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Archäologie

Kairo: Kolossalstatue von Ramses II. entdeckt

Archäologen finden weitere Bruchstücke altägyptischer Statuen

Kolossal: Neben Teilen einer großen Ramses-Statue entdeckten die Archäoogen diese zehn Zentimeter breiten Zehen-Bruchstücke der Statue von Psammetich I. © Dietrich Raue/ Universität Leipzig

Spektakuläre Funde: Bei Ausgrabungen in Kairo haben Archäologen weitere spannende Funde gemacht. Darunter sind Fragmente einer sechs Meter großen Statue von Pharao Ramses II., Teile einer fünf Meter hohen Falkenfigur und einer Priesterstatue. Außerdem stießen sie auf noch fehlende Teile der Anfang 2017 entdeckten Kolossalstatue von Pharao Psammetich I. Überraschenderweise stammen die Statuen aus ganz unterschiedlichen Zeiten.

Es war eine echte Sensation: Im März 2017 hatten Archäologen mitten in einem dicht besiedelten Kairoer Vorort eine riesige Pharaonenstatue entdeckt. Sie stand einst in Heliopolis – einem dem ägyptischen Sonnengott geweihten und von Pharao Ramses II. errichteten Tempelkomplex. Weil die Statue unvollständig war und fast der gesamte Unterkörper fehlte, setzte das ägyptisch-deutsche Team seine Grabungen fort.

Riesenzehen, eine Sphinx, ein Priester und ein Falke

Dabei stieß das Team um Grabungsleiter Dietrich Raue von der Universität Leipzig auf neue, spektakuläre Funde. Zu diesen gehören gut 1.900 zwischen 10 und 150 Zentimeter große Fragmente der riesigen Psammetich-Statue, darunter drei riesige, etwa zehn Zentimeter breite Zehen des Pharaos sowie ein wichtiger Teil des Rückenpfeilers mit dem Namen Psammetichs I.

Zuvor hatten die Experten außerdem Reste eines riesigen Sphinx gefunden, unter anderem eine 32 Zentimeter breite Kralle. Ebenso wurden Reste eines etwa fünf bis sechs Meter hohen Falken entdeckt. Allein sein Auge ist 30 Zentimeter breit. Als „zusätzliche Überraschung“ bezeichnete Raue die Basalt-Fragmente einer sogenannten Heiler-Statue – eines Priesters aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Dies sei der jüngste Fund gewesen.

Basaltfragment einer Heilerstatue - einer Priesterfigur - aus dem 4.Jh. vor Christus © Dietrich Raue/ Universität Leipzig

Sechs Meter hohe Statue von Ramses II.

Für eine große Überraschung sorgten allerdings die Fragmente einer weiteren Kolossalstatue – diesmal von Ramses II. – dem Erbauer des Tempels von Heliopolis. „Die neuen Teile der Statue von Ramses II. sind aus Rosengranit und stammen aus der Zeit um 1250 vor Christus, sind also rund 600 Jahre älter als die Psammetich-Statue“, erklärt Raue, der von Ende August bis Anfang Oktober in Kairo war.

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Unter den bisher gefundenen Teilen der Ramses-Statue sind unter anderem eine Basis, ein Unterschenkel und ein Oberarm des Pharaos. „Die Statue war ersten Schätzungen zufolge etwa sechs Meter hoch und wahrscheinlich sitzend“, sagt Raue. Mit Sicherheit könne er nun auch sagen, dass die riesige Quarzit-Figur Psammetichs gestanden habe und ohne Basis etwa neun Meter hoch war.

Weitere Funde erwartet

„Das meiste haben wir bei unserem letzten Grabungsversuch am 28. September auf einem Areal von vier mal drei Metern gefunden“, berichtet der Ägyptologe. Der Mix aus verschiedenen Zeitaltern und Materialien auf kleinstem Raum sei entstanden, weil in der Vergangenheit immer wieder Steinräuber am Werk waren, die härtere Gesteinsteile der Statuen nicht für ihre Bauvorhaben verwenden konnten und daher auf dem Areal von Heliopolis zurückließen.

Raue wird die Grabungen im Februar 2018 fortsetzen und erwartet weitere interessante Funde. „Jetzt ist es eine Frage der Zeit. Wir müssen puzzeln“, sagt er. Die Vielfalt und die Ausmaße der ausgegrabenen Fragmente geben neue Möglichkeiten, die ursprüngliche Gestalt des Tempels zu rekonstruieren. Zugleich gab die Untersuchung der Statuenbasen vollkommen neue Einblicke zum Fortschritt der verwendeten Werkzeuge und Techniken.

(Universität Leipzig, 12.10.2017 – NPO)

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