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Medizin

Prostatakrebs: Einmaliger PSA-Test bringt wenig

Studie bestätigt mangelnden Zusatznutzen durch umstrittenes Screening

PSA: Was bringt der Früherkennungstest? © Jarun001/ iStock.com

Umstrittene Screeningmethode: Ein einmaliger PSA-Test zur Prostatakrebs-Vorsorge bringt offenbar nichts. Egal ob mit Screening oder ohne – im Laufe von zehn Jahren sterben ähnlich viele Männer an der Krebserkrankung, wie eine großangelegte Studie zeigt. Das Problem: Einerseits erkennt der Test Tumore, die nie Probleme machen würden. Andererseits übersieht er teilweise aber besonders aggressive und tödliche Formen.

Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen älterer Männer und die dritthäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle. In Deutschland bezahlt die Krankenkasse Männern ab 45 Jahren deshalb eine jährliche Vorsorgeuntersuchung. Diese beruht allerdings auf Abtasten und kann nur fortgeschrittene Tumore erkennen. Weitaus früher zeigt dagegen der sogenannte PSA-Test die Präsenz von Krebszellen an, denn er detektiert ein Prostata-spezifisches Antigen.

Doch der Nutzen des Tests ist umstritten – unter anderem, weil er auch bei sehr frühen und wenig aggressiven Formen des Krebses anschlägt. Diese Erkrankungen müssten in vielen Fällen wahrscheinlich niemals behandelt werden. Eine Diagnose sorgt somit für unnötige Beunruhigung bei den Betroffenen und kann sogar überflüssige Eingriffe nach sich ziehen.

Was bringt das Screening?

Was ein einmaliges Screening bringt, haben Wissenschaftler um Richard Martin von der University of Bristol nun in einer großangelegten Studie mit mehr als 400.000 Teilnehmern in Großbritannien untersucht – es ist den Autoren zufolge die bisher größte Erhebung dieser Art. Für die Untersuchung nahmen 189.386 Männer im Alter zwischen 50 und 69 Jahren an einem einmaligen PSA-Test bei ihrem Hausarzt teil. Eine Kontrollgruppe mit 219.439 Probanden im gleichen Alter bekam kein Screening.

Wie würde es den zum Zeitpunkt des Tests beschwerdefreien Männern zehn Jahre später gehen? Die Auswertung ergab: In beiden Gruppen waren ähnlich viele Männer an Prostatakrebs erkrankt, 8.054 in der Testgruppe und 7.853 in der Kontrollgruppe. Das Entscheidende: Auch der Anteil der krebsbedingten Todesfälle unterschied sich kaum. Er lag jeweils bei rund 0,29 Prozent, wie das Team berichtet.

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Gefährliche Krebsfälle übersehen

Es spielte demnach keine Rolle, ob die Männer am Screening teilgenommen hatten oder nicht. „Ein einmaliger PSA-Test rettet keine Leben“, konstatiert Martin. Das Problem: Der Test erkannte zwar oftmals Krebserkrankungen in einem frühen Stadium – darunter wie erwartet etliche, die zu Lebzeiten des Patienten auch ohne Behandlung wahrscheinlich keinen Schaden anrichten.

Gleichzeitig übersah die Methode jedoch manche besonders aggressiven und später tödlichen Formen von Prostatakrebs. „Das zeigt, dass wir ein besseres Diagnoseinstrument entwickeln müssen, wenn wir Menschenleben retten wollen“, sagt Richard Roope von der gemeinnützigen Organisation Cancer Research UK.

Keine Empfehlung

Zwar könnte es sein, dass mögliche positive Auswirkungen eines einmaligen Screenings erst nach fünfzehn oder zwanzig Jahren sichtbar werden. Außerdem können die Wissenschaftler nicht sagen, ob eine regelmäßige Wiederholung des Tests langfristig womöglich doch einen Zusatznutzen bringt. Je nach Messergebnis und Alter des Patienten wird der Test normalerweise nach einigen Jahren erneut durchgeführt.

„Nach aktuellem Kenntnisstand raten wir aber davon ab, den PSA-Test routinemäßig bei Männern ohne Symptome durchzuführen“, schließt Roope. „Wer sich Sorgen um sein persönliches Prostatakrebsrisiko macht, sollte ausführlich mit seinem Hausarzt sprechen.“ (JAMA, 2018; doi: 10.1001/jama.2018.0154)

(JAMA/ Cancer Research UK, 07.03.2018 – DAL)

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