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Materialforschung

Milch: Zuckerhülle statt Plastik

Neuartige Kapsel für Milch-Portionspackungen löst sich im Kaffee auf und spart Abfall

Die löslichen und essbaren Milchkapseln könnten künftig eine Alternative zu den herkömmlichen Plastikdöschen sein. © Martha Wellner

Milch ohne Plastikmüll: Bisher bestehen Milch-Portionspackungen aus Plastik, doch das könnte sich bald ändern. Deutsche Forscher haben eine neuartige Hülle entwickelt, die sich im Kaffee oder Tee von selbst auflöst. Der Trick dabei: Die Hülle besteht aus kristallisiertem Zucker. Diese Zuckerkruste hält die Milch drei Wochen frisch und erlaubt das abfallfreie Portionieren. Ein Patent dafür ist bereits angemeldet.

Wer im Café oder der Kantine einen Kaffee bestellt, bekommt die Milch dazu oft portionsweise abgepackt: Sie ist in kleine Plastikdöschen abgefüllt, die mit einer Metallfolie verschlossen sind. Das hält zwar dicht und erlaubt die hygienische Portionierung. Gleichzeitig aber erzeugt diese Verpackung jede Menge Plastikabfall und verbraucht für den Deckel zudem wertvolle metallische Rohstoffe – keine sehr nachhaltige Lösung.

Hülle aus kristallisiertem Zucker

Deshalb haben Martha Wellner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und ihr Team nach umweltverträglicheren Alternativen – und sie gefunden. Sie haben eine Milchkapsel entwickelt, deren Hülle essbar ist und sich im heißen Kaffee oder Tee komplett auflöst. Damit lässt sich nicht nur der Verbrauch von Verpackungsmaterialien reduzieren, die Kapseln sind auch einfacher zu benutzen als herkömmliche Plastikdöschen.

Das Geheimnis der löslichen Milchkapseln: Es handelt es sich im Grunde um Zuckerwürfel, die mit Milch oder Kondensmilch gefüllt sind. Um sie herzustellen, wird eine Lösung aus Milch und Zucker hergestellt und in eine Form gegeben. Die Lösung kühlt nun ab. Dabei wandert der überschüssige Zucker an den Rand der Flüssigkeit und bildet dort Kristalle – eine dichte Zuckerkruste entsteht.

Drei Wochen haltbar

Im Prinzip bestehen die Milchkapseln damit aus leicht süßer Milch mit einer Zuckerkruste drumherum. Die Kapseln können in verschiedenen Formen hergestellt und bei Raumtemperatur gelagert werden. Einmal verkapselt, hält sich die Milch so für mindestens drei Wochen, wie die Forscher berichten. Zwei Varianten dieses Milchcontainers existieren bereits: eine gesüßte und eine leicht gesüßte Form. An einer ungesüßten Kapsel arbeiten die Forscher derzeit noch.

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Der große Vorteil: Die neuen Kapseln sind nicht nur umweltfreundlicher als die Plastikdöschen, auch ihre Handhabung ist einfacher: Statt am Deckel herumfummeln zu müssen – und allzuoft eine Milchfontäne auszulösen, wirft man einfach die komplette Kapsel in die Tasse. „Durch ihre Zuckerkruste haben die Kapseln eine Verpackung, die sich in heißen Flüssigkeiten einfach auflöst“, erklärt Wellner.

Anwendbar auch für andere Flüssigkeiten

Nach Ansicht der Forscher ist der potenzielle Nutzen der neuen umweltfreundlichen Milchkapsel groß: „Die Kapseln sind zum Beispiel als mögliche Alternative für die kleinen, äußerst unpraktischen Verpackungen von Kaffeesahne gedacht, die es in großer Zahl etwa bei Konferenzen oder in Flugzeugen gibt“, erklärt Wellners Kollege Joachim Ulrich. „Unser Verfahren lässt sich auch für andere Flüssigkeiten einsetzen. Wir können zum Beispiel Fruchtsaftkonzentrat einkapseln.

Für das Verfahren haben die Wissenschaftler bereits 2015 ein Patent angemeldet. Bevor das Produkt aber auf den Markt kommen kann, muss noch überprüft werden, ob die Idee sämtliche Anforderungen für Lebensmittel erfüllt und ob sich die Milchkapseln auch kostengünstig in großer Stückzahl herstellen lassen. (Chemical Engineering & Technology, 2017; doi: 10.1002/ceat.201600714)

(Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 15.08.2017 – NPO)

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