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Paläontologie

Winziges Urvogel-Baby entdeckt

War das Jungtier einer kreidezeitlichen Vogelart ein Nesthocker?

So könnte der winzige Jungvogel ausgesehen haben. © Raúl Martín

Urzeitliches Mini-Küken: Forscher haben in Spanien ein fast vollständig erhaltenes Fossil eines kreidezeitlichen Urvogels entdeckt. Die Knochen sind 127 Millionen Jahre alt und stammen von einem winzigen Küken, das zu Lebzeiten kaum fünf Zentimeter groß war. Die Welt konnte dieser Jungvogel höchstens vom Boden aus erkunden. Denn zum Fliegen war er noch nicht in der Lage, wie das Team im Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet.

Das Zeitalter der Dinosaurier ist auch für seine vielen unterschiedlichen Arten von Flugsauriern und Urvögeln bekannt. Doch sie waren nicht die einzigen Herrscher der Lüfte. In der Kreidezeit hatte die urtümliche Vogelgruppe der Enantiornithes bereits zahlreiche Spezies hervorgebracht. Anders als heutige Vögel besaßen diese urzeitlichen Federtiere Zähne und besetzten damals vielfältige ökologische Nischen.

Einen überaus winzigen Vertreter dieser Gruppe von Urvögeln haben nun Wissenschaftler um Fabien Knoll von der University of Manchester entdeckt. Sie stießen in der spanischen Fundstätte Las Hoyas auf das 127 Millionen Jahre alte Fossil eines nahezu vollständig konservierten Enantiornithes-Jungtiers. Das Exemplar ist weniger als fünf Zentimeter groß und wog zu Lebzeiten wahrscheinlich gerade einmal 85 Gramm. Damit ist es eines der kleinsten bekannten Vogelfossilien aus dem Mesozoikum, wie das Team berichtet.

Das Fossil des urzeitlichen Nestlings ist fast vollständig erhalten. © Fabien Knoll

Einblick in ein junges Leben

Doch der Fund ist noch aus einem zweiten Grund besonders: Weil der Vogel bereits kurz nach seiner Geburt verstarb, geben seine Überreste Einblicke in die frühe Entwicklungsphase dieser Federtiere. So lässt sich von der Knochenstruktur etwa darauf schließen, ob das Küken schon fliegen konnte oder nach dem Schlüpfen noch sehr von seinen Eltern abhängig war.

„Die Evolution der Vögel hat viele unterschiedliche Strategien in Sachen Wachstum und Brutpflege hervorgebracht“, konstatiert Knoll. Wie sah das bei den Urvögeln aus? Um mehr darüber zu erfahren, untersuchten der Forscher und seine Kollegen die fossilen Knochen mithilfe von Synchrotronstrahlung.

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Küken konnte noch nicht fliegen

Die Ergebnisse zeigten unter anderem: Das Brustbein des Kükens bestand hauptsächlich aus Knorpel und es hatte sich noch kein harter, solider Knochen entwickelt. Das bedeutet: Das Urvogel-Baby konnte noch nicht fliegen. Dies könnte zwar dafür sprechen, dass das Küken ein Nesthocker war und von seinen Eltern umsorgt und gefüttert werden musste. Der Nestling könnte aber genauso gut auch unabhängiger gewesen, wie die Wissenschaftler betonen. Ob sie Nesthocker oder -flüchter waren, sei bei Vögeln aus längst vergangenen Zeiten schwer zu bestimmen.

Andere fossile Funde von Enantiornithes-Nestlingen deuten darauf hin, dass diese Vögel zu den Nestflüchtern gehörten. „Womöglich hatten sich in dieser speziellen Gruppe der Urvögel sogar bereits unterschiedliche Entwicklungsstrategien etabliert“, schreibt das Team. Auch bei heutigen Vögeln gibt es extreme Nesthocker wie die Turteltauben und Arten, die direkt nach dem Schlüpfen selbständig die Welt erkunden – zum Beispiel Hühner. (Nature Communications, 2018; doi: 10.1038/s41467-018-03295-9)

(Manchester University, 05.03.2018 – DAL)

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