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Klima

Klimawandel verschärft Dürren in Europa

Fläche der Dürregebiete könnte sich europaweit verdoppeln

Vertrocknete Böden könnten in Europa künftig immer häufiger zum Problem werden. © Delpixars/ iStock.com

Trockene Aussichten: Der Klimawandel wird das Problem der Dürren in Europa künftig weiter verschärfen. Modellberechnungen zeigen: Extremereignisse wie die Hitzewelle im Sommer 2003 könnten auf unserem Kontinent zum Normalfall werden, wenn sich die Erde um drei Grad Celsius erwärmt. Die von Dürre betroffenen Gebiete würden sich dann auf das Doppelte vergrößern und die Anzahl der Dürremonate deutlich steigen. Besonders gravierend wäre der Effekt im Mittelmeerraum.

In den letzten Jahren ist es in Europa immer wieder zu extremen Hitzewellen und Dürren gekommen – zuletzt noch im Frühsommer vergangenen Jahres. Im Juni 2017 war es in weiten Teilen Europas teilweise bis zu sieben Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Die Hitze reichte damit an die Rekordwerte des Sommers 2003 heran und übertraf sie in einigen Regionen sogar.

Solche Hitzeperioden könnten bereits Folgen des Klimawandels sein. Denn diverse Klimamodelle sagen vorher, dass es durch die Erderwärmung in manchen Regionen vermehrt heiß und trocken werden wird. Wie genau sich dieser Trend in Zukunft auf die einzelnen Gebiete Europas auswirken könnte, haben Wissenschaftler um Luis Samaniego vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig nun untersucht.

Dürregebiete verdoppelt

Mithilfe eines Modells beschrieben sie dabei nach eigenen Angaben erstmals konkret, welche Folgen ein globaler Temperaturanstieg von ein bis drei Grad Celsius europaweit auf die Ausbreitung und die Dauer von Dürren hat. Ihre Berechnungen berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren und Wechselwirkungen – und zeichnen ein deutliches Bild.

Demnach wird sich die Fläche der Dürregebiete in Europa im Vergleich zum Referenzzeitraum 1971 bis 2000 von dreizehn auf 26 Prozent verdoppeln, sollte die globale Erwärmung um drei Grad steigen. Gelingt es dagegen, das im Klimavertrag von Paris festgehaltene 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, sieht es nicht ganz so düster aus. Dann vergrößern sich die Dürreregionen allerdings immer noch auf 19 Prozent der Fläche.

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Mittelmeerraum besonders betroffen

Negative Folgen sind vor allem für die Region rund um das Mittelmeer zu erwarten, wie die Forscher berichten. Dort könnten sich die Dürregebiete im extremsten Fall von 28 Prozent der Fläche im Referenzzeitraum auf 49 Prozent der Fläche ausbreiten. Auch die Anzahl der Dürremonate pro Jahr würde in Südeuropa deutlich zunehmen.

„Bei einer Drei-Grad-Erwärmung gehen wir von 5,6 Dürremonaten pro Jahr aus; bislang lag die Zahl bei 2,1 Monaten. Für einige Teile der iberischen Halbinsel prognostizieren wir sogar mehr als sieben Dürremonate“, sagt Samaniego. Sein Kollege und Zweitautor Stephan Thober ergänzt: „Drei Grad Erwärmung bedeuten außerdem, dass der Wassergehalt im Boden bis zu einer Tiefe von zwei Metern um 35 Millimeter zurückgeht.“

Weniger Wasser im Boden

Was bedeutet das? Auf einem Quadratkilometer würden 35.000 Kubikmeter Wasser dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Das entspricht dem Team zufolge in etwa dem Wasserdefizit, das während der Dürreperiode im Sommer 2003 in weiten Teilen Europas geherrscht hat. Steigt die Erderwärmung dagegen um 1,5 Grad Celsius, sind laut dem Modell jährlich nur 3,2 Dürremonate in der Mittelmeerregion zu erwarten und ein Rückgang des Bodenwassers um acht Millimeter.

Nicht ganz so gravierend sind die anderen Regionen in Europa betroffen – und zwar selbst dann, wenn der Worst-Case-Fall von drei Grad Erwärmung eintritt. „In den atlantischen, kontinentalen und alpinen Regionen vergrößern sich Dürregebiete um weniger als zehn Prozentpunkte der Gesamtfläche“, erläutert Thober.

Deutschland kommt glimpflich davon

Auch für Deutschland hätte die Erwärmung nur vergleichsweise geringe Folgen. Mit einer Einschränkung: Auch hier würden die Sommer künftig trockener als bislang. Im Baltikum und in Skandinavien führt der Klimawandel dagegen zum gegenteiligen Effekt. Stärkere Niederschläge sorgen in diesen Regionen in Zukunft wahrscheinlich dafür, dass sich das Dürregebiet sogar um rund drei Prozentpunkte verkleinert.

Betrachtet man ganz Europa, bedeutet der Klimawandel dagegen, dass Hitze- und Dürreereignisse wie jenes im Sommer 2003 zum Normalzustand werden könnten. Bis zu 400 Millionen Menschen könnten von diesem verschärften Dürreproblem betroffen sein, wie die Forscher betonen. Ihnen zufolge ist daher nun konsequentes Handeln gefragt: Der beste Weg sei, die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens umzusetzen und damit die negativen Auswirkungen auf Bodendürren in Europa einzudämmen. (Nature Climate Change, 2017; doi: 10.1038/s41558-018-0138-5)

(Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, 24.04.2018 – DAL)

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