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Biologie

Riesenratte knackt selbst Kokosnüsse

45 Zentimeter große Rattenart auf den Salomoninseln entdeckt

Die neuentdeckte Riesenratte wird ein Kilogramm schwer und 45 Zentimeter lang. © Velizar Simeonovski/ The Field Museum

Größer als manche Katze: Auf den Salomoninseln haben Biologen eine neue, riesenhafte Rattenart entdeckt. Sie wird rund 45 Zentimeter lang und bis zu einem Kilogramm schwer – das ist viermal größer als unsere heimischen Wanderratten. Ungewöhnlich auch: Die Uromys vika getaufte Riesenratte lebt auf Bäumen und ernährt sich unter anderem von Kokosnüssen. Schon jetzt allerdings gilt die neue Rattenart als akut bedroht, denn ihr Lebensraum wird gerade abgeholzt.

Als der Biologe Tyrone Lavery vom Field Museum in Chicago vor einigen Jahren die Salomon-Inseln im Südpazifik besuchte, kam ihm ein seltsames Gerücht zu Ohren: Auf einer der Inseln sollte es riesenhafte Ratten geben, die auf Bäumen leben und sogar Kokosnüsse knacken. Eine solche Riesenratte war jedoch der Forschung bisher nicht bekannt – sollte es sich um eine noch unbekannte Art handeln?

Fahndung auf Vangunu

Um das herauszufinden, machten sich Lavery und einige Kollegen auf die Suche – zunächst erfolglos: „Ich begann mich schon zu fragen, ob es diese Riesenratten wirklich gibt oder ob die Leute vielleicht bloß normale Wanderratten gesehen hatten“, erzählt der Forscher. Doch einige Einheimische auf der Insel Vangunu bestanden darauf, dass es diese „Vika“ getauften Riesenratten wirklich gebe und dass sie anders seien als die normalen Nager.

Das Problem: „Wenn man nach etwas sucht, das auf dem Boden lebt, muss man nur in zwei Dimensionen suchen“, erklärt Lavery. „Aber wenn das Tier in neun Meter hohen Bäumen lebt, dann gibt es da eine ganze zusätzliche Dimension, die man absuchen muss.“ Schließlich kam ihnen ein glücklicher Zufall zu Hilfe: Eines der Tiere lief ihnen aus einem frisch gefällten Baum fast direkt vor die Füße.

Schädelknochen der Riesenratte Uromys vika © Tyrone Lavery/ The Field Museum

Viermal so schwer wie unsere Ratten

„Sobald ich dieses Tier näher anschaute, wusste ich, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt“, berichtet Lavery. Detaillierte Vergleiche mit bekannten Rattenarten und eine DNA-Analyse bestätigten diese Vermutung: Es handelt sich um eine ganz neue, wahrscheinlich nirgendwo sonst vorkommende Rattenart. „Eine neue Säugetierart zu entdecken ist wirklich selten“, betont Lavery.

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Die Biologen tauften die neuentdeckte Riesenratte Uromys vika – nach dem Spitznamen, den ihr die Einheimischen gegeben hatten. Sie wiegt bis zu einem Kilogramm und ist damit mehr als viermal schwerer als die auch bei uns heimische Wanderratte. Vom Kopf bis zur Schwanzspitze misst die Riesenratte 45 Zentimeter. Auf den Palmen umherkletternd, frisst die Ratte Löcher in Kokosnüsse und ernährt sich von dem nahrhaften Kokosfleisch.

Per Pflanzenfloß auf die Insel

„Die Vorfahren von Vika kamen wahrscheinlich mit angeschwemmter Vegetation auf die Insel“, erklärt Lavery. Denn die Inselkette der Salomonen ist durch ihre Lage mitten im Meer biologisch weitgehend isoliert. Dadurch konnte sich auf diesen Inseln eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt etablieren. Auch die Ratte entwickelte sich wahrscheinlich erst nach ihrer Ankunft zu dem großen, baumbewohnenden Nager, der sie heute ist, vermutet der Forscher.

Doch kaum entdeckt, ist die Riesenratte schon akut bedroht: „Wenn wir diese Ratte nicht jetzt entdeckt hätten, wäre sie möglicherweise nie gefunden worden“, erklärt Lavery. „Denn das Gebiet, in dem wir sie entdeckt haben, ist eines der wenigen noch nicht abgeholzten Waldgebiete der Insel.“ Mit den Bäumen aber droht auch der Lebensraum der Riesenratte für immer zu verschwinden – und mit ihm die letzten Exemplare dieser exotischen Nagetierart. (Journal of Mammalogy, 2017)

(Field Museum, 27.09.2017 – NPO)

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