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Medizin

Umweltgifte erhöhen Parkinson-Risiko

PCBs und Pestizide machen Gehirnzellen anfälliger für Schäden

Wer PCBs und Pestiziden in der Umwelt ausgesetzt ist, könnte ein erhöhtes Risiko haben, an Parkinson zu erkranken. Wissenschaftler haben jetzt erstmals einen Zusammenhang zwischen solchen Umweltgiften und bestimmten Reaktionen der Gehirnzellen belegt, die die Neuronen anfälliger für Schäden machen.

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Eine Forschergruppe der Universität von Rochester unter der Leitung von Lisa Opanashuk berichtet in Veröffentlichungen im Journal NeuroToxicology, wie Polychlorierte Biphenyle (PCBs) Dopamin-produzierende Zellen schädigen. Die Degeneration dieser Zellen ist einer der Schlüsselfaktoren bei der Parkinsonschen Krankheit. Gleichzeitig weisen die Forscher nach, dass bereits niedrige Konzentrationen von Maneb, einem in der Landwirtschaft eingesetzten Fungizid, das antioxidative System dieser Zellen stören kann. Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigt dies darüber hinaus, dass Umweltgifte die Dopaminzellen anfälliger gegenüber Schäden durch den normalen Alterungsprozess, eine Infektion oder weitere Schadstoffe machen.

Zelltod durch Gifteinwirkung

Bei der Parkinsonschen Krankheit gehen Zellen in der so genannten Substantia nigra-Region des Gehirns zugrunde oder können nicht länger den wichtigen Botenstoff Dopamin produzieren. Der Mangel an Dopamin bewirkt die für Parkinson typische Steifheit der Bewegungen, das Zittern und die gestörte Balance. Schon in den 1990er Jahren hatten Wissenschaftler bei Parkinson-Patienten erhöhte PCB und Pestizid-Werte festgestellt, heute gelten genetische Prädisposition, das Alter aber auch der Kontakt mit giftigen Substanzen als auslösende Faktoren für die Krankheit.

„Wenn wir den Mechanismus identifizieren können, durch den PCBs oder Pestizide die Dopaminneuronen-Funktion stören, könnte dies zur Entwicklung neuer Therapien führen, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern, verlangsamen oder stoppen können“, erklärt Umweltmedizinerin Opanashuk

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Oxidativer Stress als Auslöser

PCBs produzieren freie Radikale im Körper und setzen damit die Zellen unter oxidativen Stress. Er gilt als einer der Hautursachen für die Degeneration von Zellen. Normalerweise gleichen körpereigenen Antioxidantien diesen Prozess aus, der Einfluss von Umweltgiften aber auch des Alterns verschiebt dieses Gleichgewicht jedoch und lässt die Neurodegeneration zunehmen.

Die aktuellen Studien zeigen nun zum ersten Mal, wie genau die Dopaminzellen im Gehirn auf die Gifte reagieren. Die Forscher behandelten diese und andere Gehirnzellen mit PCBs und beobachteten die Aktivierung von bestimmten Stoffwechselwegen, die auf oxidativen Stress hindeuten. Ähnliche Auswirkungen traten auch in Versuchen mit dem Fungizid Maneb auf. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte sich dieser Effekt sogar noch verstärken, wenn der Menschen gleichzeitig mehreren Pestiziden ausgesetzt ist, wie die in landwirtschaftlich geprägten Umgebungen häufig der Fall ist. Weitere Studien sollen dies nun klären helfen.

(University of Rochester Medical Center, 10.02.2005 – NPO)

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