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Medizin

Schwangerschaften: Lieber Abstand halten

Mindestens ein Jahr zwischen Geburt und erneuter Schwangerschaft minimiert das Risiko

Unnötiges Risiko: Forscher raten Frauen davon ab, ihre Kinder zu schnell hintereinander zu bekommen. © Jupiterimages/ iStock.com

Warten lohnt sich: Wer nach der Geburt des letzten Kindes sofort wieder schwanger wird, setzt sich womöglich unnötigen Risiken aus. Denn eine Studie zeigt: Liegen zwischen Niederkunft und erneuter Schwangerschaft weniger als zwölf Monate, steigt die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Demnach nimmt bei älteren Frauen insbesondere das Risiko lebensgefährlicher Komplikationen bei der Mutter zu. Jüngere riskieren dagegen vor allem eine Frühgeburt, wie Forscher berichten.

Welcher Abstand ist der richtige? Diese Frage stellen sich viele Paare, die sich mehr als ein Kind wünschen. Meist spielen für die Eltern dabei vor allem psychologische Faktoren eine Rolle: Wie viel geballten Kleinkind-Stress können sie verkraften und wie viel geschwisterliche Nähe oder individuelle Aufmerksamkeit wünschen sie ihrem Nachwuchs?

Daneben kann es aber sinnvoll sein, bei dieser Überlegung auch medizinische Kriterien zu berücksichtigen. Denn wie eine Studie nun erneut zeigt, lässt sich mit dem richtigen Timing das mit einer Schwangerschaft verbundene Risiko deutlich senken – sowohl für die werdende Mutter als auch für das Kind.

Weniger als zwölf Monate sind riskant

Laura Schummers von der University of British Columbia in Vancouver und ihre Kollegen haben für ihre Untersuchung Daten von mehrfachen Müttern aus der kanadischen Provinz British Columbia ausgewertet. Insgesamt nahmen sie 148.544 Schwangerschaften unter die Lupe und analysierten, ob es bei den Frauen einen Zusammenhang zwischen dem Schwangerschaftsabstand und auftretenden Komplikationen gab.

Die Auswertung zeigte: Zwölf bis 18 Monate scheint ein guter Abstand zwischen der letzten Geburt und einer erneuten Schwangerschaft zu sein. Werden Frauen dagegen bereits nach zwölf oder weniger Monaten wieder schwanger, nimmt das Risiko für medizinische Schwierigkeiten zu. Wie genau sich das Risiko entwickelt, das hängt allerdings auch vom Alter der Mutter ab, wie die Wissenschaftler berichten.

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Komplikationen für Mutter und Kind

Das Risiko von für die Mutter lebensgefährlichen Komplikationen nimmt durch einen geringen Schwangerschaftsabstand demnach nur bei Frauen über 35 zu. Wurden sie sechs Monate nach der vorherigen Geburt erneut schwanger, lag das Risiko derartiger Komplikationen den Ergebnissen zufolge bei 1,2 Prozent. 18 Monate zu warten, reduzierte die Wahrscheinlichkeit dagegen auf 0,5 Prozent.

Erhöhte Risiken für das Ungeborene registrierten die Forscher bei Frauen aller Altersklassen – hier war das Risiko bei Schwangereren im Alter zwischen 20 und 34 Jahren allerdings deutlich höher. So lag das Risiko einer Frühgeburt bei diesen Frauen bei 8,5 Prozent, wenn sie bereits nach sechs Monaten wieder schwanger geworden waren. Mit einem Abstand von 18 Monaten sank das Risiko auf 3,7 Prozent. Bei älteren Schwangeren reduzierte sich das Frühgeburt-Risiko von rund sechs auf 3,4 Prozent.

Keine Zeit für Erholung?

Warum zwei Schwangerschaften kurz hintereinander mit diesen besonderen Risiken behaftet sind, darüber können Schummers und ihre Kollegen bisher nur spekulieren. „Eine mögliche Erklärung ist, dass sich der Körper einfach noch nicht von den Strapazen der letzten Schwangerschaft erholt hat und dementsprechend anfälliger ist“, sagt Mitautorin Sonia Hernandez-Diaz von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston.

Bei jungen Frauen könnte ein geringer Abstand ihrer Ansicht nach zudem auf eine ungeplante Schwangerschaft hindeuten: „Mit solchen Umständen gehen dann oft Faktoren wie eine unzureichende Schwangerschaftsbetreuung einher“, erläutert die Wissenschaftlerin.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse dem Forscherteam zufolge, dass es sich lohnt, zu warten. „Diese Erkenntnis ist insbesondere für ältere Frauen wichtig, die ihre Schwangerschaften oft bewusst mit geringem Abstand planen. Eine Wartezeit von einem Jahr einzuhalten, dürfte jedoch auch für viele dieser Frauen noch machbar sein – und ist es für ein niedrigeres Risiko allemal wert“, schließt Schummers Kollegin Wendy Normann. (JAMA Internal Medicine, 2018)

(University of British Columbia, 05.11.2018 – DAL)

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