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Technik

KI im Einsatz gegen Fake News

Intelligenter Algorithmus identifiziert Nachrichten mit Lauffeuer-Potential

Auf Facebook werden jeden Tag unzählige Nachrichten geliked und geteilt - doch welche hat das größte Lauffeuer-Potenzial? © Dolphfyn/ iStock.com

Viralen Nachrichten auf der Spur: Welche Geschichte in den sozialen Medien hat das Potenzial, sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten? Ein neuer Algorithmus kann genau das voraussagen – und so bei der Bekämpfung von Fake News helfen. Denn Falschinformationen richten am meisten Schaden an, wenn sie viele Menschen erreichen, wie die Entwickler betonen. Mithilfe des intelligenten Programms sollen Plattformen wie Facebook künftig besser entscheiden können, welche Nachrichten schnellstmöglich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden sollten.

Fake News haben zwar eine lange Tradition, aber selten war ihr Einfluss so groß wie heute. Vor allem in den sozialen Medien werden häufig Nachrichten gepostet und geteilt, die falsche Tatsachen und gezielte Desinformation enthalten. Um diesem Phänomen Herr zu werden, setzen Facebook, Twitter und Co unter anderem auf die Mithilfe der Nutzer: Sie geben diesen die Möglichkeit, Nachrichten als Falschmeldung zu deklarieren.

Kommt eine ausreichende Anzahl an Warnhinweisen zusammen, wird ein Netzwerk aus unabhängigen Rechercheteams aktiv: Journalisten, die die Nachricht gewissenhaft gegenchecken – und diese dann gegebenenfalls als strittig kenntlich machen. Für Manuel Gomez Rodriguez vom Max-Planck-Institut für Software Systeme in Kaiserslautern und seine Kollegen geht dieser Ansatz jedoch nicht weit genug.

Reichweite im Fokus

Nicht nur die Anzahl an Meldungen durch die Nutzer sollte ihrer Meinung nach darüber entscheiden, wann die Journalisten ihre Arbeit aufnehmen. Denn wenn eine Geschichte keine Wellen schlägt, warum dann wertvolle Zeit aufs Recherchieren verschwenden? Vielmehr sollte eine Nachricht dann auf Herz und Nieren geprüft werden, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie sich schnell im Netz verbreitet – selbst dann, wenn sie nur wenige Nutzer als Falschmeldung deklariert haben.

Zu diesem Zweck haben die Forscher einen Algorithmus entwickelt, der genau solche potenziell „viralen“ Geschichten herausfiltert: „Wenn unser Algorithmus berechnet, dass eine Geschichte eine große Reichweite haben wird, prüfen wir diese lieber gleich auf ihre Echtheit, bevor sie ein größeres Publikum findet – nur um sicher zu gehen, dass es keine Fake News ist“, erläutert Gomez. „Wenn etwas nicht viral geht, kann man abwarten und erst bei weiteren Warnhinweisen der Nutzer aktiv werden. Es ist alles eine Frage der Ressourcen: nicht jede Nachricht kann gegengeprüft werden.“

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Intelligenter Algorithmus

Um die richtigen Kandidaten für eine eingehende Prüfung zu identifizieren, wertet das Programm zum einen das Verhalten von Millionen Nutzern und deren Followern aus der Vergangenheit aus: Wie oft und wie schnell teilen sie eine Geschichte in der Regel? Neben diesen historischen Daten fließt in die Berechnung zum anderen ein, wie eine Nachricht in dem Moment aufgenommen wird, in dem sie gepostet wird: Ist die Reaktion der Nutzer sofort sehr hoch oder teilen sie die Geschichte anfangs nur wenig?

Damit passt sich der Algorithmus intelligent dem Nutzerverhalten an, wie das Team betont. „Wir optimieren mit unserem Programm den Prozess, wann welche Geschichte im Netz auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft wird. So werden weniger Leute Fake News ausgesetzt, die vielleicht gar nicht wissen, dass es sich bei dem ein oder anderen Post um eine Lügennachricht handelt“, sagt Gomez.

Quellcode wird veröffentlicht

Der Wissenschaftler hofft, dass der Algorithmus bald den Weg in die Praxis findet und von Social Media Plattformen eingesetzt wird. „Um das zu erleichtern, werden wir den Quellcode unseres Algorithmus veröffentlichen und eine Webseite ins Leben rufen“, berichtet Gomez.

Nichtsdestotrotz hat auch das intelligente Programm der Forscher seine Grenzen, wie sie offen zugeben: Der Algorithmus löse nicht das Problem, was als nächstes passiert, wenn eine Geschichte geprüft und als fake eingestuft wurde. „Lässt du die Geschichte laufen, kommen viele Leute mit ihr in Kontakt. Nimmst du sie aus dem News Feed der Nutzer, setzt du dich dem Vorwurf aus, das Netz zu zensieren“, schließt Gomez.

(Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, 04.12.2017 – DAL)

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