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Biologie

Neue Säugetier-Art entdeckt

Forscher finden bisher unbekanntes Nabelschwein im Amazonasurwald

Halsbandpekari © Zoo Poznan

Beinahe täglich werden auf der Erde neue Insektenspezies gefunden, doch dass sich irgendwo auf der Welt noch große Säugetiere verbergen könnten, galt unter Biologen als sehr unwahrscheinlich. Umso spektakulärer ist daher die Entdeckung zweier bislang unbekannter Säugetiere in der entlegenen Amazonasregion Aripuanã.

Lothar Frenz, Author des Magazins Geo, und der holländische Zoologe Marc van Roosmalen haben im brasilianischen Urwald als erste Biologen mehrere Exemplare einer neuen Nabelschweinart mit dichtem Fell aus schwarzen und hellen Borsten entdeckt. Die Tiere sind gut 1,35 Meter lang und 40 Kilogramm schwer; die damit größte Nabelschweinart Südamerikas erhielt von den Forschern den Namen „Riesenpekari“. Über die Entdeckung wird in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Geo berichtet.

Bislang kannte die Wissenschaft zwei Arten von Nabelschweinen aus Amazonien, beide leben auch am Aripuanã: Das etwas größere, bis 1,15 Meter lange, dunkle Weißbartpekari mit heller Zeichnung unter dem Maul ist in Trupps von bis zu 300 Schweinen unterwegs, die laut ihre Zähne aufeinanderschlagen. Dagegen erreicht das kleinere Halsbandpekari mit dem weißen Kragen nur eine Länge von etwa einem Meter und streift in Rotten von bis zu 30 Tieren durch den Wald – grunzend, um den Zusammenhalt in der Gruppe nicht zu verlieren.

Im Gegensatz dazu zieht das Riesenpekari leise und nur paarweise umher, bestenfalls zu viert, wenn Jungtiere dabei sind. Van Roosmalen hatte bereits Spuren der neuen Nabelschweinart auf seinen jahrelangen Streifzügen durch den schwer zugänglichen Wald am Rio Aripuanã erspäht, einem Gebiet von der Größe Frankreichs, das sich im brasilianischen Amazonien zwischen dem Rio Madeira und dem Rio Tapajós erstreckt. Der Fotonachweis gelang aber erst jetzt im Zuge der Nachforschungen von Lothar Frenz.

Nicht minder bedeutend ist der Fund einer neuen, bislang wissenschaftlich nicht erfassten Zwergseekuh in einem Seitenarm des Rio Aripuanã. Sie ist 1,30 Meter lang und etwa 60 Kilo schwer und hat damit annähernd die halben Ausmaße der bekannten Amazonas-Seekuh. Auch farblich unterscheidet sich die dunkelgrauschwarze Miniatur-Seekuh von ihren großen hellgrauen Verwandten. Ob es sich dabei tatsächlich um eine eigenständige Art, eine Unterart oder nur um eine Zwergform der Amazonas-Seekuh handelt, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt.

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Aus den Berichten einheimischer Jäger schließt van Roosmalen, dass die Region noch zahlreiche weitere Neuentdeckungen bereithält, Arten, für die es auch spezielle, noch unbeleuchtete ökologische Nischen geben muss.

Unter Schutz steht das wasserreiche Urwaldgebiet bislang nicht. Als es darum ging, Prioritäten für die Errichtung von Schutzgebieten in Amazonien festzulegen, deklarierten es Naturschützer in den 1990er Jahren als ‚eher artenarm‘. „Aber das war falsch“, sagt Roosmalen, „hier hatte einfach noch keiner richtig nachgeschaut.“

(GEO / Gruner + Jahr, 25.05.2005 – NPO)

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