen und Strandpromenade sind bereits fertig und ein großer Parkplatz für die Besucher ist seit Pfingsten nutzbar. Aber die Pläne gehen noch weiter: komplett wird das Ganze erst mit einem maritimen Erlebniszentrum „Naturgewalten“ sein, das Forschungsstation und Lister Hafen verbinden soll. Die Baukosten von fast sechs Millionen Euro für den Neubau teilen sich Bund und das Land Schleswig-Holstein im Verhältnis neun zu eins.

(Alfred-Wegener-Institut, 31.05.2005 – AHE)

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