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Paläontologie

Säbelzahnkätzchen hatten dicke Knochen

Eiszeiträuber besaßen ungewöhnlich kräftige Knochen schon von Geburt an

Säbelzahnkatzen besaßen ungewöhnlich kräftige Pranken mit dicken Knochen - damit konnten sie selbst große Beute festhalten. © RAlf Kraft

Schon die Babys waren kräftiger: Die Säbelzahnkatzen besaßen schon von Geburt an ungewöhnlich kräftige Knochen. Fossilvergleiche enthüllen, dass die Pranken der Katzenbabys deutlich dicker und robuster waren als die anderer Raubkatzen gleichen Alters. Wuchsen die Säbelzahnkätzchen dann heran, nahmen ihre Knochen nur noch an Länge zu. Das klärt die seit langem offene Frage, wie und wann die Eiszeit-Raubkatzen zu ihren Pranken kamen.

Starke, klauenbewehrte Pranken, lange, dolchartige Eckzähne und die Größe eines ausgewachsenen Löwen: Die bis vor rund 10.000 Jahren in Nordamerika und Europa verbreiteten Säbelzahnkatzen gehörten zu den dominierenden Raubtieren der letzten Eiszeit. Sie schreckten selbst vor großer und wehrhafter Beute wie Mammuts, Mastodons oder Bisons nicht zurück. Typischerweise packten die Säbelzahnkatzen ihre Beute mit ihren kräftigen Vorderbeinen, hielten sie fest und bissen ihnen dann mit ihren langen Eckzähnen die Kehle auf.

Pechgrube als Eiszeit-Massengrab

Fossilfunde belegen, dass die Säbelzahnkatzen ungewöhnlich starke und dicke Knochen besaßen. Vor allem ihre vorderen Pranken waren damit optimal an das Halten selbst starker Beute angepasst. Unbekannt war aber bisher, wann die Raubkatzen diese kräftigen Knochen entwickelten: Bildeten sie sich während des Heranwachsens aus? Und auf welche Weise fand dieses Knochenwachstum statt?

Eine einzigartige Chance, dies zu klären, bieten die La Brea Pechgruben in Kalifornien. Hier starben vor 40.000 bis 10.000 Jahren tausende von Tiere und wurden vom klebrigen Asphalt eingeschlossen und konserviert. Unter den Fossilien sind auch hunderte Säbelzahnkatzen der Art Smilodon fatalis in verschiedenen Altersstufen – vom Jungtier bis zum ausgewachsenen Räuber.

Fossile Beinknochen von Smilodon fatalis vom Jungtier bis zum Adulten. © K. Long

Schon von Geburt an kräftiger

Katherine Long von der California State Polytechnic University und ihre Kollegen haben diese Knochen nun genauer untersucht und sie mit denen anderer ausgestorbener und rezenter Raubkatzen verglichen.

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Das überraschende Ergebnis: Entgegen den Erwartungen entwickelten die Säbelzahnkatzen ihre dicken Knochen nicht erst während ihres Heranwachsens. Stattdessen wurden die Kätzchen bereits mit ungewöhnlichen robusten Knochen geboren. „Die Knochen der Vorderbeine von Smilodon fatalis-Jungtieren sind zwar etwa genauso lang wie beim Tiger, aber die Schäfte der Beinknochen sind deutlich dicker und sie haben breite Endflächen mit kräftigen Knochenwülsten“, berichtet Long.

Knochenwachstum wie bei anderen Katzen

Wenn dann die Säbelzahnkätzchen heranwuchsen, folgte ihr Knochenwachstum demselben Muster wie bei allen anderen Katzen auch: Die langen Knochen wurden eher länger und dünner als noch dicker. Weil aber die Kätzchen bereits mit deutlich kräftigeren Knochen begannen, blieb ihr Skelett robuster als das anderer Raubkatzen, wie die Forscher berichten.

Diese Ergebnisse klären nicht nur den Ursprung der dicken Säbelzahnkatzen-Knochen, sie zeigen auch, dass das Knochenwachstum bei den Katzenartigen offenbar schon in der Eiszeit einem eher starren Muster folgte. Die Säbelzahnkatzen „tricksten“ dieses Schema jedoch aus, indem sie von vornherein für günstigere Ausgangsbedingungen sorgten. (PLoS ONE, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0183175)

(PLOS, 28.09.2017 – NPO)

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