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Ökologie

Virenalarm für Mittelmeer-Fische

WWF: Tunfischfarmen als Quelle für fremde Krankheiten

Die Fische im Mittelmeer sind nach Einschätzung des WWF durch „exotische“ Krankheitserreger stark gefährdet. Die Umweltschützer machen dafür die im großen Stil in den mediterranen Tunfischfarmen verfütterten Fische verantwortlich. Diese stammen meist aus anderen Gewässern und schleppen fremde Viren ein, denen ihre Verwandten im Mittelmeer nur wenig entgegenzusetzen haben.

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„Die Europäische Union muss den Einsatz von importiertem und unverarbeitetem Futterfisch verbieten“, fordert Stefanie Schmidt, Fischereireferentin des WWF Deutschland. „Das Risiko, dass sich die Mittelmeerfische mit einem für sie tödlichen Virus anstecken, ist einfach zu hoch. Neue Krankheiten können ganze Fischbestände gefährden. Darunter leiden das ganze Ökosystem und schließlich auch die Fischer, deren Existenzgrundlage auf dem Spiel steht.“

Im Mittelmeer gehören Fischereiunternehmen in Spanien, Malta, Italien, Griechenland und Zypern zu den Hauptbetreibern von riesigen Tunfischfarmen. Dort werden die Tunfische zunächst gefangen und dann in Zuchtbecken etwa sechs Monate lang auf Idealmaß gemästet. Wie der WWF-Bericht aufzeigt, werden sie während dieser Zeit mit großen Mengen an gefrorenen und unbehandelten kleineren Fischen gefüttert, die hauptsächlich vor den Küsten Westafrikas, Nord- und Südamerikas und im Nordatlantik gefangen werden.

Laut WWF landen jedes Jahr etwa 225.000 Tonnen Hering, Lodde und weitere nicht-mediterrane Arten in den Zuchtbecken. Futterreste und die Ausscheidungen der gemästeten Tunfische gelangen in das Wasser, das die Becken und Tanks umgibt. Seevögel, die sich ebenfalls an den Futterfischen laben, bringen einzelne Bestandteile sogar bis in die offene See und in weit entfernte Küstengebiete. Viren, die in den Ursprungsregionen kaum negative Auswirkungen haben, können unter den dort lebenden Fischen schlimme Krankheiten und Seuchen auslösen.

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Die laut WWF bislang spektakulärste Fisch-Epidemie, die in Tunfischfarmen ihren Ausgang nahm, hatte sich in den 1990er Jahren in Australien ereignet. Bis 1995 waren 5.000 Kilometer Küste von der Seuche betroffen. Am Ende waren drei Viertel aller ausgewachsenen Sardinen Australiens verendet.

„Leider kann man nie ausschließen, dass Futterfische völlig virenfrei sind. Deshalb ist ein totales Verbot solcher Füttermethoden die einzige Lösung“, stellt Stefanie Schmidt klar. In Dänemark ist das Verfüttern von unverarbeiteten Fischen in Salzwasser-Aquakulturen bereits seit 1985 untersagt. Der WWF fordert eine Ausweitung dieses Verbots auf alle EU-Staaten.

(WWF, 06.05.2005 – DLO)

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