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Archäologie

Peru: Sternbilder als Geoglyphen?

Mehr als 3.000 Jahre alte Anlagen könnten zeremoniellen Zwecken gedient haben

Luftbild eines der Geoglyphen in der peruanischen Pampa de las Salinas © Los Morteros-Pampa de las Salinas Archaeological Project

Rätselhafte Monumente: Im Norden Perus könnten Menschen schon vor mehr als 3.000 Jahren himmlische Sternbilder als Geoglyphen verewigt haben. Sie errichteten dort fünf ausgedehnte, aus Kreisanlagen zusammengesetzte Bodenbilder, die Konstellationen des Südhimmels zeigen könnten. Die fünf Geoglyphen sind Teil einer Landschaft, in der dieses Volk noch andere zeremonielle Bauten hinterließ, wie die Forscher berichten.

Schnurgerade Linien von bis zu 20 Kilometern Länge, gigantische Figuren von Spinnen, Vögeln oder Affen – die Nazca-Linien im Hochland von Peru gehören zu den rätselhaftesten Zeugnissen vergangener Kulturen. Doch auch anderswo, beispielsweise mitten im Amazonas-Regenwald oder in Südengland haben Völker riesenhafte Erdsymbole und Muster hinterlassen. Wozu diese Geoglyphen dienten – ob als heilige Stätten, als Stammessymbole, als Kalender oder als Prozessionswege – ist bisher strittig.

Bodenbilder aus Kreisanlagen

Jetzt haben Archäologen um Ana Cecilia Mauricio von der Katholischen Universität Perus im Norden Perus weitere Geoglyphen entdeckt. Sie sind wahrscheinlich schon mehr als 3.000 Jahre alt und damit viel älter als die berühmten Nazca-Linien. Die fünf Bodenbilder liegen in der Pampa de las Salinas, einem trockenen Hochtal, in dem Archäologen schon in den 1970er Jahren erste Spuren einer vergangenen Kultur entdeckten.

Die Geoglyphen bestehen jeweils aus einer Ansammlung von runden Steinmarkierungen, die aus Haufen von kleineren, kantigen Felsbrocken geformt sind. Diese unterschiedlich großen Kreisanlagen liegen jeweils in einer größeren Umfriedung von 50 Mal 50 Metern Fläche, die durch steinerne Tore betreten werden konnte, wie Mauricio berichtet.

Kreuz des Südens abgebildet?

Das Interessante daran: Die Kreise dieser Geoglyphen sind möglicherweise nicht zufällig angeordnet. Stattdessen könnten sie Abbilder von auffälligen Sternbildern des Südhimmels darstellen, wie die Archäologen vermuten. So entspricht eine der bereits in den 1970er Jahren entdeckten Geoglyphen-Anordnung dem Kreuz des Südens – einem am Himmel von Peru gut sichtbaren Sternbild.

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Die Geoglyphen bestehen aus verschieden großen kreisförmigen Anlagen © Los Morteros-Pampa de las Salinas Archaeological Project

Ob auch die anderen vier Geoglyphen himmlische Konstellationen darstellen, ist noch unklar. „Es ist wahrscheinlich, dass auch diese Bodenbilder mit Sternbildern assoziiert sind“, sagt Mauricio. „Aber wir sind noch dabei, sie genau zu kartieren.“

Klar scheint aber, dass die fünf Geoglyphen vor mehr als 3.000 Jahren Teil einer umfassenderen rituell-zeremoniellen Landschaft waren. Denn an mehr als 20 Fundstätten in der Pampa de las Salinas haben Forscher bereits weitere Bauten dieses unbekannten Volkes entdeckt. Darunter sind straßenartige Wege, Plätze und ein monumentaler Siedlungshügel, „Los Morteros“ genannt. Er könnte sogar schon bis zu 6.000 Jahre alt sein, wie Archäologen berichten.

Vom Wohngebiet zur heiligen Stätte

Offenbar war die Hochebene der Pampa de las Salinas zunächst ein normales Siedlungsgebiet. Denn Funde im Los Morteros-Hügel zeigen Reste von Abfällen, steinernen Herden und anderer Siedlungsreste. „Später dann wurden dort Gebäude aus Adobeziegeln und Steinhäuser errichtet, die eher monumentalen und zeremoniellen Charakter hatten“, so Mauricio. „Die Adobe-Architektur stammt aus der Zeit rund 5.500 Jahre vor heute und ist damit mehr als 1.000 Jahre älter als andere Adobe-Bauten dieser Gegend.“

Ungefähr um diese Zeit verschwanden jedoch alle alltäglichen Siedlungsspuren. „Als die Stätten monumentaler wurde, gibt es keine Belege mehr für eine Population, die vor Ort lebte“, erklärt Mauricio. Offenbar wurde dieses Gebiet dann zu einem Areal, das von den benachbarten Gemeinschaften als zeremonielle Stätten genutzt wurde.“

Warum dieser Wandel eintrat, ist bisher noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass ein Wandel im Klima und den Umweltbedingungen dafür eine Rolle gespielt haben könnte. Auch wozu die Geoglyphen und anderen Stätten im Einzelnen dienten, ist bisher noch rätselhaft. (Society for American Archaeology Annual Meeting)

(Livescience, SAA Abstract, 13.06.2018 – NPO)

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