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Ökologie

Deutschen Gewässern geht es schlecht

Die meisten Flüsse und Seen sind in einem desolaten Zustand

Schifffahrt, Industrie, Landwirtschaft und Co belasten viele deutsche Seen und Flüsse - hier der Rhein bei Düsseldorf. © T_abdelmoumen/ CC-by-sa 2.0

Besorgniserregende Bilanz: 92 Prozent aller Flüsse und Seen in Deutschland sind in einem ökologisch schlechten Zustand. Zu diesem Urteil kommt der aktuelle Gewässerreport der Naturschutzorganisation BUND. Demnach belasten unter anderem Dünger, Schadstoffe aus der Industrie, aber auch bauliche Maßnahmen das Leben am und im Wasser. Die Autoren sehen dringenden Handlungsbedarf.

Die Flüsse und Seen in Deutschland sind eine wichtige Grundlage des Lebens: Sie bieten nicht nur zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat, sondern dienen in manchen Regionen auch als Trinkwasserquelle. In letzter Zeit wird allerdings zunehmend klar: Viele dieser Gewässer sind nicht gerade in einem guten Zustand – und zum Beispiel mit Nitrat und Mikroplastik belastet. Doch das ist längst nicht alles.

Ökologische Qualität im Fokus

Wie es um unsere Flüsse und Seen steht, hat nun der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) genauer untersucht. Für ihren Gewässerreport 2018 wertete die Naturschutzorganisation Daten vom Umweltbundesamt aus. Den Wissenschaftlern ging es dabei vor allem um die ökologische Qualität der Gewässer, etwa die biologische Vielfalt.

Ihr desolates Urteil: 92 Prozent aller Flüsse und Seen sind in einem beklagenswerten Zustand. Dies sei zwar weniger offensichtlich als noch vor 40 Jahren, als Schaumberge und angespülte tote Fische an Rhein, Neckar und Co ein untrügliches Zeichen für kranke Gewässer waren. „Heute trüben unsichtbare Belastungen die Wasseridylle“, heißt es in dem Bericht.

Dünger, Mikroplastik und Co

Ursächlich für die schlechte ökologische Qualität der meisten Gewässer sind demnach unter anderem Dünger und Pestizide aus der Landwirtschaft, Schadstoffe aus der Industrie, aber auch Kunststoffteilchen, Hormone und andere Rückstände aus Produkten unseres täglichen Lebens.

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Zusätzlich behindern bauliche Maßnahmen das Leben im Wasser. So bieten begradigte Flüsse kaum Lebensraum für Lachse, Aale und Forellen. Durchschnittlich alle zwei Kilometer blockieren dem Report zufolge ein Wehr oder eine Schleuse die Wanderung zu den Laichgewässern. Auch im Wasser lebende Insektenarten, Säugetiere wie Fischotter und Amphibien wie Frösche seien davon beeinträchtigt. Der Artenrückgang sei dramatisch.

Weniger Artenvielfalt durch Begradigungen

Ein Negativbeispiel für solche Entwicklungen ist die Elbe. Durch Begradigungsmaßnahmen sind nicht nur die Flussufer immer monotoner geworden, auch das Flussbett hat sich stellenweise vertieft, wodurch der Wasserspiegel und das Grundwasser in der Flussaue absank. „Auenlandschaften und auch das UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer

Gartenreich sind von Trockenheit bedroht“, schreiben die Forscher.

„Der BUND-Gewässerreport macht klar, dass sich die Politik endlich bewegen muss, damit unser Wasser noch zu retten ist“, sagt der Vorsitzende der Organisation Hubert Weiger. Eigentlich habe sich Deutschland im Jahr 2000 verpflichtet, die europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und bis 2015, allerspätestens bis 2027, alle Gewässer in einen „guten Zustand“ zu bringen.

Erfolge möglich

„Dieser Verantwortung wird Deutschland aber nicht gerecht“, kritisiert Weiger. Er befürchtet, dass die Regierungsparteien den bald anstehenden Überprüfungsprozess auf EU-Ebene dazu nutzen werden, die Umsetzung der festgelegten Ziele weiter zu verschieben oder sogar Standards abzuschwächen.

Dabei würde eine konsequente Umsetzung des Gewässerschutzes viel bewirken können: „Dass es möglich ist und welche Erfolge beispielsweise Deichrückverlegungen, Gewässerrandstreifen und verantwortungsvolle Landwirtschaft bringen, zeigt unser Report deutlich“, konstatiert Weiger. „Nur wenn Deutschland seine Verpflichtungen ernst nimmt, können wir uns eine artenreiche Wasserwelt wieder erschaffen und für unsere Kinder gute Trinkwasserressourcen bewahren.“ (BUND-Gewässerreport 2018)

(BUND, 17.05.2018 – DAL)

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