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Neurobiologie

„RGS 9“ auf der Spur

Parkinson-Symptome durch Medikamente

Parkinson- und Psychosepatienten leiden häufig unter massiven Bewegungsstörungen, die nicht ursächlich auf die Krankheit sondern auf die medikamentöse Behandlung zurückzuführen sind. Leipziger Neurowissenschaftler haben eine neue Funktion des regulatorischen Gens (RGS 9) entdeckt, dessen Fehlen bei Mäusen diese sehr häufigen und belastenden Bewegungsstörungen simulieren hilft. Dadurch könnten zukünftig die unerwünschten Nebenwirkungen von Antiparkinson- und antipsychotischen Mitteln eingedämmt werden.

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Das untersuchte Gen „RGS 9“ ist nicht nur in der Netzhaut des Auges angesiedelt, sondern auch im Striatum, einer Hirnregion, in der jene Botenstoffe oder Dopamine sitzen, die Befehle des Nervensystems unter anderemm an das motorische System weitergeben. Hier werden unsere Bewegungen koordiniert. Das regulatorische Gen RGS 9 schaltet dabei die Signalantwort der Dopaminrezeptoren ab, und dämpft daher diese Reizweiterleitung. Wenn das Gen fehlt, wird die Signalantwort vermehrt, und es kommt folgerichtig zu unwillkürlichen Bewegungen. Eine solche Überfunktion von Dopamin-Rezeptoren war häufig als Ursache dieser Störungen angesehen worden, konnte bisher aber nicht belegt werden.

Erstmalig konnte nun Johannes Schwarz, Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Leipzig, das Fehlen des Gens RGS 9 bei Knockout-Mäusen nachweisen. Diese Tiere entwickelten dieselben unwillkürlichen Bewegungen, wie sie Ärzte auch bei Parkinson-Patienten und bei Schizophrenie-Patienten beobachten können, die lange Zeit mit Antiparkinson-Medikamenten beziehungsweise mit Antipsychotika behandelt wurden.

“Es ist möglich, dass insbesondere jene Patienten solche Nebenwirkungen entwickeln, die eine entsprechende Veränderung des RGS 9 haben“, mutmaßt Schwarz.

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Mangel an Dopamin

Da es bei Parkinson-Patienten zu einem zunehmenden Mangel des Botenstoffes Dopamin im Gehirn kommt, das unter anderem zur typischen Bewegungsarmut und Muskelsteifheit führt, versucht man dem mit speziellen Medikamenten entgegenzuwirken, die den Dopaminmangel ausgleichen sollen. Nach etwa 5-10 Jahren der Therapie entwickeln diese Patienten allerdings Bewegungsstörungen, wie sie der Leipziger Mediziner jetzt bei den Knockout Mäusen nachgewiesen hat. Auch Neuroleptika, mit denen Schizophrenie-Patienten behandelt werden, können langfristig unwillkürliche Bewegungen auslösen. Dem zu begegnen, stellt bisher eine der größten therapeutischen Herausforderungen dar.

“Dass RGS 9 im Striatum angesiedelt ist, erfuhr ich von der kalifornischen Arbeitsgruppe um Melvin Simon, die mit Knockout Mäusen die Signalübermittlung von Fotorezeptoren in der Retina untersuchten.“, erläutert Schwarz. “Sie teilten mir mit, dass dieses Protein auch im Striatum positioniert ist, in dem der Botenstoff Dopamin eine Rolle spielt, und fragten an, ob ich damit was anfangen könne.“ Der Leipziger Parkinson-Spezialist konnte und entdeckte die Bedeutung von RGS 9 für die Signalantwort der Dopaminrezeptoren.

(idw – Universität Leipzig, 28.02.2005 – AHE)

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