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Klima

Hitzesommer 2018 brach Rekorde

Vier Monate waren so warm wie nie und Dürre traf 90 Prozent des Landes

Ausgetrocknetes Flussbett der Elbe bei Magdeburg im Juli 2018. © Marco Kaschuba

Jetzt ist es amtlich: Der Sommer 2018 hat in einigen Aspekten sogar den Rekordsommer von 2003 übertroffen, wie ein aktueller Report zeigt. Die vier Monate von April bis Juli waren demnach so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Deutschland gab es zudem in diesem Jahr mehr Tage über 25 Grad als 2003. Extremwerte erreicht auch die Trockenheit: Bis Mitte August waren 89 Prozent der Flächen in Deutschland von Dürre betroffen, wie die Forscher berichten.

Tropische Hitze, kaum Regen und Sonne ohne Ende – Deutschland hat in diesem Jahr einen Sommer der Superlative erlebt. Schon seit Mai war es hierzulande und fast überall auf der Nordhalbkugel wärmer und trockener als normal. Schuld an dieser Wetterlage waren ein träger Jetstream und sich immer wieder erneuernde Hochdruckgebiete über Europa – eine solche Situation wird der Klimawandel in Zukunft wahrscheinlich häufiger bringen.

Mehr Sommertage als 2003

Wie ungewöhnlich oder gar rekordverdächtig der Sommer 2018 wirklich war, haben nun Forscher des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersucht. Für ihre Studie haben sie die Wetterdaten dieses Sommers analysiert und mit denen langjähriger Mittelwerte und denen des „Jahrhundertsommers“ 2003 verglichen.

Das Ergebnis: Zumindest in einigen Aspekten hat 2018 tatsächlich sogar den Sommer 2003 übertroffen. So gab es in diesem Jahr in ganz Deutschland mehr Tage mit Temperaturen über 25 Grad als noch 2003, im Nordwesten, Norden und Osten waren auch die Hitzetage über 30 Grad häufiger. Nur im Süden des Landes war der Sommer 2003 in Bezug auf die Hitzetage noch heißer, wie die Forscher berichten.

Vier Monate so warm wie nie

Einen neuen Rekord aber stellte der Sommer 2018 in Bezug auf die anhaltende Wärme dar: „Der Vier-Monats-Zeitraum April bis Juli 2018 geht als der wärmste in Deutschland seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen 1881 in die Geschichte ein“, berichtet Michael Kunz, wissenschaftlicher Sprecher des CEDIM. Seit 1881 gab es in keinem Bundesland einen wärmeren Zeitraum für die Monate April bis Juli.

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Insgesamt lagen die Temperaturen in diesen vier Monaten 2,8 Grad über der Norm und 1,7 Grad über dem langjährigen Mittel von 1981 bis 2010, wie die Forscher berichten. Im Jahr 2003 war es im gleichen Zeitraum 15,3 Grad warm – 1,3 Grad weniger als 2018. Der bisherige deutsche Hitzerekord von 40,3 Grad wurde in diesem Sommer zwar nicht übertroffen, viele Orte aber erlebten neue lokale Hitzerekorde.

Trockenheit des Oberbodens bis 25 cm Tiefe von April bis Mitte August. © CEDIM Forensic Disaster Analysis Group

Dürre in 89 Prozent Deutschlands

Extrem war der Sommer 2018 auch in Bezug auf die Trockenheit: „Insgesamt kamen in diesem Sechs-Monats-Zeitraum deutschlandweit gemittelt nur knapp 61 Prozent der üblichen Regenmenge zusammen“, berichtet Kunz. Nur zweimal zuvor, 1921 und 1976 war dieser Zeitraum im deutschlandweiten Flächenmittel noch trockener als in diesem Jahr. Besonders wenig Regen fiel dabei im Norden und Osten Deutschlands, etwas feuchter, wenngleich trotzdem unter der Norm, war es im Saarland und Rheinland-Pfalz.

Die Folge des Regenmangels ist eine extreme Dürre in weiten Teilen Deutschlands: „Am 14. August 2018 waren 89 Prozent der Fläche Deutschlands unter Dürre. Diese erreichte damit eine wesentlich größere Ausdehnung als im Jahr 2003, in dem maximal 74 Prozent der Fläche unter Dürre waren“, erklärt Andreas Marx vom Umweltforschungszentrum UFZ.

Volkswirtschaftliche Kosten

„In Deutschland zeigen sich die größten Auswirkungen in der Landwirtschaft, wobei vor allem der Norden und der Osten betroffen sind“, berichtet Susanne Kubisch vom CEDIM. Der Deutsche Bauernverband prognostizierte im August eine Getreideernte von 36 Millionen Tonnen – dies wäre sogar weniger als 2003. Auch Forstwirtschaft und Fischzucht sind negativ betroffen. Lediglich der Weinanbau profitiert von den Folgen der Hitze, unter anderem weil die Weinlese viel früher als erwartet stattfinden kann.

Wie die Forscher erklären, hatte die Hitzewelle und Dürre zwar nicht überall gleich schwere Folgen und einzelne Branchen wie der Tourismus an den deutschen Küsten profitierten sogar. Insgesamt betrachtet jedoch hat der Somme 2018 beträchtliche volkswirtschaftliche Kosten verursacht – und dank des Klimawandels könnte das in Zukunft noch häufiger passieren. (Dürre & Hitzewelle Sommer 2018, Report Nr 1)

(Karlsruher Institut für Technologie, 30.08.2018 – NPO)

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