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Medizin

Keine Entwarnung bei HIV/AIDS

Zahl an Neuinfektionen bleibt hoch

Die Zahl an HIV-Neuinfektionen in Deutschland hat sich im Jahr 2004 mit knapp 2.000 Fällen auf hohem Niveau stabilisiert. Dies geht aus dem neuen HIV/AIDS-Halbjahresbericht des Robert Koch-Instituts hervor. Besorgt sind die Wissenschaftler insbesondere über den deutlichen Anstieg an HIV-Erstdiagnosen bei homosexuellen Männern. Die Zahl der Neuinfektionen ist in dieser Gruppe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent gewachsen.

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Bei Syphilis stieg die Zahl der gemeldeten Fälle im gleichen Zeitraum ebenfalls von 2.934 im Jahr 2003auf 3.345 im Jahr 2004. Auch hier ist der Anstieg bei der Gruppe der Männer mit gleichgeschlechtlichen Kontakten besonders deutlich.

Das Schutzverhalten der sexuell aktiven Menschen ist nach der neuen Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2004“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in einzelnen Gruppen schlechter geworden.

Zwar verhüten die unter 45-jährigen Alleinlebenden weiterhin auf hohem Niveau, aber das Schutzverhalten ist generell rückläufig, auch in Risikosituationen. Benutzten beispielsweise zu Beginn einer neuen Beziehung im Jahr 2000 noch 78 Prozent Kondome, so sind es 2004 nur noch 70 Prozent. „Diese Entwicklungen zeigen, dass differenzierte Datenanalysen sowie zielgruppengenaue Aufklärungskonzepte notwendig sind“, betonen Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts und Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

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HIV wird nicht mehr ernst genommen

Bislang werden für das Jahr 2004 insgesamt 1928 HIV-Neuinfektionen gemeldet, 2003 waren es 1979. Männer, die Sex mit Männern haben, stellen mit knapp 47 Prozent die größte Betroffenengruppe. Auffällig an der Altersverteilung bei dieser Gruppe ist die Zunahme der Erstdiagnosen bei den 30- bis 49-Jährigen.

„Das ist beunruhigend, weil es sich dabei um Menschen handelt, die vor allem in den Achtzigerjahren das durch HIV/AIDS verursachte Leid in ihrem Umfeld selbst erfahren haben und bisher über einen längeren Zeitraum eine HIV-Infektion vermeiden konnten“, unterstreicht Reinhard Kurth.

„Besondere Sorge bereitet uns auch der wachsende Therapieoptimismus, der viele Menschen dazu verleitet, das HI-Virus nicht mehr als gefährlich einzuschätzen und deshalb in ihrem Schutzverhalten nachzulassen“, so Elisabeth Pott.

Deutliche regionale Unterschiede

Die Entwicklung bei den HIV-Erstdiagnosen bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten weist regionale Unterschiede auf: am deutlichsten steigen die Zahlen in Berlin, zunehmende Zahlen von Erstdiagnosen werden aber auch in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein registriert. In den übrigen Betroffenengruppen bleibt die Zahl der Erstdiagnosen gleich (heterosexuell Infizierte und Personen aus Hochprävalenzregionen, in denen mehr als ein Prozent der Bevölkerung HIV-infiziert ist) oder geht zurück (Drogengebraucher).

In der Gruppe der Männer, die mit Männern Sex haben, ist Syphilis eine besondere Gefahr im Sinne eines Schrittmachers für HIV/AIDS. Bei heterosexuellen Sexualkontakten muss deutlich auf die steigenden Gefahren durch die hohen HIV-Infektionsraten in Osteuropa und Infektionsrisiken durch zunehmende Prostitution hingewiesen werden. Die BZgA hat in ihrer Aidsaufklärung den Bereich der sexuell übertragbaren Krankheiten weiter intensiviert. Dabei sind gerade die Ärzte wichtige Kooperationspartner.

(idw – Robert Koch-Institut, 20.04.2005 – DLO)

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