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Schwarzerde ist Boden des Jahres 2005

„Meisterstück der Bodentiere“ geehrt

Sie ist heute unser wertvollster Ackerboden – die Schwarzerde. Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft (DBG) und der Bundesverband Boden (BVB) haben die Schwarzerde zum Boden des Jahres 2005 ausgerufen. Die Aktion „Boden des Jahres“, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, hat sich zum Ziel gesetzt das Bewusstsein für den Boden als unsere Lebensgrundlage zu schärfen.

Jahrtausende alte Entstehungsgeschichte

Die Entstehung der Schwarzerdeböden in Mitteleuropa reicht wahrscheinlich bis rund 10.000 Jahre zurück. Als Ausgangsmaterial lag feines vom Wind verfrachtetes mineralisches Material vor, das als Löß abgelagert wurde. Es herrschte damals in unseren Breiten ausgeprägt kontinentales Klima, das durch sehr kalte Winter und heiße Sommer mit periodischer Trockenheit gekennzeichnet war. Unter diesen Bedingungen extremer Witterungswechsel gedieh eine vielfältige Steppenvegetation aus vorwiegend Gräsern und Kräutern. In sich jährlich wiederholenden Zyklen fielen große Mengen an abgestorbener pflanzlicher Biomasse an.

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Hier kamen Bodentiere ins Spiel, die diese pflanzlichen Abfälle gefressen und im Überschuss zur Vorratshaltung in den Untergrund vergraben haben. Die Hauptakteure waren hier Hamster und Ziesel als typische Steppenbewohner sowie Regenwürmer. Alle drei Tiergruppen legten umfangreiche Gang- und weitere Hohlraumsysteme im Untergrund an. Sie drangen dabei tief in den Mineralboden ein, um den widrigen Bedingungen der Sommer und Winter auszuweichen. Bei diesen Grabeaktivitäten kam es zu gründlicher Mischung zwischen dem Untergrund und den pflanzlichen Abfällen.

Gebremster Abbau reicherte Humus an

Normalerweise führt das Wechselspiel zwischen den Aktivitäten der Bodentiere und Bodenmikroorganismen wie Bakterien und Pilzen zum Abbau und zur Mineralisierung der pflanzlichen Abfälle. Voraussetzung dafür sind milde und feuchte klimatische Bedingungen. Das war allerdings in der damaligen Steppenlandschaft nicht der Fall, sondern die Bedingungen wichen periodisch stark vom Ideal ab. Dadurch wurden die Abbauprozesse gehemmt, verbunden mit starker Humusbildung und Humusanreicherung.

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Die jährlich wiederkehrende Zeit günstiger Bedingungen reichte für die intensiven Grabeleistungen der vorgenannten Bodentiere aus, viel Pflanzenmasse von der Bodenoberfläche verschwinden zu lassen und damit den Grundstein für die hohe Fruchtbarkeit der späteren Schwarzerde zu legen. Aber die Zeit für die Bodenmikroorganismen war zu knapp, mit der Mineralisierung hinterherzukommen. Es bildete sich eine mächtige schwarze Humusschicht aus, durchzogen von einem Labyrinth an Tiergängen, die tief in das Ausgangsmaterial reichten. Diese Gänge sind aktiv von den Tieren selbst oder später passiv durch andere Umlagerungsprozesse verfüllt worden.

Noch heute sind die alten Gangsysteme an Bodenprofilen erkennbar. Den Aufbau mächtiger typisch schwarzer Humusschichten haben wir dem Fleiß der Bodentiere zu verdanken. Kein anderer Bodentyp ist derart nachhaltig durch die grabende und mischende Arbeit der Bodentiere geprägt worden. Er ist ihr Meisterstück.

Die Wahl der Schwarzerde zum Boden des Jahres soll daher nicht nur eine Wertschätzung dieser hohen Fruchtbarkeit und weiterer wichtiger Funktionen wie beispielweise eines hohen Wasserhaltevermögens darstellen, sondern auch eine Würdigung der umfangreichen Leistung der Bodentiere in vergangenen Zeiten. Gefahr droht der Schwarzerde durch unsachgemäßen und verantwortungslosen Umgang, der Erosion begünstigt und zur Degradation seiner Funktionen in Folge hoher chemischer oder mechanischer Belastung führt.

(Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), 07.03.2005 – NPO)

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