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Medizintechnik

Resorbierbares Implantat gegen Herzfehler

Biologisch abbaubares Kunststoffimplantat senkt Risiken

Defekte der Herzscheidewand bilden mit einem Anteil von rund 40 Prozent die häufigste Gruppe angeborener Herzfehler. Pro Jahr sind in Deutschland etwa 2.500 Kinder betroffen. Kunststoffforscher aus Aachen und Mediziner aus Göttingen haben jetzt Implantate aus Polymeren entwickelt, die sich im Körper selbst abbauen.

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Krankhafte Veränderungen zwischen der linken und der rechten Seite des Herzens belasten den Herzmuskel und die Lungengefäße und führen ohne Therapie zu irreversiblen Veränderungen mit herabgesetzter Lebenserwartung. Bis vor wenigen Jahren wurden solche Defekte in einer Operation am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine verschlossen. Inzwischen erfolgt der Verschluss oft mit Hilfe eines Herzkatheters, der ein Implantat in den Defekt einsetzt.

Implantate bisher nicht resorbierbar

Alle bislang kommerziell verfügbaren Implantate zur Behebung der Herzscheidewanddefekte sind ausschließlich aus nicht resorbierbaren Materialien gefertigt. Sie bleiben dauerhaft im Körper des Patienten, wachsen jedoch vollständig in körpereigenes Gewebe ein, das schon nach wenigen Monaten die verschließende Funktion des Implantates übernimmt. Obwohl das Implantat also schon nach kurzer Zeit überflüssig wird, bleibt es erhalten und kann den Körper mit Nebenwirkungen belasten. Dazu zählen die fehlende Anpassung an das Wachstum der kindlichen Patienten, chronischer Fremdkörperreiz, das erhöhte Risiko einer Blutpfropfbildung und Ermüdungsbrüche der Metallanteile.

Das innovative Implantat hingegen dient nur als temporäres Verschlusssystem, weil es sich nach dem Einheilen und Überwachsen mit körpereigenem Gewebe auflöst. Es soll im Spritzgießverfahren vom Aachener Institut für Kunststoffverarbeitung hergestellt werden. Danach muss das Material erheblichen mechanischen Belastungen standhalten und durch einen Katheter mit einem Durchmes-ser von drei bis fünf Millimeter geführt werden. Da dieser im Durchmesser wesentlich kleiner ist als der zu verschließende Defekt, muss das Implantat den Katheter in gefaltetem oder komprimiertem Zustand passieren. Anschließend muss das Implantat im Defekt vollständig aufgefaltet werden, damit es ihn verschließt. Auf keinen Fall darf das Implantat verrutschen, brechen oder sich lösen.

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Die erfolgreiche Umsetzung des Forschungsvorhabens hat nicht nur eine deutliche Verbesserung der Therapie von Defekten der Herzscheidewand zur Folge. Die Möglichkeit, Implantate in anderen Bereichen der Medizin ebenfalls aus resorbierbaren Polymeren herzustellen, beispielsweise als Gefäßersatz und Gefäßstützen, sichert auch in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil vor allem im Bereich der Mikrotechnik.

(Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“, 18.03.2005 – NPO)

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