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Archäologie

34.000 Jahre alte Venus aus Elfenbein entdeckt

Figur ist die älteste Elfenbeinplastik außerhalb Süddeutschlands

Projektion der Breitenbacher Elfenbeinfragmente auf die Oberschenkel und Brustpartie der Venus vom Hohle Fels und einer Venusfigur aus Elfenbein von der russischen Fundstelle Kostenki © J. Lipták/ MAE RAS

Sensationsfund: Archäologen haben in Sachsen-Anhalt altsteinzeitliche Fragmente einer Venus-Figur entdeckt. Die sorgfältig bearbeiteten Bruchstücke aus Elfenbein sind rund 34.000 Jahre alt und ähneln der berühmten Venus vom Hohe Fels. Damit sind sie eine echte Rarität. Denn figürliche Kunst aus dieser Zeit war bisher nur aus Höhlen der Schwäbischen Alb bekannt. Der neue Fund stellt nun die älteste bekannte Elfenbeinplastik außerhalb Süddeutschlands dar.

Der altsteinzeitliche Fundplatz Breitenbach in der Nähe von Zeitz in Sachsen-Anhalt ist eine wahre Schatzkammer für Archäologen: Die Fundstelle gilt als eine der ältesten Elfenbeinwerkstätten der Welt. Hier verarbeiteten unsere Vorfahren schon vor rund 34.000 Jahren Mammutelfenbein und stellten daraus beispielsweise winzige Perlen her. Doch nicht nur das: Auch kunstvolle Plastiken gehörten damals offenbar bereits zum Repertoire der dort lebenden Künstler, wie ein einmaliger Fund nun zeigt.

Fragmente einer Venus

Denn im Jahr 2012 entdeckte Elfenbeinfragmente aus Breitenbach haben sich jetzt als Bruchstücke einer sogenannten Venus-Figur entpuppt. Die drei kleinen, nur zwischen 1,4 und 1,8 Zentimeter großen Fragmente erscheinen auf den ersten Blick zwar sehr unscheinbar, sind aber sorgfältig bearbeitet und poliert worden.

Und: Sie lassen sich mühelos vollständig erhaltenen Figuren ähnlich der berühmten Venus vom Hohle Fels zuordnen. Diese Elfenbeinplastik gilt als ältestes Beispiel figürlicher Kunst weltweit und wurde vor einigen Jahren auf der Schwäbischen Alb gefunden.

Ältester Fund außerhalb Süddeutschlands

Die Erkenntnis von Olaf Jöris vom Forschungszentrum für menschliche Verhaltensevolution „Monrepos“ in Neuwied und seinen Kollegen ist eine kleine Sensation: Bisher waren plastisch gearbeitete Statuetten aus der Zeit der sogenannten Aurignacien-Kultur nämlich nur aus Höhlen in Süddeutschland bekannt. Erst später finden sich figürliche Plastiken dann im gesamten eurasischen Raum, wie das Team berichtet.

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Die Venus-Figur von Breitenbach ist damit die älteste bekannte Elfenbeinplastik, die außerhalb Süddeutschlands entdeckt wurde. Den Forschern zufolge belegt dies, dass figürlich gearbeitete Plastiken im Aurignacien Teil einer Tradition sind, die nicht allein auf den süddeutschen Raum begrenzt war – sondern sich spätestens zum Ende dieser Kulturphase auch darüber hinaus ausbreitete.

„Breitenbach steht damit an der Wende eines überregionalen kulturellen Umbruchs, der sich wohl als ein Wandel der damaligen Weltanschauungen und des sozialen Miteinanders verstehen lässt“, heißt es dazu in einer Mitteilung.

(Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, 21.11.2017 – DAL)

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