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Geowissen

Tsunamis keine „Erfindung“ der Neuzeit

Geographen untersuchen Folgen uralter Flutwellen

Seit dem Seebeben in Südostasien ist ein bislang nur Fachleuten geläufiger Begriff aus dem Japanischen in aller Munde: Tsunami. Forscher der Universität Bamberg untersuchen seit einiger Zeit die Spuren und Folgen von vorzeitlichen Mega-Flutwellen, so genannten „Paläo-Tsunamis“. Dabei haben die Bamberger Geographen unter anderem auf Barbados und Zypern Tsunamispuren entdeckt.

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Der Bamberger Professor Gerhard Schellmann und sein Essener Kollege Professor Kelletat fanden dort tonnenschwere Steinblöcke, die von einem vorzeitlichen Tsunami meterweit aufs Land geschleudert worden waren. Die riesige Größe der Blöcke lässt Rückschlüsse auf die enorme Kraft der Welle zu.

An der Erforschung und Vorhersage von Tsunamis wird an der Universität Bamberg seit Jahren gearbeitet. Am Lehrstuhl von Schellmann hat die Geographin Franziska Whelan sogar einen „Forschungsschwerpunkt Tsunami“ aufgebaut.

Die Bamberger Tsunami-Forscher suchen Antworten auf Fragen wie: Welche Zerstörungen haben Tsunami-Wellen in der Vergangenheit in verschiedenen Küstengebieten angerichtet? Wie weit reichen sie ins Landesinnere? Wie hat sich die Küstenlinie verändert? So bestimmen die Form der Küste sowie des Meeresbodens die Wucht des Tsunamis. Eine nur langsam abfallende Küste lässt die Welle sich bereits weit draußen auftürmen. In Südostasien dagegen fällt der Meeresboden gleich hinter dem Strand steil ab, weshalb sich am 26. Dezember kein hoher Wellenberg gebildet hat.

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Forschungsschwerpunkt Hawaii

Whelan begann mit ihrer Arbeit zunächst auf Hawaii, wo sie selbst einige kleinere Tsunamis erlebte, zusammen mit Kollegen von der „University of Hawaii“ die Zerstörungskraft der Riesenwellen zu untersuchen.

Im Februar wird Whelan auf Hawaii wieder in den Archiven nach alten Fotos von Zerstörungen durch Tsunamis recherchieren und Gesteinsproben mitbringen, die dann in Erlangen auf ihr Alter getestet werden. Neben der Inselgruppe im Pazifik erforscht die Bamberger Geographin heute vor allem die nordamerikanische Pazifikküste sowie die Südwestküste Spaniens.

Dass auch im Mittelmeer mit Tsunamis gerechnet werden muss, zeigte sich erst vor anderthalb Jahren, als durch das Algerienbeben ein kleinerer Tsunami auf Mallorca und seinen Nachbarinseln wirtschaftliche Schäden anrichtete.

(idw – Universität Bamberg, 27.01.2005 – DLO)

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