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Biologie

Walhai: Rekordwanderung im Pazifik

Forscher verfolgen die Spuren eines Walhais quer durch den pazifischen Ozean

Begegnung mit einem Walhai vor der Küste Panamas. Der Fisch war etwa fünf Meter lang, Walhaie können jedoch eine Länge von zwölf Metern erreichen. © Sam Farkas / NOAA OAR 2014 Photo Contest

Gigantische Ausdauer: Forscher haben die längste jemals gemessene Wanderung eines Walhais beobachtet. Dafür hatten sie drei Exemplare dieser Haiart mit Peilsendern ausgestattet. Ein Weibchen namens Anne schwamm innerhalb von gut zwei Jahren von der Küste von Panama bis zum Marianengraben nahe den Philippinen – über 20.000 Kilometer quer durch den Pazifik. Mit ihrer Studie wollen die Forscher die Wanderungen der mysteriösen Tiere besser verstehen und den Artenschutz unterstützen.

Walhaie (Rhincodon typus) sind die größten Fische unseres Planeten und doch ist nur sehr wenig über die sanften Riesen bekannt. Die bis zu zwölf Meter langen Haie filtern Plankton, Krill und andere kleine Tierchen aus dem Wasser und gelten als ungefährlich für den Menschen. Der Großteil von ihnen schwimmt durch die warmen Gewässer des Pazifiks. An manchen Stellen vor Australien, Mexiko oder den Seychellen können sich 500 oder noch mehr Tiere versammeln – ein beeindruckendes Spektakel für jeden Zuschauer. Um zu diesen Orten zu gelangen, legen die Giganten gewaltige Strecken zurück.

Zwei Jahre lang Big Brother

„Ich finde ich es unglaublich, wie wenig wir über diese Spezies wissen, außer dass sie die weltgrößten Fische sind“, sagt Seniorautor Scott Eckert vom Principia College in den USA. „Als ich begann, mit ihnen zu arbeiten, war ihre Taxonomie umstritten und es war immer noch unklar, wie sie sich fortpflanzten.“

Auf der Suche nach Antworten haben Hector Guzman vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und seine Kollegen im Jahr 2011 drei Walhaie nahe der Insel Coiba vor der Küste Panamas mit Sendern versehen. Einer von ihnen – ein Weibchen namens Anne – sorgte bei den Wissenschaftlern im Nachhinein für besonderes Aufsehen. Über 841 Tage hinweg peilten sie Annes Sender mit einem Satelliten an und verfolgten ihre Streifzüge quer durch den ganzen Pazifik.

Frontalansicht eines Walhais vor der Küste Panamas. Mit ihren großen Mäulern saugen sie Wasser ein und filtern Plankton und Kleinstlebewesen heraus. © Kevan Mantell

Anne auf der Spur

Nachdem die Forscher den Sender auf Anne angebracht hatten, hörten sie für 28 Tage erstmal nichts von dem Haiweibchen. Der Grund: Der Sender kann nur mit dem Satelliten kommunizieren, wenn die Tiere nahe an der Oberfläche schwimmen. Anne schien demnach erstmal abgetaucht zu sein. Insgesamt hielt Anne sich fast drei Monate lang in den Gewässern vor Panama auf, bevor sie sich schließlich auf den Weg zu den Galapagos-Inseln machte. Dort, im äußersten Nordwesten der einzigartigen Inselgruppe, liegt die unbewohnte Darwin-Insel, ein bekannter Sammelpunkt für Walhaie.

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266 Tage nach Beginn der Messungen verschwand das Signal von Anne jedoch erneut spurlos. Erst nach 235 Tagen der Stille konnten die Forscher wieder aufatmen – Anne tauchte südlich von Hawaii wieder auf. Dort hielt Anne sich nun für neun Tage in seichten Gewässern auf, machte sich dann aber auf den Weg zum Marianengraben, mit fast 11.000 Metern der tiefste Punkt des Meeres. Insgesamt war das Walhaiweibchen damit 20.142 Kilometer weit gewandert – ein neuer Rekord.

Wanderung folgt dem Nordäquatorialstrom

Anne ist nicht der einzige Walhai, der auf dieser Strecke den Pazifik durchquert hat. Forscher haben zuvor auch schon andere Exemplare bei der Wanderung beobachtet. Die nun aufgezeichnete Strecke ist aber mit Abstand die weiteste. Möglicherweise ließ sich Anne auf ihrer Wanderung einer günstigen Strömung unter die Flossen greifen. Denn ihre Route folgte dem Nordäquatorialstrom, der von Mittelamerika quer durch den Pazifik bis zu den Philippinen fließt.

Warum die Haie diesen langen Weg auf sich nehmen, bleibt aber noch unklar. „Wir wissen sehr wenig darüber, warum Walhaie wandern“, sagt Hector Guzman vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama. „Suchen sie nach Futter oder Gelegenheiten zur Paarung? Oder werden sie durch andere Impulse getrieben?“

Studie ist wichtig für den Artenschutz

Mit ihren Ergebnissen wollen die Forscher zum Artenschutz der Meeresgiganten beitragen. Denn vor allem nahe den bekannten Sammelpunkten der Walhaie bedrohen Menschen die Tiere. Dort haben sich Unternehmen für Touristen angesiedelt, die Tauchgänge mit den Walhaien anbieten. Auch Fischer jagen sie für ihr Fleisch und ihre Zähne, die als Souvenir verkauft werden.

„In Coiba haben Walhaie bereits ihr Verhalten verändert und meiden die Oberfläche und Touristen“, sagt Guzman. „Diese Studien sind entscheidend, wenn wir internationale Richtlinien gestalten, um grenzüberschreitende Arten zu schützen, wie den Walhai und andere weit wandernde Meeresbewohner.“ (Marine Biodiversity Records, 2018; doi: 10.1186/s41200-018-0143-4)

(Smithsonian Tropical Research Institute, 30.04.2018 – YBR)

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