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Klima

Kapstadt: Wird die Wassernot zur Regel?

Zunahme von Hitzewellen verschärft ein immer wiederkehrendes Problem

Wassermangel in Südafrika: Besonders die Provinz Westkap leidet seit Monaten unter extremer Trockenheit. © European Union, 2018/ JRC

Trockene Zukunft: Das Dürreproblem in Südafrika könnte sich in Zukunft weiter verschärfen. Eine Auswertung von Wetterdaten offenbart: Bereits in der Vergangenheit hat die Region circa alle fünf Jahre extreme Niederschlagsdefizite erlebt. Allerdings kommt es seit zehn Jahren auch immer häufiger zu Hitzewellen. Zusammen mit dem prognostizierten Bevölkerungswachstum in Städten wie Kapstadt wird das den Wassermangel weiter fördern, wie Forscher berichten. Ihre Daten helfen aber auch dabei, sich auf solche Krisen künftig besser einstellen zu können.

Kapstadt wird seit nunmehr drei Jahren von einer extremen Dürreperiode geplagt. Die anhaltende Trockenheit hat zu einem akuten Wassermangel in der Vier-Millionen-Einwohner-Metropole geführt, die drastische Maßnahmen erforderlich macht. Um den Tag hinauszuzögern, an dem kein Wasser mehr aus den Hähnen fließt, sollen die Bürger seit Monaten täglich nur noch 50 Liter verbrauchen. Zum Vergleich: In Deutschland werden pro Person mehr als 120 Liter Wasser am Tag genutzt.

Dank des erfolgreichen Wassersparens hat sich der gefürchtete „Day Zero“ inzwischen immerhin bis ins Jahr 2019 verschoben: jener Tag, an dem sich die Bevölkerung ihr Trinkwasser nur noch unter Aufsicht von Militär und Polizei an speziellen Versorgungspunkten abholen darf. Damit haben Entscheidungsträger mehr Zeit gewonnen, um nach Wegen aus der Krise zu suchen – auch langfristig.

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Wiederkehrendes Muster

Wissenschaftler vom Joint Research Center der Europäischen Kommissionen liefern den Südafrikanern nun wertvolle Unterstützung. Sie haben Wetterdaten der vergangenen 36 Jahre analysiert und sich dabei unter anderem genauer mit den Niederschlagsmengen in Südafrika beschäftigt.

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Ihre Auswertung zeigt: Der derzeitige Wassermangel ist in seinem Ausmaß zwar außergewöhnlich, aber offenbar Teil eines in der Vergangenheit immer wiederkehrenden Musters. Demnach kommt es etwa alle fünf Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem monatlichen Niederschlagsdefizit von 50 bis 70 Prozent. Das heißt, es geht entsprechend mehr Feuchtigkeit durch Verdunstung verloren als durch Regenfälle gewonnen wird. In der Provinz Westkap, in der auch Kapstadt liegt, könnte dieses Defizit alle zehn Jahre sogar bei 70 bis 80 Prozent liegen.

Mehr Hitzewellen

Daneben schauten sich die Forscher auch das Auftreten von Hitzewellen in der Region an. Dabei stellten sie fest: Derartige Extremwetter sind im südlichen Afrika in den vergangenen zehn Jahren im Vergleich zum Zeitraum davor gehäuft aufgetreten – womöglich ist dies schon eine Folge des Klimawandels.

Das wiederholte Auftreten von Niederschlagsdefiziten und die Zunahme von Hitzewellen bedeuten zusammengenommen, dass sich die Wasserknappheit in Zukunft verschärfen könnte, so das Team. Hinzu kommt: In Kapstadt soll die Bevölkerung in den nächsten fünf Jahren um fünf Prozent wachsen – der Wasserbedarf wird künftig demnach sogar noch steigen.

Bessere Vorhersehbarkeit

Die neuen Erkenntnisse klingen nach schlechten Nachrichten. Doch sie bieten auch eine Chance, wie die Wissenschaftler betonen. Denn zum Beispiel ist nun bekannt, in welchen zeitlichen Abständen die hohen Niederschlagsdefizite in der Regel auftreten. Das bedeutet eine bessere Vorhersehbarkeit möglicher Krisen. „Die aktuelle Situation aus diesem Blickwinkel zu verstehen, kann Entscheidungsträgern dabei helfen, bestimmte Maßnahmen besser zu planen und auf diese Weise den Einfluss von Wasserknappheiten zu minimieren“, schreibt das Team in einer Mitteilung.

Angesichts der nun vorliegenden Daten empfehlen die Experten neben kurzfristigen Wassereinsparungen auch mittel- bis langfristige Maßnahmen zu ergreifen – etwa die Lebensmittelproduktion auf trockenresistentere Getreidesorten umzustellen. Gleichzeitig könne anhand dieser Informationen die Infrastruktur zur Wasserversorgung angepasst werden.

Auch Entscheidungen zum Beispiel zur Durchführung von Entwicklungsprojekten lassen sich mit den Daten dem Team zufolge nun leichter fällen. So mache es etwa keinen Sinn, in Risikogebieten besonders wasserintensive landwirtschaftliche Entwicklungen weiterzuverfolgen. (JRC Technical Reports, 2018; Drought and Water Crisis in Southern Africa)

(European Commission/ Joint Research Center, 30.05.2018 – DAL)

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