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Umwelt

Deutsche wollen Rußfilter für Neuwagen

BDI fordert mehr Sachlichkeit in der Feinstaubdebatte

Nach der Diskussion um die Gefahren des Feinstaubs bekennt sich die Mehrheit der Deutschen zu einer schärferen Regelung. In einer Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin stern und RTL sprachen sich 89 Prozent der Befragten dafür aus, dass für neue Diesel-Autos Rußfilter gesetzlich vorgeschrieben werden.

Das Meinungsforschungsinstitut hatte zwischen dem 31. März und 1. April 1.002 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger befragt.

BDI: Thema Feinstaub nicht auf Rußfilter reduzieren

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Für mehr Sachlichkeit in der Feinstaubdebatte plädierte dagegen anlässlich des Weltgesundheitstags am 7. April 2005 BDI-Präsident Jürgen R. Thumann. „Die deutsche Industrie hat in den vergangenen Jahren bereits Beträchtliches für die Luftqualität geleistet, und sie bekennt sich weiter zu ihrer Verantwortung für die Reinhaltung der Luft“, sagte Thumann.

„Das Thema Feinstaub darf nicht auf die Frage der Rußfilter für Dieselfahrzeuge reduziert werden. Denn der Anteil des Dieselrußes an den Feinstaubemissionen ist gering. Die Abgase der Diesel-Pkw und der Lkw tragen weniger als zehn Prozent zur Feinstaubbelastung in Deutschland bei. Vor diesem Hintergrund wird die gegenwärtige Debatte viel zu einseitig geführt“, so Thumann.

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Er hob hervor, dass ein großer Teil des Feinstaubs gar nicht lokaler Herkunft sei. „In Berlin kommen je nach Windrichtung zwischen 50 und 70 Prozent der Partikel von außerhalb“, erklärte Thumann. Einzelne und lokal begrenzte Maßnahmen wie Sonntagsfahrverbote seien daher nicht Ziel führend. „Wir brauchen keinen Aktionismus, sondern eine Vorsorgepolitik mit Augenmaß“, betonte Thumann. Zumal einige vor kurzem erlassene Luftreinhaltevorschriften ihre volle Wirkung erst in der nächsten Zeit entfalteten. „Es handelt sich um äußerst komplexe Vorgänge in der Atmosphäre“, so Thumann. „Weitere Verbesserungen der Luftqualität brauchen Zeit, das bestätigt auch das Umweltbundesamt.“

Deshalb sei es auch sinnvoll, die Rußemissionen aus Dieselfahrzeugen durch den zügigen Einbau von Rußfiltern zurückzuführen. Thumann hob hervor, dass die deutsche Automobilindustrie unter Beweis gestellt habe, dass sie bereit sei, ihren Beitrag zu leisten. Allein im vergangenen halben Jahr habe die Automobilindustrie ihr Modellangebot auf 80 Typen mit Partikelfilter mehr als verdoppelt.

NABU warnt vor tödlichen Folgen von Luftverschmutzung

Der Naturschutzbund NABU verurteilt derweil in einem TV-Spot die anhaltende Luftverschmutzung und Belastung durch Feinstaub und geht dabei in die Offensive. In einem eindrucksvollen 45 Sekünder, der ab sofort bundesweit auf Kanälen gezeigt wird, warnt der NABU nachdrücklich vor den tödlichen Folgen von Luftverschmutzung. In dem Beitrag geht ein Taucher an Land. Doch nicht nur er bezieht die Luft zum Atmen aus der Sauerstoffflasche, sondern alle Mitwirkenden.

Die Botschaft, die praktisch ohne Worte auskommt, ist klar: „Wenn wir uns nicht um die Qualität unserer Luft kümmern, wird sie uns irgendwann einfach ausgehen“. Nach einer EU- Studie sterben bereits jetzt etwa 65.000 Menschen in Deutschland pro Jahr durch Luftverschmutzungen.

Der NABU drängt vor diesem Hintergrund auf schnelle Maßnahmen zur Verringerung der Feinstaub-Belastung in deutschen Städten. „Die ganze Feinstaub-Debatte ist ein klassisches Beispiel für das Versagen nationaler Umweltpolitik“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Bund, Ländern und Kommunen sei seit 1999 bekannt, dass sie vom 1. Januar 2005 an schärfere Grenzwerte für Feinstaub einhalten müssen. Werden sie nicht tätig, kann die EU-Kommission Klage wegen Verletzung des EU-Vertrags erheben, was zu Geldbußen von mehreren Millionen Euro pro Tag führen kann.

Der NABU fordert – neben der steuerlichen Förderung von Partikelfiltern in neuen und gebrauchten Pkw, Lkw und Bussen – Geschwindigkeitsreduzierungen von 30 Stundenkilometern in Innenstädten. Wenn diese Maßnahmen nicht greifen, müsse aus Sicht des NABU auch über Straßensperrungen und Fahrverbote nachgedacht werden. „Wer Verkehrsbeschränkungen daher als eine der wenigen, kurzfristig wirksamen Möglichkeiten grundsätzlich ausschließt, spielt mit der Gesundheit vieler tausend Menschen“, betonte Tschimpke.

(Stern/Forsa/BDI/NABU, 07.04.2005 – DLO)

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