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Archäologie

Diese Parasiten befielen schon die alten Griechen

Antike Kotreste belegen Existenz von in Hippokrates Texten beschriebenen Würmern

Eier eines Peitschenwurms, der offenbar schon die alten Griechen befiel. © Elsevier

Antike Plagegeister: Aus den Schriften des Mediziners Hippokrates wissen wir, dass die alten Griechen bereits unter lästigen parasitischen Würmern litten. Archäologen haben nun herausgefunden, um welche Spezies es sich dabei gehandelt haben könnte. Sie stießen in alten Gräbern auf die Eier von zwei Wurmarten – Parasiten, die zu den Beschreibungen aus den antiken Texten passen. Damit liefern sie den ersten handfesten Beleg für die Existenz parasitischer Würmer im alten Griechenland.

Der griechische Arzt Hippokrates von Kos ist heute für das von ihm erdachte Konzept der Humoralpathologie bekannt. Vor seiner Zeit sahen die Menschen in der Antike Krankheit noch als Werk der Götter an. Hippokrates aber suchte im fünften Jahrhundert vor Christus die Ursache für medizinische Leiden erstmals im Inneren des Körpers: Er erklärte die Entstehung von Krankheit mit einem Ungleichgewicht der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle – eine Vorstellung, die sich mehr als 2.000 Jahre lang hielt.

In ihren Schriften beschrieben Hippokrates und seine Schüler damals zahlreiche Beschwerden. Unter anderem ist dort von parasitischen Würmern die Rede, die die antiken Mediziner Helmins strongyle, Ascaris und Helmins plateia nannten. Doch um welche Parasiten handelt es sich dabei? Diese Frage konnten Wissenschaftler bisher nur anhand der erläuterten Symptome versuchen zu beantworten. Nun kommt ihnen jedoch ein archäologischer Fund bei der Lösung des Rätsels zu Hilfe.

Hippokrates beschrieb in seinen Schriften zahlreiche medizinische Leiden. © Fred Lewsey

Verräterische Eier

Um herauszufinden, welche lästigen Würmer die alten Griechen plagten, haben Piers Mitchell von der University of Cambridge und seine Kollegen Skelette aus alten Gräbern auf der griechischen Insel Kea untersucht. Diese stammten aus dem vierten und zweiten Jahrhundert vor Christus sowie aus der Römerzeit.

In den Fokus ihres Interesses rückte dabei organisches Material, welches die Forscher auf einigen Beckenknochen der Verstorbenen fanden. Es handelte sich um antike Reste von zersetztem Kot – und darin entdeckten sie die Eier von zwei parasitischen Wurmarten: dem Peitschenwurm Trichuris trichiura und dem Spulwurm Ascaris lumbricoides. Beide Spezies befallen auch heute noch Menschen.

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Ei eines Spulwurms: Hippokrates kannte diesen Parasiten wahrscheinlich unter dem Namen Helmins strongyle. © Fred Lewsey

Vermutung bestätigt

„Bisher hatten wir nur Schätzungen von Historikern, welche Würmer die Griechen in ihren medizinischen Text gemeint haben könnten. Unsere Arbeit bestätigt einige dieser Vermutungen nun erstmals und stellt aber auch neue Informationen zur Verfügung“, sagt Mitchell. So hatten die Fachleute den Spulwurm schon länger als möglichen Kandidaten für den von Hippokrates beschriebenen Helmins strongyle in Verdacht. Der Fund bekräftigt dies nun.

Für den Ascaris aus den antiken Schriften kamen hingegen theoretisch zwei Parasiten in Frage: der Madenwurm und der Peitschenwurm. „Hier waren Experten bislang eher davon ausgegangen, dass Letzterer zur Zeiten der Griechen noch nicht existierte“, berichtet Mitchell. Doch offenbar lagen sie falsch.

Von Heilwurz und Honig

Wie die Forscher betonen, handelt es sich bei dem Fund um den ältesten handfesten Beleg für die Existenz parasitischer Würmer im alten Griechenland. „Diese Studie zeigt, wie man Archäologie und Geschichtswissenschaft zusammenbringen kann, um die Entdeckungen früher Ärzte und Wissenschaftler besser zu verstehen“, schließt Mitchell.

Hippokrates empfahl zur Linderung der von den Parasiten hervorgerufenen Beschwerden wie Durchfall, Fieber, Sodbrennen und Schwäche unter anderem übrigens folgendes Arzneimittel: ein Getränk aus den zerstoßenen Wurzeln der Heilwurz (Seseli libanotis), gemischt mit Wasser und Honig. (Journal of Archaeological Science, 2017; doi: 10.1016/j.jasrep.2017.11.006)

(University of Cambridge, 15.12.2017 – DAL)

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