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GeoUnion

Meeresbiologin Birgit Obermüller im Interview

Ozonloch gefährdet Flohkrebse

Faszination Eis und Schnee © Birgit Obermüller

Das Dallmann-Labor in der Antarktis ist gerade 10 Jahre alt geworden. Es liegt auf der King George Insel, die der antarktischen Halbinsel vorgelagert ist. Angeschlossen ist es an die argentinische Station Jubany. Die vielfältigen Forschungsprojekte der Geologen und Biologen umfassen Meer und Land.

Bis zu 12 Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen globaler Umweltveränderungen auf Tiere und Pflanzen im Küstenökosystem Potter Cove, der Haus-Bucht des Labors. Birgit Obermüller (31) Meeresbiologin am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist schon zwei Mal dort gewesen, um die Auswirkungen der durch das Ozonloch erhöhten UV-Strahlung auf Flohkrebse zu untersuchen:

Redaktion: Warum ist die Ozonschicht so wichtig für die Erde?

Obermüller: Unsere Atmosphäre schützt die Erde, wie die Haut unseren Körper. Sie hält schädliche Einflüsse von uns fern. Im oberen Teil der Atmosphäre gelegen, filtert die Ozonschicht den größten Teil der schädlichen UV-Strahlung, das kurzwellige UVB. Menschliche Produkte, wie z.B. die FCKWs zerstören diese Schicht – mehr UVB-Strahlung kommt auf die Erde. Dies schädigt Pflanzen und Tiere an Land und im Wasser. Z.B. zerstört die Strahlung das Erbgut, erniedrigt den Stoffwechsel, verlangsamt das Wachstum und erhöht die Sterblichkeit.

Redaktion: Zu viel UV-Strahlung verursacht bei Menschen Sonnenbrand. Was passiert bei Flohkrebsen?

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Trichter-Bromelie © Universität Göttingen

Obermüller: Ich habe die Flohkrebse u.a. Tage- bis Wochenweise etwa der 1,5-fachen bis der doppelten UV-Strahlung ausgesetzt, die sie bisher normalerweise im Wasser abbekommen haben. Dabei starben deutlich mehr Tiere als normal. Aber auch niedrigere Dosen haben die Tiere beeinträchtigt. Allerdings nehmen Flohkrebse so etwas wie natürliche Sonnenschutzmittel aus Pflanzen auf. Die schützen aber nur vor geringer Strahlung.

Redaktion: Was hast Du gemacht und mit welchem Ziel?

Magnetische Monopole in einer Anordnung von Nanomagneten © E. Mengotti / PSI

Obermüller: Die Messungen in der Antarktis waren der praktische Teil meiner Doktorarbeit. Ich habe den Einfluss unterschiedlich hoher Strahlendosen auf verschiedene Flohkrebsarten untersucht. Dazu habe ich sowohl ihr Verhalten als auch die biochemischen Reaktionen gemessen. So kann ich feststellen, ob die momentanen Strahlungsbedingungen die Tiere gefährden. Schließlich sind sie ein wichtiges Glied im antarktischen Ökosystem. Sterben sie wegen zu hoher UV-Belastung, kann das auch Auswirkungen auf Tiere haben, die am Ende der Nahrungskette stehen und deren Federn und Fell sie vor den schädlichen Strahlen schützen wie z.B. Pinguine und Robben. Nur mit solchen Untersuchungen kann man abschätzen, welche Folgen unsere Veränderungen an der Chemie der Atmosphäre haben können.

Redaktion: Wie verbringt man die wenige Zeit, die einem das Arbeitsprogramm lässt?

Obermüller: Ausflüge zu den nahe gelegenen Pinguinkolonien sind immer beliebt. Genauso Touren mit dem Schlauchboot, um die faszinierende Gletscherwelt rund um die Station zu erkunden. Nach wochenlangem Gruppenleben sucht man schon mal einen stillen Winkel um ein gutes Buch zu lesen. Außerdem habe ich ein wenig Spanisch gelernt.

Redaktion: Was hat Dich gereizt, ein zweites Mal in die Antarktis zu fahren?

Obermüller: Von meinem ersten Aufenthalt waren noch einige Fragen offen, die ich nur vor Ort untersuchen konnte. Natürlich reizte es mich auch, die fantastische Landschaft und die unglaubliche Kombination von Eis und Meer wieder zu sehen!

Redaktion: Womit hattest Du die meisten Probleme?

Obermüller: Man ist weit weg von Allem. Hat man etwas vergessen oder geht etwas kaputt, muss man improvisieren. Die argentinischen Kollegen haben uns oft geholfen. Häufig macht einem auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung: wenn es 12 Tage so stürmt, dass man nur 20 Meter von der Hütte weg kann, kann man keine Proben nehmen. Krank bin ich zum Glück nicht wirklich gewesen, aber das kann schon heikel werden, wenn es etwas Größeres ist.

Redaktion: Würdest Du wieder hinfahren?

Obermüller: Ja!

Redaktion: Vielen Dank für dieses Gespräch, Birgit!

Weitere Artikel der GeoUnion in g-o.de finden Sie hier.

(GeoUnion, 04.02.2004 – Kirsten Achenbach DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen)

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