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Medizin

Brustkrebs: Bluttest prognostiziert Therapie-Erfolg

Veränderung von DNA-Markern gibt Hinweise auf Metastasierungswahrscheinlichkeit

Brustkrebs ist mit Abstand die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Und trotz Fortschritten ist nicht jede Therapie erfolgreich. Jetzt ist es Wissenschaftlern mit Hilfe eines Bluttests gelungen, den Erfolg der Nachbehandlung vorherzusagen. Künftig könnten diese Erkenntnisse helfen, individuell regulierend in die Therapie einzugreifen und damit die Erfolgsaussichten erhöhen und die Lebensqualität betroffener Frauen deutlich zu verbessern.

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Auch wenn sich die Prognosen und Heilungschancen für Brustkrebs in den vergangenen Jahren etwas verbessert haben, besteht noch großer Forschungsbedarf, um die derzeitigen Therapieansätze weiter zu optimieren und den Verlauf regelmäßig kontrollieren zu können. Nahezu alle Patientinnen, die bereits an Brustkrebs operiert und teilweise auch bestrahlt worden sind, erhalten zusätzlich auch eine Chemo- oder antihormonelle Therapie für den Fall, dass Krebszellen über die Blut- oder Lymphbahnen die Brust bereits verlassen haben und auf dem Weg sind, Metastasen zu bilden.

Der Effekt dieser so genannten „adjuvanten Therapie“, die als Unterstützung und Vorbeugung erst dann verabreicht wird, wenn der Tumor bereits entfernt wurde, kann derzeit erst im Nachhinein gemessen werden: Sobald Fernmetastasen aufgetreten sind, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr heilbar sind, weiß man, dass die adjuvante Therapie versagt hat.

Genetische Veränderung als Hinweis

Wissenschaftler am BrustGesundheitZentrum Tirol um Prof. Martin Widschwendter und Dr. Heidi Fiegl haben nun eine Veränderung der Erbsubstanz (DNA) in Tumorzellen gefunden, die so genannte RASSF1A DNA Methylierung, die in beinahe allen Brustkrebszellen vorkommt und daher als Marker verwendet werden kann. Diese Veränderung der DNA kann sehr leicht im Blut nachgewiesen werden.

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Bisher wurden in Innsbruck insgesamt etwas über 230 Patientinnen entsprechend untersucht. Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung: Patientinnen, bei denen diese Veränderung nachgewiesen werden konnte und die nach der Operation keine zusätzliche systemische Therapie wie beispielsweise antihormonelle Therapie und/oder Chemotherapie bekommen haben, hatten eine sehr schlechte Prognose.

Bei Patientinnen, die mindestens ein halbes Jahr Tamoxifen, eine antihormonelle Substanz und das am häufigsten verwendete Medikament bei Brustkrebs überhaupt, erhielten und in deren Blut die entsprechende Veränderung der DNA vor Beginn der Therapie nachweisbar war, während der Therapie aber verschwand, traten im weiteren Verlauf nie Fernmetastasen auf. Ein Großteil der Patientinnen allerdings, bei denen nach einem halben Jahr Behandlung mit Tamoxifen der Marker immer noch positiv war oder positiv geworden ist, erkrankten und verstarben an Tochtergeschwülsten.

Forschungsergebnisse international beachtet

Die nun gefundenen Erkenntnisse könnten die Basis für eine vollkommen neue Strategie bilden: Bei Patientinnen, deren Test während der Therapie positiv wurde oder blieb, muss zu diesem Zeitpunkt eine Umstellung der Therapie, beispielsweise auf so genannte Aromatasehemmer, die über einen alternativen Weg ebenfalls antihormonell wirken, erfolgen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen am BrustGesundheitZentrum Tirol sind so interessant, dass sie nun an prominenter Stelle im renommierten Krebsforschungsjournal „Cancer Research“ vorgestellt werden.

„Wir sind darüber sehr stolz“, so Prof. Martin Widschwendter, Gynäkologischer Leiter des BrustGesundheitZentrum Tirol, „weil wir hoffen, dass damit auch unsere Möglichkeiten steigen, entsprechende finanzielle Mittel für die Weiterführung unsere Forschungen hier in Tirol zu erhalten.“ Die bisherigen Ergebnisse sind zwar sehr vielversprechend, aber um wirklich von einem Durchbruch zu sprechen und an eine breite Anwendung zu denken, bedarf es entsprechender klinischer Studien und die kosten eben viel Geld, um das man jetzt werbe, betont Widschwendter. Bisher werden die Forschungen vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), der Österreichischen Nationalbank und der TILAK unterstützt.

(Medizinische Universität Innsbruck, 16.02.2005 – NPO)

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