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Medizin

Wird Ibuprofen knapp?

Ausfall einer Fabrik könnte zu Lieferengpässen beim Schmerzmittel führen

Die Nachfrage nach Ibuprofen wächst, aber jetzt ist eine der nur sechs Fabriken weltweit ausgefallen. © Denwet/ CC-by-sa 4.0

Globalisierung mit Folgen: Weltweit produzieren nur sechs Fabriken das beliebte Schmerzmittel Ibuprofen – und eine davon ist jetzt ausgefallen. Damit könnte dem Weltmarkt in den nächsten drei Monaten einer der größten Lieferanten für den Wirkstoff fehlen. Experten befürchten nun Lieferengpässe, weil die restlichen Produktionsanlagen bereits voll ausgelastet sind.

Ibuprofen gehört zu den beliebtesten freiverkäuflichen Schmerzmitteln weltweit. Allein in Deutschland wurden 51 Millionen Packungen dieses Wirkstoffs verkauft, weitere 27 Millionen gab es auf Rezept. Auch in Kombinationspräparaten gegen Erkältungen und Schmerzcremes ist heute meist Ibuprofen enthalten. Allerdings: Ganz ohne Nebenwirkungen ist auch dieses Mittel nicht. So kann die Einnahme in der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind schaden, zudem droht bei längerer Einnahme des Wirkstoffs eine schleichende Schädigung der Nieren. Auch das Herzinfarkt-Risiko steigt mit der Zeit.

Eine von nur sechs Fabriken fällt aus

Jetzt aber könnte die große Nachfrage nach Ibuprofen zu einem Problem werden. Denn eines der größten Werke für diesen Wirkstoff, das BASF-Werk in Bishop im US-Bundesstaat Texas hat die Produktion wegen technischer Probleme vorerst eingestellt, wie der Branchendienst „Apotheke Adhoc“ berichtet. Der durch die Reparatur bedingte Ausfall könnte möglicherweise drei Monate dauern.

Das Problem: Das BASF-Werk ist mit einer Kapazität von rund 5.000 Tonnen pro Jahr einer der führenden Produzenten von Ibuprofen weltweit. Insgesamt stellen nur sechs Fabriken den Wirkstoff für den gesamten Weltmarkt her, jeweils zwei in China, Indien und den USA. Jedes Werk hat dabei einen Anteil von rund zehn bis 20 Prozent am Weltmarkt. Doch die anderen fünf Fabriken arbeiten bereits an der Kapazitätsgrenze.

Lieferengpässe nicht ausgeschlossen

Noch ist unklar, wie stark sich der Ausfall des BASF-Werks auf den deutschen Markt auswirkt. Doch Pharmafirmen und Apotheken müssen teilweise schon nach Zwischenhändlern suchen, die ihnen noch Wirkstoff oder fertig produzierte Ware vermitteln können. Entlastung ist zwar in Sicht, aber bis dahin könnte es noch dauern: BASF will in Ludwigshafen eine Ibuprofenproduktion aufbauen, diese Anlage soll jedoch erst 2021 in Betrieb gehen.

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Die Ironie des Ganzen: Der Rohstoff für Ibuprofen ist eigentlich reichlich vorhanden. Denn der Wirkstoff wird durch thermische Zerlegung aus Rohöl gewonnen. Aus diesem wird zunächst Isobutylbenzol synthetisiert, das dann über mehrere Schritte in (RS)-2-(4-Isobutylphenyl)propionsäure – so die chemische Bezeichnung von Ibuprofen – umgewandelt wird.

(Apotheke Adhoc, 02.07.2018 – NPO)

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