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Medizin

Kühe übertragen Krankenhauskeime

MRSA-Erreger springt regelmäßig von Tieren auf den Menschen über

Kühe sind offenbar eine wichtige Quelle gefährlicher MRSA-Stämme. © Universität Helsinki

Risiko Rind: Kühe können offenbar resistente MRSA-Bakterien übertragen. Wie Genanalysen zeigen, befallen die Erreger seit Jahrtausenden nicht nur Menschen, sondern auch Nutztiere – und springen immer wieder zwischen unterschiedlichen Wirten hin und her. Bei solchen Wirtswechseln können die Bakterien durch genetische Veränderungen neue Antibiotikaresistenzen erwerben. Das Ergebnis sind besonders gefährliche „Superkeime“.

Viele bakterielle Erreger lassen sich von Antibiotika nicht mehr beeindrucken – sie sind gegen die gängigen Mittel resistent. Ein besonders gefürchteter Vertreter solcher antibiotikaresistenten Bakterien ist der methicillin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA. Das Bakterium ist vor allem als Krankenhauskeim berüchtigt. „Es verbreitet sich in Kliniken auf der ganzen Welt“, sagt Jukka Corander von der Universität Helsinki. Daneben taucht der Keim jedoch auch im Alltagsleben auf. Er kann sich prinzipiell in jedem Haushalt einnisten und auch unsere Nutz- und Haustiere befallen.

Mensch als Ur-Wirt

Trotz seiner Bedeutung ist über die Wurzeln und die Entwicklungsgeschichte des MRSA-Erregers bisher nur wenig bekannt. Um mehr darüber herauszufinden, haben Corander und seine Kollegen nun zahlreiche MRSA-Proben von Menschen und Tieren untersucht. Sie fahndeten im Genom der Bakterien nach DNA-Veränderungen, die auf eine Anpassung an neue Wirte hinweisen.

Die Auswertungen zeigten: Ursprünglich befiel das Staphyloccocus aureus-Bakterium wahrscheinlich ausschließlich uns Menschen. Die Fähigkeit, sich in anderen Arten einzunisten, erwarb der Keim den genetischen Analysen zufolge erst nach der sogenannten neolithischen Revolution – als der Mensch begann, Tiere zu domestizieren und sie in größeren Herden auf Farmen zu halten.

Kühe als Hauptquelle

Seitdem haben bestimmte Erregerstämme immer wieder den Wirt gewechselt, wie die Forscher berichten. Demnach springen die Bakterien bis heute regelmäßig von Nutztieren auf den Menschen über und umgekehrt. Mit solchen Wirtswechseln gehen oftmals genetische Veränderungen einher, die den Bakterien langfristig das Überleben in der neuen Umgebung erleichtern.

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Dabei können die Erreger auch Antibiotikaresistenzen erwerben – und schließlich zu multiresistenten „Superkeimen“ werden. Eine besondere Gefahr geht in diesem Zusammenhang offenbar von Kühen aus: Sie sind den Analysen zufolge ein wichtiges Erregerreservoir und die Hauptquelle multiresistenter Staphyloccocus-Stämme, die beim Menschen gefährliche MRSA-Infektionen auslösen.

„Frühzeitig identifizieren“

„Diese Beobachtung macht deutlich, wie wichtig ein flächendeckendes Monitoring ist, um potenziell Epidemie-auslösende Stämme frühzeitig zu identifizieren“, sagt Corander. Er und seine Kollegen hoffen, dass ihre Forschung dazu beitragen kann, das Risiko für den Transfer neuer MRSA-Stämme von Tieren in die menschliche Bevölkerung zu minimieren. (Nature Ecology & Evolution, 2018; doi: 10.1038/s41559-018-0617-0)

(Universität Helsinki, 10.09.2018 – DAL)

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