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Astronomie

Schwarzes Loch frisst Millionen Sonnen

Astronomen entdecken bisher größte Eruption des Universums

Eruption ausgelöst durch ein Schwarzes Loch © NASA/CXC/A.Hobart

Die bisher gewaltigste Eruption des Universums haben Astronomen jetzt mithilfe des Röntgenteleskops Chandra entdeckt. Ursache dieses Ausbruchs: Ein supermassives Schwarzes Loch, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausdehnt und über einen enormen Appetit verfügt. Es hat bereits die Massen von mehreren hundert Millionen Sonnen verschluckt.

Die Eruption wurde in einer Chandra-Aufnahme des heißen, Röntgenstrahlen aussendenden Gases im Galaxienhaufen MS 0735.6+7421 entdeckt. Der Ausbruch, der mehr als 100 Millionen Jahre andauerte, hat soviel Energie erzeugt, wie hundert Millionen Gammastrahlenausbrüche zusammen. Das Ereignis wurde durch die Freisetzung von Gravitationsenergie ausgelöst, als enorme Mengen Materie in das Schwarze Loch im Zentrum des Clusters fielen. Das meiste Material wurde verschluckt, doch ein geringer Teil wurde zunächst hinausgeschleudert, bevor er endgültig im Schlund des Schwarzen Lochs verschwand.

„Ich war überraschend festzustellen, dass eine Masse von rund 300 Millionen Sonnen verschluckt worden ist“, erklärt Brian McNamara von der Ohio Universität in Athens. „Das ist so groß wie ein ganzes weiteres Schwarzes Loch.“ McNamara ist Hauptautor der jetzt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature veröffentlichten Studie.

Astronomen sind sich nicht sicher, woher so große Mengen an Materie stammen. Einer Theorie nach hat sich Gas von der Wirtsgalaxie dramatisch schnell abgekühlt und ist dabei vom Schwarzen Loch geschluckt worden. Die freigesetzte Energie zeigt, dass das Schwarze Loch sich während der Eruption dramatisch vergrößert hat. Diese Entdeckung widerspricht bisherigen Annahmen, die davon ausgingen, dass Schwarze Löcher in der jüngeren Vergangenheit nur noch wenig gewachsen sind und dass sich nur noch kleinere Exemplare schnell vergrößern.

„Dieses neue Ergebnis ist so überraschend wie aufregend“, erklärt Paul Nulsen vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik im amerikanischen Cambridge. „Dieses Schwarze Loch vertilgt ein Festmahl, wenn es eigentlich fasten sollte.“

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Ein schnelles Wachstum bei supermassiven Schwarzen löchern wird normalerweise über die Beobachtung der starken optischen und Röntgenstrahlung aus dem Zentrum ihrer Wirtsgalaxien oder über Fontänen von Radiostrahlen beobachtet. Doch bei MS 0735 zeigte sich keine helle Zentralstrahlung und auch die Radiojets waren nur schwach zu erkennen. Die wahre Natur des Schwarzen Lochs enthüllte sich erst bei der Beobachtung der Röntgenstrahlung aus dem heißen Gas im Galaxiencluster.

„Bisher hatten wir keine Ahnung, dass dieses Schwarze Loch sich so voll frisst“, erklärt Michael Wise vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. „Die Entdeckung dieser Eruption zeigt, dass Röntgenteleskope notwendig sind, um einige der gewaltigsten Ereignisse im Universum zu verstehen.“

(NASA/Marshall Space Flight Center, 07.01.2005 – NPO)

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