Die Chance, einen Herzinfarkt zu überleben, ist für Männer deutlich besser als für Frauen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die Ludwigshafener Forscher bei der Jahrestagung der Deutschen Kardiologengesellschaft vorgestellt haben.
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Die Forscher um Dr. Birgit Frilling gehen davon aus, dass dafür allerdings weniger medizinische als gesellschaftliche Gründe verantwortlich sind. Noch immer wird das Herzinfarktrisiko von Frauen unterschätzt und die Behandlung eines akuten Anfalls erfolgt später und weniger intensiv als bei Männern.
„Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Haupttodesursache von Frauen, ihr Risiko für solche Erkrankungen wird jedoch noch immer sowohl von den Frauen selbst als auch von den behandelnden Ärzten unterschätzt“, sagte Frilling. Diese Tatsache hat auch massive Auswirkungen auf ihre Therapie und ihre Überlebenschancen bei einem akuten Herzinfarkt. Frilling und ihr Team hatten in ihrer Untersuchung den Krankheitsverlauf von knapp 1.000 Herzinfarktpatienten genau untersucht, ein Viertel davon Frauen.
Der Vergleich ergab zahlreiche Geschlechterunterschiede, wie Frilling berichtete: Die Zeitspanne zwischen Auftreten des Herzinfarkts und Einlieferung in ein Krankenhaus, die für die Überlebenschancen bei einem Infarkt entscheidend ist, war nach den Ergebnissen der Studie bei Frauen deutlich länger als bei Männern, nämlich 90 Minuten gegenüber 76 Minuten.
Ein anderer entscheidender Unterschied: Frauen bekamen seltener eine akute Reperfusionstherapie als Männer. Durch eine solche Therapie soll in der vom Infarkt betroffenen Arterie der Blutfluss wieder hergestellt werden, eingesetzt werden dabei Medikamente und Stents.
Diese Unterschiede haben dramatischen Folgen für die Frauen: „Sie haben eine um ein Drittel höhere Mortalität als Männer“, fasst Frilling die Studienergebnisse zusammen. „Effektive und wiederholte Aufklärungsmaßnahmen sind notwendig, um das Bewusstsein von Frauen für ihre Gefährdung zu schärfen sowie ihre medizinische Versorgung im Rahmen des akuten Myokardinfarktes zu verbessern“, fordert die Ludwigshafener Herzspezialistin.
(idw – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, 04.04.2005 – DLO)