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Geowissen

Schnecken enthüllen Menschheitsgeschichte

Fossilien belegen Feuchtphase in Westägypten vor 130.000 Jahren

130.000 Jahre alte fossile Schnecken © David Kilper / WUSTL Photo

Fossile Schnecken haben Wissenschaftlern wichtige Hinweise auf das Klima der Vergangenheit im nördlichen Afrika geliefert. Die Schalen der Weichtiere enthüllten, dass die heutige Wüstenregionen Ägyptens vor rund 130.0000 Jahren noch eine üppige Savannenlandschaft mit Giraffen Nashörnern und auch frühen Menschen gewesen sein muss.

Jennifer R. Smith, Assistenzprofessorin für Geo- und Planetenwissenschaften an der Washington Universität in St. Louis und ihre Mitarbeiterin Johanna M. Kieniewicz untersuchten Fossilien der Süßwasserschnecken Melanoides tuberculata und Karbonatablagerungen aus einem kleinen, heute ausgetrockneten See in der Kharga Oase in West-Ägypten. Mithilfe von Isotopen- und Elementanalysen rekonstruierten sie die klimatischen Bedingungen während der wasserreichen Zeit dieses Sees.

“Wir nutzen die durch die Isotopenanalyse enthüllte Chemie des im Laufe eines oder zweier Jahre von Schnecken in ihre Schalen eingelagerten Wassers um Informationen über das Klima der damaligen Zeit zu erhalten“, erklärt Kieniewicz. „Die Schale gibt Zeuge vom Leben der Schnecke. Die Analysen geben uns Schnappschüsse davon, wie die Lebensbedingungen in dem Seebecken waren.“

Die Ergebnisse ergaben das überraschende Bild eines vor 130.000 Jahren fruchtbaren und feuchten Ägypten. Die geochemischen Analysen bestätigten, dass der See über viele Jahre hinweg eine stabile Wasserquelle gewesen sein muss. Kieniewicz: „In der Stratigraphie zeigen die Daten der Ablagerungen keine intensiven Verdunstungsspuren, das deutet darauf hin, dass der See stabil und frisch blieb.“ Die Wissenschaftlerinnen stellten auch fest, dass die Ablagerungen im See mehr als 4,5 Meter dick waren und belegen, dass die feuchte Phase mindestens einige Tausend Jahre angehalten haben muss.

Auch Hinweise auf die Präsenz von Hominiden fanden sich in Form von Steinzeitlichen Artefakten wie Steinschabern und -klingen. Sie erlauben auch Rückschlüsse auf das Wanderungsverhalten der Menschen in dieser Zeit und die Verbreitung des modernen Menschen aus Afrika in andere Erdteile.

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“Die Artefakte liefern uns einen Beweis dafür, dass Menschen diesen See aufsuchten. Genetische Daten deuten darauf hin, dass vor 100.000 bis 400.000 Jahren eine kritische Zeit für die Evolution und Verbreitung der afrikanischen Hominiden war”, erklärt Smith. „Unsere Klimadaten dieser feuchten Phase vor 130.000 Jahren deuten an, dass dies eine besonders günstige Zeit für eine Nordwanderung immer den verlässlichen Wasserstellen nach gewesen sein könnte. Denn es handelte sich offenbar um die stabilste und stärkste humide Phase dieser Region in den gesamten letzten 400.000 Jahren.“

(Washington University, 09.02.2005 – NPO)

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