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Bildung

Girls‘ Day: Mädchen erobern Forschungszentren

Großer Ansturm beim „Technik-Schnuppertag" am 28. April

Schülerinnen bauen Windräder und testen sie im Luftstrom, sie reinigen in biologischen Laboren Proteine und isolieren die Erbsubstanz DNA, sie untersuchen schwebende Winzlinge in der Luft wie Feinstaub und Schimmelsporen, simulieren biologische und technische Prozesse am Computer und erleben modernes Forschungsmanagement: Zum Girls‘ Day am 28. April 2005 werden rund 1.000 wissbegierige Mädchen allein in den Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft erwartet. Sie nutzen damit die Chance, sich über die vielfältigen Berufswege zu informieren, die ein großes Forschungszentrum jungen Frauen bietet.

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Der „Technik-Schnuppertag“ für Mädchen bietet bundesweit aber über 6.800 Veranstaltungen an. Am Girls‘ Day werden zum fünften Mal Schülerinnen in ganz Deutschland einen Tag lang technische, wissenschaftliche und handwerkliche Berufe erleben. Mehr als 6.800 Firmen, Ministerien, Medienanstalten, Werkstätten und andere Einrichtungen bieten bundesweit über 125.000 Plätze für Mädchen der 5. bis 10. Klassen an.

„Mädchen bringen wegen ihrer guten Schulabschlüsse und hohen Leistungsbereitschaft gute Voraussetzungen gerade auch für technisch anspruchsvolle Berufe mit“, sagten Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, am Mittwoch in Berlin. Dennoch entscheide sich die Mehrzahl der Schülerinnen noch immer für „klassisch weibliche“ Berufe.

Lust auf zukunftsorientierte Berufe

„Der Girls‘ Day weckt Lust auf Berufe, die zukunftsorientiert sind“, sagte Bulmahn. Die Bundesbildungsministerin wies darauf hin, dass technisches Wissen in immer mehr Berufen eine zunehmend wichtige Rolle spiele. „Mädchen nutzen nicht alle Zukunftschancen, wenn sie sich “ wie leider noch viel zu oft “ vor allem verschließen, was mit Technik zu tun hat.“ Der Girls‘ Day baue Hemmschwellen ab und zeige Mädchen die Breite der Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten, so Bulmahn.

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„Eltern, Lehrkräfte, Berufsberaterinnen und -berater, aber auch Personalverantwortliche in Unternehmen sollten Mädchen ermutigen, Berufe mit Zukunft zu erkunden. Die Vorstellung, dass bestimmte Berufe typisch männlich oder typisch weiblich sind, ist überholt“, so Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Noch immer ist der Anteil von Frauen in technisch-wissenschaftlichen Berufen gering. Wissenschaft verständlich vermitteln, Berührungsängste zu den Naturwissenschaften abbauen, Technik-Begeisterung wecken sowie Mädchen Mut machen, eigene Wege jenseits traditioneller Rollen zu gehen. In der Helmholtz-Gemeinschaft kommt auch der direkte Kontakt mit Wissenschaftlerinnen nicht zu kurz. Zusammen mit den praktischen Erfahrungen fördern persönliche Gespräche die Motivation, sich für eine Karriere in Forschung und Wissenschaft zu entscheiden.

Die Helmholtz-Zentren beteiligten sich am Girls‘ Day mit Führungen, Vorträgen und kleinen Experimenten. Organisiert werden die Veranstaltungen vor Ort von den Gleichstellungsbeauftragten, in vielen Zentren ist das örtliche Helmholtz-Schülerlabor in die Vorbereitungen und Gestaltung des Girls‘ Day eingebunden.

VDI fordert mehr Technikangebote für Mädchen in Schulen

Um den Technikstandort Deutschland zu stärken und ausreichenden Ingenieurnachwuchs zu bekommen, fordert der VDI zum bundesweiten Girls’Day, dass besonders in der Schule vermehrt technikbezogene Angebote für Mädchen geschaffen werden. „Bisher hat es die Bildungspolitik versäumt, Mädchen ausreichend zu fördern“, sagt Susanne Volz, Vorsitzende des VDI-Bereichs Frauen im Ingenieurberuf. „Aber nur wenn wir Mädchen schon in den Schulen für Technik begeistern, werden mehr Schülerinnen ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium aufnehmen.“ Derzeit beträgt der Studentinnenanteil in den Ingenieurwissenschaften nur gut 20 Prozent. In den klassischen Ingenieurfächern wie Elektrotechnik oder Maschinenbau liegt er noch deutlich darunter.

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels 2010 in den Ingenieurwissenschaften ist dies eine unbefriedigende Situation. „Der Maschinenbauingenieur watet nicht knietief im Schmieröl und das Ingenieurstudium dreht sich nicht nur um reine Technik“, wehrt sich die VDI-Expertin gegen Klischees. „Heute sind oftmals Projektarbeit oder etwa Fremdsprachen Teil der Ausbildung. Dieser Wandel kommt den Studentinnen sehr entgegen.“ Es sei auch falsch zu behaupten, dass Frauen einen schlechteren Zugang zu technischen Berufen haben. Sie haben einen anderen Zugang. „Frauen sind aufgrund ihrer ausgeprägten sozialen Kompetenzen häufig besser in der Lage, sich auf Kundenwünsche einzustellen. Sie versuchen nicht, ihrem Gegenüber aus lauter Technik-Begeisterung die eigene Meinung unterzuschieben.“

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland beim prozentualen Anteil von Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlern am Ende der Skala. Gerade mal 9,6 Prozent beträgt er in der industriellen Forschung. In sieben von zehn europäischen Ländern liegt der Anteil jedoch bei etwa 20 Prozent. „Eine Situation, die nicht länger tragbar ist“, so Volz. „Erwerbs- und Familienarbeit muss für Frauen und Männer vereinbar sein und die Chancengleichheit für motivierte und hoch qualifizierte Frauen gilt es zu verbessern.“

(idw – Helmholtz-Gemeinschaft, BMBF, VDI, 28.04.2005 – DLO)

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