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Archäologie

Überraschung über Azteken-Türkis

Wertvolles Mineral wurde doch nicht importiert

Blau-grüne Muster: Bei Azteken, Maya und Co war Türkis sehr beliebt. © Frances F. Berdan

Blau-grüner Schatz: Frühe amerikanische Hochkulturen wie die Azteken schätzten Türkis als wertvollen Schmuckstein – sie scheinen dieses Mineral aber doch nicht aus dem heutigen Südwesten der USA importiert zu haben, wie Forscher lange Zeit dachten. Stattdessen legen isotopische Analysen archäologischer Funde nahe: Das Mineral könnte aus der Heimatregion der Azteken selbst stammen. Dies wirft nicht nur ein neues Licht auf die damalige Verfügbarkeit von Türkis – sondern auch auf die Fernhandelsbeziehungen der mesoamerikanischen Völker.

Türkis galt in vielen mesoamerikanischen Hochkulturen als äußerst wertvoll. Völker wie die Azteken und die Maya verwendeten das blau-grüne Mineral für rituelle Zwecke, Kunstgegenstände und Wandverzierungen – davon zeugen zahlreiche archäologische Artefakte. Doch woher stammte das Türkis, das die frühen Gesellschaften Mittelamerikas als Schmuckstein so begehrten?

Viele Forscher gehen davon aus, dass das Mineral ein Importprodukt war und aus prähistorischen Minen im Südwesten der heutigen USA und angrenzenden Bereichen Nordmexikos in die Region gebracht wurde. Denn zum einen sind aus der Heimat von Azteken und Co keine Türkis-Lagerstätten bekannt. Zum anderen trieben diese Völker nachweislich regen Handel mit Kulturen aus dem Südwesten – zum Beispiel mit den Hohokam und den Mogollon-Indianern.

Mosaik aus dem Templo Mayor © Oliver Santana

Verräterisches Isotopenverhältnis

Doch stimmt diese Theorie? Der eindeutige Beleg, dass mesoamerikanische Zivilisationen ihr Türkis tatsächlich importierten, stand bisher noch aus. Um dies zu ändern, haben Alyson Thibodeau vom Dickinson College in Carlisle und ihre Kollegen einige Artefakte dieser Kulturen nun genauer unter die Lupe genommen: Sie untersuchten türkise Mosaiksteine von Schilden, Masken und anderen Objekten.

43 der analysierten Plättchen stammten aus dem Templo Mayor, dem heiligen Zentrum der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan, fünf weitere waren Relikte der Mixteken-Kultur. Bei all diesen Steinen interessierte die Forscher vor allem die isotopische Zusammensetzung. Denn das Verhältnis von Isotopen wie Blei und Strontium kann Hinweise auf das umgebende Gestein liefern, in dem das Türkis-Mineral einmal eingeschlossen war.

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Verzierte Mixteken-Maske © Alyson M. Thibodeau

Unerwarteter Ursprung

Insgesamt gelang es dem Wissenschaftlerteam für 31 Proben, aussagekräftige Daten zum Verhältnis der Blei- und Strontium-Isotope zu gewinnen. Die Überraschung: In 29 Fällen entsprach dies nicht dem Muster, das für Türkisvorkommen aus dem US-Südwesten typisch ist. Stattdessen deuteten die Daten auf einen ganz anderen geologischen Ursprung hin.

Wie Thibodeau und ihre Kollegen berichten, ähnelte das Isotopenverhältnis eher jenen, die von Kupfervorkommen und Krustengesteinen aus der Heimat der Azteken und Mixteken selbst bekannt sind. Zwar können die Forscher die genaue Quelle des Türkisminerals nicht bestimmen. Klar ist aber: Die Völker importierten ihr Türkis offenbar doch nicht von weit her. „Damit revidieren die Ergebnisse unsere frühere Vorstellung und liefern neue Einblicke in die damalige Verfügbarkeit des Minerals“, konstatiert Thibodeau.

Gleichzeitig werfen die Erkenntnisse ein neues Licht auf die Handelsbeziehungen der mesoamerikanischen Kulturen: „Womöglich war Türkis doch kein so bedeutender Bestandteil des Fernhandels zwischen dem Südwesten und Mesoamerika“, schließt das Forscherteam. (Science Advances, 2018; doi: 10.1126/sciadv.aas9370)

(AAAS/ Dickinson College, 14.06.2018 – DAL)

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