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Geowissen

Urzeitmeer ohne Gezeiten

Neue Simulation enthüllt gigantischen Salzsee ohne viel Bewegung

Das Meer der Vorzeit glich wahrscheinlich weniger einem rollenden Ozean als vielmehr einem riesigem salzigen See. Das haben britische Wissenschaftler mithilfe eines neuen Computermodells herausgefunden. Die Simulation des Tidenhubs in Nordwesteuropa vor rund 300 Millionen Jahren zeigt kaum Gezeiten und ist damit den heutigen Meeren eher unähnlich.

Die Wissenschaftler um Peter Allison vom Imperial College in London nutzten Informationen über die Verteilung der Landmassen zur Zeit des Paläozoikums, vor rund 570 bis 245 Millionen Jahren, und über die Gezeitenwirkung des Mondes um eine computergestützte Simulation des Meeresverhaltens zu entwickeln.

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“Es ist sehr schwierig zu verstehen, wie sich diese gewaltigen, alten Meeresbecken verhielten, da wir heute auf der Erde keine Beispiele für diese Art von Gewässern haben“, erklärt Allison. „Wir haben das neue Computermodell genutzt, um auf den Tidenhub in den urzeitlichen Meeren Nordwesteuropas schließen zu können und zu zeigen, dass sie nahezu gezeitenlos waren. Das Verständnis des Verhaltens dieser riesigen, flachen Wasserflächen ist entscheidend für unser Wissen über Klima und Umwelt der Vergangenheit und die Evolution und Diversifikation des frühen marinen Lebens.

Das Computermodell enthüllt ein Bild des paläozoischen Ozeans, in dem selbst primitive Lebensformen um ihr Überleben kämpfen mussten. Gezeiten sorgen normalerweise dafür, dass gerade die flachen Küstengewässer durchmischt werden und damit lebensnotwendiger Sauerstoff auch in tiefere Schichten gelangt. Doch im Urozean fehlte diese Durchmischung.

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Die dadurch verursachte Sauerstoffknappheit kann im Extremfall zum Absterben von Lebensformen wie dem Plankton führen. Deren Abbau wiederum verstärkt noch den Sauerstoffmangel und trägt dazu bei, eine eher lebensfeindliche Umwelt zu schaffen. Zumindest im gebiet des heutigen Nordwesteuropas könnte dies nach den Ergebnissen der Simulation, tatsächlich der Fall gewesen sein.

Nach Schätzungen der Wissenschaftler kann das neue Computermodell das Verhalten des Meeres um ein Mehrfaches schneller simulieren als bereits existierende Systeme und hat damit Potenzial auch für die Analyse von anderen Ozeanstrukturen. „Obwohl es jetzt noch Forschung ‚ins Blaue hinein’ ist, testen wir hier eine spannende neue Modellierungs-Technologie, die uns letztlich auch helfen könnte, den Klimawandel vorherzusagen“, erklärt Martin Wells, Mitarbeiter an der Simulation.

(Imperial College, University of London, 10.05.2005 – NPO)

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