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Medizin

Immer mehr Shisha-Raucher vergiften sich

Mediziner warnen vor Kohlenmonoxidvergiftungen durch Wasserpfeifen

Gefährlicher Genuss: Kohlenmonoxidvergiftungen durch Shisha-Rauchen nehmen zu. © Jarrycz/ iStock.com

Unterschätzte Gefahr: Shisha-Rauchen ist beliebt – und mitunter lebensgefährlich. Denn immer häufiger kommt es beim Genuss von Wasserpfeifen zu Kohlenmonoxidvergiftungen, wie Mediziner warnen. Das giftige Gas entsteht bei der Verbrennung der Pfeifenkohle und kann insbesondere beim schnellen Rauchen in unzureichend belüfteten Räumen rasch zu Bewusstlosigkeit und Ersticken führen.

Kohlenmonoxid (CO) ist die Ursache für einen Großteil der tödlichen Vergiftungen weltweit. Dennoch wird es häufig unterschätzt. Da das farb- und geruchslose Gas so gut wie keine Reizungen hervorruft, wird es zunächst kaum wahrgenommen: Die frühen Anzeichen einer Vergiftung – Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome – ordnen Betroffene oft nicht richtig ein. Mit fatalen Folgen: Hohe Dosen von Kohlenmonoxid wirken schwer toxisch und sorgen bereits nach wenigen Minuten für Bewusstlosigkeit und Ersticken.

Doch wie kommt es überhaupt zu Kohlenmonoxidvergiftungen? Das Atemgift entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen und unter unzureichender Sauerstoffzufuhr. Das kann zum Beispiel bei Gasthermen passieren – etwa, weil der Brenner verrußt ist. Ein Warnzeichen für CO ist dabei die Farbe der Flamme: Sie ist nicht mehr blau, sondern gelb. Auch wer einen Holzkohlegrill in der Wohnung aufstellt, begibt sich in Lebensgefahr: „Bei der Verbrennung der Holzkohle entsteht das Gas und kann in geschlossenen Räumen nicht abziehen“, erklärt Joachim Windolf vom Universitätsklinikum Düsseldorf.

Wasserpfeife – unterschätzte Gefahr?

Immer häufiger landen bei dem Mediziner und seinen Kollegen jedoch Vergiftungsfälle in der Notaufnahme, die eine andere Ursache haben: das Shisha-Rauchen. Denn auch bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle entsteht Kohlenmonoxid. Insbesondere beim schnellen Rauchen ohne Absetzen in geschlossenen Räumen und ohne ausreichende Belüftung ist die Gefahr durch das Gas groß. Schon wenige Atemzüge reichen, damit das Kohlenmonoxid den Sauerstofftransport im Blut hemmen kann und es dadurch zu einer Vergiftung kommt.

In der Druckkammer der Düsseldorfer Uniklinik können bis zu zwölf sitzende Patienten behandelt werden. © UKD

Bei leichteren Vergiftungen hilft eine Therapie in der Druckkammer. Die Patienten bekommen dort unter Zuhilfenahme von Überdruck reinen Sauerstoff verabreicht, um das giftige Gas möglichst schnell aus dem Körper zu verdrängen. Allein das Uniklinikum Düsseldorf hat in diesem Jahr bereits rund 100 Fälle von Kohlenmonoxidvergiftungen auf diese Weise behandelt – 40 davon gingen auf das Rauchen von Wasserpfeifen zurück.

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Kohlenmonoxidmelder retten Leben

Damit es gar nicht erst soweit kommt, raten Experten zu erhöhter Wachsamkeit und empfehlen den Kauf von Kohlenmonoxidmeldern. Die kleinen Geräte werden an der Wand angebracht und sind in jedem Baumarkt zu bekommen. Herkömmliche Rauchmelder erfassen das Gas dagegen nicht. Ansonsten gilt es, auf Alarmsignale des eignen Körpers zu achten: Benommenheit, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sind im Zweifel auf Kohlenmonoxid und nicht etwa auf die Stärke des Tabaks zurückzuführen.

Im Verdachtsfall sollte man sofort alle Fenster öffnen, umgehend den Raum verlassen und die Feuerwehr verständigen. „Kohlenmonoxidvergiftungen sind lebensgefährlich“, betont der leitende Druckkammerarzt der Düsseldorfer Uniklinik, Sven Dreyer, abschließend. „Mehr Vorsicht und Sorgsamkeit können Leben retten.“

(Universitätsklinikum Düsseldorf, 08.11.2017 – DAL)

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