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Mikrobiologie

Amphibien-Killer stammt aus Korea

Genetische Untersuchungen klären Herkunft des tödlichen Pilzes Batrachochytrium

Chinesische Rotbauchunke aus Südkorea - aus ihrer Heimat stammt der tödliche Amphibienpilz Batrachochytrium dendrobatidis. © Frank Pasmans

Jetzt ist es amtlich: Der tödliche Amphibien-Pilz Batrachochytrium dendrobatidis stammt ursprünglich aus Korea, wie jetzt die bisher umfangreichste Gen-Vergleiche des Erregers enthüllen. Demnach entstand der tödliche und besonders infektiöse Stamm dieses Pilzes erst vor rund 50 bis 100 Jahren und verbreitete sich mit dem Amphibienhandel von Asien aus in alle Welt. Durch Mischung verschiedener Stämme entstehen zudem bis heute neue Varianten des Pilzes, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten.

Amphibien weltweit sind von einer tödlichen Seuche bedroht: Der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd, infiziert Frösche, Kröten und andere Amphibien über ihre Haut, löst Läsionen aus und führt bei der Mehrheit der befallenen Tiere zum Tode. Bisher ist unklar, ob und wie sich die Ausbreitung dieser Seuche stoppen lässt. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der Handel mit Amphibien zur weltweiten Verbreitung beigetragen und vielleicht sogar die tödliche Version des Pilzes erschaffen hat.

Woher stammt der tödliche Pilz?

Doch wo der Pilz ursprünglich herkommt, blieb unbekannt. „Dazu gab es bisher eine ganze Reihe von Theorien“, sagt Koautor Dirk Schmeller vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Afrika war als Ursprungsgebiet ebenso im Gespräch wie Nord- und Süd-Amerika, Japan oder Ost-Asien. Für all diese Vermutungen schienen sich Indizien im Erbgut des Pilzes zu finden, doch niemand hatte bisher genügend Proben aus allen Teilen der Welt gesammelt und analysiert, um die Herkunft des Erregers eindeutig klären zu können.

Das hat sich nun geändert: Ein internationales Forscherteam um Simon O’Hanlon vom Imperial College London hat nun 177 neue Bd-Isolate aus aller Welt analysiert und verglichen. Zusammen mit schon bekannten DNA-Sequenzen kamen so 234 Isolate zusammen. Mit diesem einmaligen Satz von Bd-Isolaten standen zum ersten Mal genügend Informationen zur Verfügung, um das Erbgut der Erreger aus verschiedenen Teilen der Welt umfassend vergleichen zu können.

Hoch infektiös und extrem tödlich: Opfer einer Bd-Epidemie in den französischen Pyrenäen. © Dirk S. Schmeller

Von Korea in die Welt

Das Ergebnis: Alle bekannten Varianten von Batrachochytrium dendrobatidis lassen sich auf nur eine asiatische Linie des Pilzes zurückführen: BdASIA-1. Und dieser Pilzstamm kommt am häufigsten auf der koreanischen Halbinsel vor. „Dort liegt demnach der Ursprung des Erregers“, berichtet Schmeller. Im Laufe der Zeit haben sich aus dem dortigen Pilz durch Vermischung mit anderen Stämmen weitere Formen entwickelt, darunter auch die besonders infektiöse und tödliche Linie BdGPL (Global Panzootic Lineage).

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Die Gen-Analysen enthüllen, dass dieser fatale Misch-Erreger wahrscheinlich erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist – vor 50 bis 100 Jahren. Bisherige Schätzungen schwankten zwischen gut 100 und 26.000 Jahren. Den Weg von Korea in die Welt fand der tödliche Pilz vor allem durch den Amphibienhandel – mit ihm breiten sich die verschiedenen Linien der Seuche immer weiter aus, wie die Forscher bestätigen.

Fatale Vermischungen halten an

Die große Gefahr dabei: Durch die anhaltende Verbreitung der Pilzstämme kommt es immer wieder zu Kreuzungen verschiedener Linien von Batrachochytrium dendrobatidis. Dadurch aber entstehen immer neue Varianten, was es den Amphibien nahezu unmöglich macht, sich an die Seuche anzupassen: Selbst wenn sie in einigen Populationen bereits erste Resistenzen gegen eine Pilzvariante gebildet haben, wären sie bei Befall mit einer neuen Mischlinie wieder hilflos der Seuche ausgesetzt, wie die Forscher erklären.

Die Wissenschaftler plädieren daher dafür, den internationalen Handel mit Amphibien komplett zu beenden und verstärkte Maßnahmen zur Biosicherheit zu ergreifen. „Sonst werden wir immer neue Bd-Linien schaffen“, warnen die Forscher. „Und wer weiß, was die dann erst alles anrichten.“ (Science, 2018; doi: 10.1126/science.aar1965)

(Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 11.05.2018 – NPO)

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