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Medizin

Impfen gegen Krebs?

Studie belegt Wirksamkeit von Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung, die pro Jahr etwa 230.000 Todesopfer fordert. Es besteht jedoch berechtigter Anlass zur Hoffnung, in Zukunft viele Erkrankungsfälle verhindern zu können. Denn Gebärmutterhalskrebs wird überwiegend durch so genannte Humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst, gegen die Forscher zur Zeit einen Impfstoff entwickeln. Dieser befindet sich noch in der Erprobung, könnte aber bereits in wenigen Jahren zugelassen werden.

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Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs ist derzeit die jährliche Früherkennung im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Dabei wird auch ein Zervixabstrich durchgeführt und unter anderem darauf untersucht, ob die Zellen auffällige Veränderungen aufweisen. Denn mit den Humanen Papillomaviren infizierte Zellen durchlaufen über mehrere Jahre erst verschiedene Vorstufen, bevor es zur gefährlichen Krebserkrankung kommt. Bei rechtzeitiger Diagnose können die Vorstufen behandelt werden, um so die Krebsentstehung zu verhindern.

Zusammenhang zwischen HPV und Krebs kaum bekannt

Laut einer in fünf Ländern durchgeführten Befragung von Mutter-Tochter-Paaren ist dies aber vielen Frauen nicht bewusst. Mit dem Begriff „Zervixkarzinom“ wussten Frauen in Europa wesentlich weniger anzufangen als in Kanada. „Als sie schließlich mit den Fakten über das Zervixkarzinom und den Zusammenhang mit HPV konfrontiert wurden, waren sie schockiert“, berichtete Dr. Delphine Duchâteau vom Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline, das den impfstoff entwickelt hat. Einige Frauen gerieten regelrecht in Panik und wollten sofort einen Gynäkologen aufsuchen. Panik, so Duchâteau, solle keinesfalls erzeugt werden. Die Studie zeige jedoch, wie wichtig eine breitere Aufklärung der Bevölkerung vor der Einführung einer prophylaktischen Impfung sei.

Zielgruppe vor allem Mädchen und junge Frauen

Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene HPV-Typen, von denen knapp 30 zu Infektionen im Genitalbereich führen können. Diese werden fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen, wobei sich viele junge Mädchen und Frauen bereits beim „ersten Mal“ infizieren. Nach Zulassung des Impfstoffes werden sich die Impfbemühungen deshalb voraussichtlich auf die Altersgruppe der 10- bis 13-Jährigen konzentrieren, das heißt vor beginn der sexuellen Aktivität.

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Wie Prof. Tom Wright, Columbia University, New York City, USA, betonte, dürfen aber auch erwachsene Frauen nicht außer Acht gelassen werden. Denn viele von ihnen haben im Laufe des Lebens mehrere Sexualpartner und können sich auch im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren erstmalig oder erneut mit dem Virus infizieren. Wright verwies auch darauf, dass sich durch einen effektiven Impfstoff sehr wahrscheinlich nicht nur das Auftreten des Gebärmutterhalskrebses reduzieren lässt – ein solcher Effekt wäre erst etwa 20 Jahre nach Einführung der Impfstoffe erkennbar. Auch dadurch dass bei den Vorsorgeuntersuchungen wesentlich seltener auffällige Befunde gefunden werden, wären die Frauen weniger beunruhigt und verunsichert. Weitere Untersuchungen oder Eingriffe zur Behandlung von Krebsvorstufen wären ebenfalls nicht mehr so häufig notwendig. Ein Impfstoff wird die Vorsorgeuntersuchungen allerdings nicht ersetzen.

HPV-Infektionen häufiger als andere sexuell übertragbare Erkrankungen

In einer Studie an Studentinnen der Universität Seattle wurde bei 28 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 20 Jahren eine HPV-Infektion festgestellt. Der Nachweis von Humanen Papillomaviren weist nicht zwangsläufig auf ein erhöhtes Krebsrisiko hin, da viele Virustypen keine bösartigen Veränderungen verursachen. Gefährlich sind jedoch beispielsweise die HPV-Typen 16 und 18, die weltweit für etwa 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.

„Ein Impfstoff gegen diese beiden Typen wäre deshalb ein großer Fortschritt, um den Gesundheitszustand der Frauen zu erhalten“, erklärte Dr. Laura A. Koutsky von der Universität von Washington während eines Symposiums. Dies gelte besonders für Entwicklungsländer, in denen rund drei Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Denn regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen seien dort aufgrund der schlechteren medizinischen Versorgung nicht möglich. Mit etwa 2.000 Todesfällen pro Jahr fordert diese Krebsart aber auch in Deutschland immer noch mehr Todesopfer als in den meisten anderen europäischen Ländern.

An der Studie teilgenommen hatten 1.113 Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, bei denen akute Infektionen mit den Viren durch die dreimalige Impfung zu 90 Prozent verhindert werden konnten. Noch wichtiger aber war, dass es bei keiner der Frauen zu einer dauerhaften („persistierenden“) Infektion kam. Denn nur wenn sich der Erreger über einen längeren Zeitraum einnistet, kann es zum Krebs kommen. Der Impfstoff schützt aber möglicherweise noch vor weiteren Humanen Papillomaviren, die mit den Typen 16 und 18 verwandt sind und ebenfall für Zervixkarzinome verantwortlich sind – so das Ergebnis einer weiteren Auswertung der Studiendaten.

(GlaxoSmithKline, 25.05.2005 – NPO)

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