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Medizin

Nasenspray gegen Migräne bei Kindern?

Neue Studie belegt Wirksamkeit – in Grenzen

Kopfschmerzen im Kindesalter nehmen zu. Auch von Migräneattacken bleiben Kinder nicht verschont. Bis zu zwölf Prozent der Zwölfjährigen sind betroffen. Wenn Paracetamol und Ibuprofen zur Schmerzlinderung nicht ausreichen, kann bei Kindern ab zwölf Jahren auch mit einem Triptan in Form eines Nasensprays behandelt werden. Eine finnische Studie hat jetzt dessen Wirksamkeit belegt.

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„Diese ist jedoch nicht so gut wie bei Erwachsenen“, erklären Kopfschmerzspezialisten in den „Kopfschmerz-News“, dem Mitgliederorgan der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Leiden Kinder unter einer Migräneattacke, sollten sie als erstes vor Lärm und Licht geschützt werden und ein kaltes Tuch sowie etwas Pfefferminzöl auf die Stirn bekommen. Wenn die Anfälle häufiger sind, können auch verhaltensmedizinische Strategien helfen, die Auslöser der Anfälle zu identifizieren und zu vermeiden.

Falls dies jedoch alles nicht ausreicht, verordnen Ärzte normalerweise auch bei Kindern Schmerzmittel, etwa Ibuprofen oder Paracetamol. Wenn jedoch auch diese Analgetika nicht ausreichen, kann ein Kopfschmerzspezialist Kindern ab 12 Jahren ein modernes Migränemittel (Triptan) in Form eines Nasensprays verschreiben. Diese Darreichungsform wirkt zwar sehr schnell, es gibt bisher aber nur wenige wissenschaftliche Belege über die Wirksamkeit dieser Therapie bei Kindern und Jugendlichen, weil diese auch sehr stark auf ein Scheinpräparat (Placebo) ansprechen.

Finnischen Ärzten gelang es nun, die Wirksamkeit der Substanz Sumatriptan als Nasenspray zu belegen. Sie teilten 129 Kinder in zwei Dosierungsgruppen ein, wobei in jeder Gruppe das „echte“ Nasenspray gegen ein „Placebo“ getestet wurde. Schon nach einer Stunde war das Triptan dem Scheinpräparat deutlich überlegen. In der Dosierung von 20 Milligramm wirkte das Spray besser als in der 10-Milligramm-Dosierung. Nach zwei Stunden verbesserten sich die Kopfschmerzen bei 64 Prozent der Kinder um zwei Kategorien auf einer visuellen Schmerzskala, unter Placebo stellten immerhin 39 Prozent der Kinder eine solche Verbessserung fest.

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Erfolg mit Grenzen

Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik Essen kommentiert die Studie kritisch: „Zum einen mag es sein, dass bei einigen Kindern der bittere Geschmack des Triptans zu einer Entblindung geführt hat“, so der Experte. Darüberhinaus ist der Erfolg eine Frage der Definition. Nimmt man das Zielkriterium der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft, nämlich die Schmerzfreiheit nach zwei Stunden, ergab sich kein signifikanter Unterschied mehr zwischen dem Triptan und dem Scheinmedikament. Auch ist die Wirkungsrate bei Kindern und Jugendlichen nicht so hoch wie bei Erwachsenen. Diener: „Es ist durchaus möglich, dass das Gehirn eines Migränekranken einen gewissen Reifegrad erreicht haben muss, bevor Triptane therapeutisch wirksam sind.“

(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 10.01.2005 – NPO)

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