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Medizin

Erhöht Schlafmangel das Alzheimer-Risiko?

Zu wenig oder schlechter Schlaf könnte schädliche Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn fördern

Gesundes (links) und durch Alzheimer geschrumpftes Gehirn © NIH

Potenzieller Risikofaktor: Nächtliche Schlafstörungen könnten die Entstehung von Alzheimer begünstigen – oder zumindest ein erhöhtes Risiko anzeigen. Das legt nun eine Langzeitstudie nahe: Wer ständig müde war und tagsüber ungewollt einnickte, hatte demnach ein erhöhtes Risiko, Jahre später die für die Demenz typischen Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn zu entwickeln. Zwar ist ein kausaler Zusammenhang noch nicht bewiesen. Bestätigt sich der Verdacht, könnte sich daraus jedoch ein neuer Ansatz für die Prävention ergeben.

Allein in Deutschland sind rund 1,3 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen – Tendenz steigend. Trotz intensiver Forschung gibt es bisher jedoch kein wirksames Heilmittel, das diesen Patienten helfen könnte. Das liegt unter anderem auch daran, dass die genauen Ursachen und Auslöser der Alzheimer-Erkrankung noch immer unbekannt sind. Klar ist zwar, dass eine gewisse genetische Veranlagung bei der Entstehung dieser Demenz eine Rolle spielt. Daneben werden jedoch auch Faktoren wie Rauchen, Stress, die Ernährung und sogar Belastungen mit Feinstaub oder Aluminium als mögliche Einflussgrößen diskutiert.

Blick ins Gehirn

In jüngster Zeit haben Wissenschaftler zudem Hinweise darauf gefunden, dass auch die Schlafqualität das individuelle Alzheimer-Risiko beeinflussen könnte. Adam Spira von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore und seine Kollegen haben diesen Zusammenhang nun genauer untersucht.

Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von 124 Probanden aus, die an einer Langzeitstudie zum Thema Altern teilgenommen hatten. Im Zuge dieser Untersuchung beantworteten die Teilnehmer im Zeitraum zwischen 1991 und 2000 einen Fragebogen. Dabei sollten sie unter anderem angeben, ob sie sich tagsüber häufig schläfrig fühlten oder ungewollt einschliefen. Rund 16 Jahre später wurde das Gehirn der Probanden mithilfe der Positronen-Emissionstomografie auf Beta-Amyloid-Plaques untersucht – für Alzheimer typische Ablagerungen verklumpter Proteine.

Erhöhtes Risiko

Die Auswertung zeigte: Jene Personen, die Jahre zuvor über Tagesmüdigkeit geklagt hatten, hatten tatsächlich häufiger solche Plaques im Gehirn. Ihr Risiko dafür war im Vergleich 2,75-mal höher, wie die Wissenschaftler berichten – und zwar nachdem andere Einflussgrößen auf die Tagesmüdigkeit wie Alter und Geschlecht herausgerechnet worden waren.

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„Faktoren wie die Ernährung und die geistige Aktivität sind als potenzielle Angriffspunkte in Sachen Alzheimer-Prävention längst anerkannt. Beim Schlaf war dies bisher nicht der Fall, doch das könnte sich nun ändern“, konstatiert Spira. Der Forscher und seine Kollegen glauben, dass die Tagesmüdigkeit bei den Probanden ein Zeichen für nächtliche Schlafstörungen war – und dass dieser Schlafmangel die Entstehung der schädlichen Ablagerungen fördert.

Neuer Präventionsansatz?

Über welche Mechanismen dies geschieht, sei zwar noch unklar. „Auch können wir nicht ganz ausschließen, dass die Beta-Amyloid-Plaques zum Zeitpunkt der Befragung bereits vorhanden und womöglich verantwortlich für die Schläfrigkeit waren“, schränkt Spira ein.

Bestätigen weitere Untersuchungen einen kausalen Zusammenhang jedoch, könnten sich daraus neue Ansätze für die Vorbeugung von Alzheimer ergeben. „Es gibt kein Heilmittel für diese Demenz. Der beste Weg ist also zu verhindern, dass sie überhaupt entsteht. Auf eine gute Schlafqualität zu achten könnte eine Möglichkeit sein, dem Leiden vorzubeugen oder zumindest sein Fortschreiten zu verlangsamen“, schließt Spira. (Sleep, 2018; doi: 10.1093/sleep/zsy152)

(Johns Hopkins University Bloomberg School of Public Health, 07.09.2018 – DAL)

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