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Medizintechnik

Mit großen Magneten gegen kleine Gerinnsel

Neue 3-Tesla-Tomographen machen kleinste Schlaganfälle sichtbar

Neue Tomographen, die mit extrem starken Magnetfeldern arbeiten, machen Schlaganfälle besser sichtbar als herkömmliche Geräte. Das konnten Radiologen der Universität Bonn in einer neuen Studie zeigen. Die 3-Tesla-Tomographen stellen selbst kleinste Hirninfarkte fest.

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250.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Hirnschlag – für jeden Dritten endet er tödlich. Ein weiteres Drittel überlebt nur mit schweren Behinderungen, obwohl sich heute bei frühzeitiger Behandlung Lähmungen oder Sprachstörungen vermindern lassen.

Wie bei kaum einer anderen Erkrankung kommt es beim Schlaganfall auf eine frühzeitige Behandlung an. Bei dem gefürchteten Hirninfarkt verschließt ein Pfropf beispielsweise aus geronnenem Blut eine der Arterien, die die Nervenzellen mit Sauerstoff und Zucker versorgen. Je länger man mit der Therapie wartet, desto größer die Gefahr, dass Hirngewebe abstirbt. Je nach betroffener Region können Lähmungen oder Sprachstörungen die Folge sein.

Heute versucht man daher, das Gerinnsel möglichst schnell mit Medikamenten aufzulösen. Dazu schieben die Ärzte einen dünnen Schlauch durch die Hirngefäße bis zum Gerinnsel. Über diesen Katheter führen sie dann den Wirkstoff zu, der den Blutpfropf auflösen soll. Damit das Ganze funktioniert, müssen die Mediziner innerhalb von vier bis sechs Stunden nach dem Schlaganfall mit der Behandlung beginnen. Sprich: Innerhalb dieser Zeit müssen sie genau wissen, ob die Symptome des Patienten wirklich durch einen Hirninfarkt verursacht worden sind und wo genau die Durchblutungsstörung sitzt.

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MRT liefert schnelle Diagnosen

„Da, ähnlich wie beim Herzinfarkt, auch beim Hirninfarkt jede Minute zählt, ist es sehr wichtig, diese Diagnose möglichst sicher und möglichst schnell zu stellen“, betont die Bonner Radiologin Professor Dr. Christiane Kuhl. „Mit Computertomographen geht das jedoch erst nach einigen Tagen – viel zu spät, um Spätfolgen des Infarkts noch zu vermeiden.“ Abhilfe verspricht die Magnetresonanz-Tomographie (MRT). „Bei einem Schlaganfall schwellen die Zellen in der Umgebung an“, erklärt Kuhl. „Daher kann das Gewebswasser nicht mehr ungehindert zirkulieren. Diese Einschränkung lässt sich im so genannten Diffusions-gewichteten MRT-Bild sehen – und zwar praktisch sofort, wenige Minuten nach dem Infarkt.“

Einen Haken hat die Sache: Das Signal, das durch die eingeschränkte Wasserzirkulation entsteht, ist extrem schwach. Gerade kleine oder sehr frische Schlaganfälle können daher den Augen der Radiologen entgehen. Hoffnung setzen die Mediziner auf eine neue Generation von MRT-Geräten, die mit extrem hohen Magnetfeldstärken arbeiten – so genannte 3-Tesla-Tomographen.

Sie liefern ein kontrastreicheres Bild als die bislang verfügbaren 1,5-Tesla-Geräte, bei denen der Magnet nur halb so stark ist. Kehrseite der höheren Feldstärke ist aber eine größere Zahl von Bildfehlern. „Es war daher bislang umstritten, ob die 3-Tesla-Technik bei der Früherkennung von Schlaganfällen überhaupt Vorteile bringt“, sagt Professor Kuhl.

3-Tesla-Bilder machen auch kleinste Infarkte sichtbar

Die Bonner Studie widerlegt diese Befürchtungen. Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 25 Patienten mit Schlaganfall-Symptomen. Bei 19 von ihnen fanden sie sowohl auf den 1,5-Tesla-Bildern als auch auf den 3-Tesla-Bildern Infarktherde. „Auf den 3-Tesla-Bildern zählten wir insgesamt 47 Infarkte, auf den 1,5-Tesla-Bildern dagegen nur 36“, fasst die Radiologin die Ergebnisse zusammen.

Für die Entscheidung „Schlaganfall – ja oder nein?“ hätten die 1,5-Tesla-Bilder demnach zwar ausgereicht. „Die kleinen Infarktherde waren dort jedoch nur zum Teil zu sehen. Gerade sie lassen aber weit reichende Schlüsse auf den Zustand der Hirngefäße zu – beispielsweise, ob zum Beispiel verkalkte Hirn-Arterien bereits zu bleibenden Durchblutungsstörungen geführt haben, die aber noch keine Symptome verursachen. Dann ist es höchste Zeit, die Patienten entsprechend zu behandeln, um Schlaganfällen vorzubeugen.“

(idw – Universität Bonn, 12.04.2005 – DLO)

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