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Biologie

Warum Käfer auf Bier fliegen

Von Ambrosiakäfern gezüchtete Pilze gedeihen am besten in alkoholischer Umgebung

Nicht nur wir freuen uns über ein kühles Bier - auch Ambrosiakäfer zieht der Duft magisch an. © m-gucci/ iStock.com

Vom Bier verführt: Forscher haben herausgefunden, warum sich manche Käfer von Alkohol anlocken lassen. Demnach gedeihen die von Insekten aus der großen Gruppe der Ambrosiakäfer gezüchteten Pilze in alkoholischer Umgebung besonders gut. Bier und Co duften für die Käfer deshalb nach guter Ernte, reicher Nahrung – und viel Nachwuchs. Es ist also kaum verwunderlich, dass sich die Winzlinge immer wieder in unsere Bier- und Weingläser verirren.

Mit den ersten schönen Tagen behelligen uns wieder lästige Plagegeister: Kaum haben wir uns mit einem erfrischenden Feierabendbier in den Garten gesetzt, tauchen auch schon winzige Käfer in unser Glas ab und ergötzen sich an dem alkoholischen Getränk. Oft handelt es sich dabei um sogenannte Ambrosiakäfer – eine mehrere tausend Spezies umfassende Gruppe von Insekten, die Pilze züchten und mithilfe dieser Mikroorganismen sich und ihren Nachwuchs ernähren.

„Es ist schon länger bekannt, dass kranke, absterbende Bäume Alkohol produzieren und dass die Käfer diese Bäume erkennen und mit Vorliebe besiedeln“, sagt Peter Biedermann von der Universität Würzburg. „Fallen mit Alkohol sind eine bewährte Methode, um die Insekten anzulocken und zu fangen.“ Doch woher rührt die Liebe der Käfer für Bier und Co?

Ambrosiakäfer legen in absterbendem Holz Tunnelsysteme an, in denen sie Pilze züchten. © Gernot Kunz

Leben im Promillebereich

Dieser Frage sind der Wissenschaftler und seine Kollegen nun nachgegangen. Sie wollten wissen, ob Alkohol womöglich eine Rolle für die Pilzfarmen spielt, die Arten wie der Schwarze Nutzholzborkenkäfer (Xylosandrus germanus) in ihren Wohnröhren im Holz anlegen. Dabei fanden sie heraus: Die von dem zwei Millimeter kleinen Käfer gezüchteten Pilze gedeihen in Alkohol-reicher Umgebung offenbar optimal.

Denn während die Substanz für andere Mikroorganismen toxisch ist, verfügen diese Pilze über besonders aktive Alkohol abbauende Enzyme – und sind dank ihnen perfekt an ein Leben im Promillebereich angepasst. Am besten wachsen die Pilze bei Alkoholkonzentrationen von rund zwei Prozent, wie die Forscher berichten.

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Gute Ernte dank Alkohol

Bei diesem Gehalt ist demnach eine gute Ernte garantiert, die Pilzgärten werden aber auch nicht überwuchert. Kein Wunder also, dass die Käfer auf Alkohol fliegen: Für sie riecht die Substanz nach einem reichen Nahrungsangebot und das wiederum bedeutet auch mehr Nachwuchs.

Das landwirtschaftliche System der Käfer ist so komplex, dass die Tiere sogar die „Saat“ für ihre Gärten mitbringen, wenn sie einen neuen Baum besiedeln: Sie transportieren Pilzsporen in speziellen Organen ihres Körpers. Umgekehrt sorgen auch die Pilze für Erfolg: Sie können selbst Alkohol produzieren und dadurch die Bedingungen für ihr Wachstum optimieren, wie Biedermann und seine Kollegen berichten.

„Die von den Ambrosiakäfern kultivierten Pilze verhalten sich damit wie Bier- oder Weinhefe: Sie generieren ein alkoholisches Substrat, in dem nur sie gedeihen können und von dem andere Mikroorganismen nichts haben“, erklärt Biedermann. Wie aber schaffen es die Käfer, in einer solchen berauschenden Umgebung zu überleben? „Sie müssen natürlich resistenter gegenüber Alkohol sein als andere Wesen“, sagt der Forscher. Wie den Winzlingen das gelingt, will das Team künftig genauer erforschen. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2018; doi: 10.1073/pnas.1716852115)

(University of Würzburg, 10.04.2018 – DAL)

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