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2004: 40 Milliarden Dollar Schäden durch Naturkatastrophen

Münchener Rück Versicherung zieht Bilanz

2004 war mit 40 Milliarden US-Dollar für die Versicherungswirtschaft schon vor dem Seebeben vor Sumatra das teuerste Naturkatastrophenjahr aller Zeiten. Allein die Wirbelstürme in den USA, der Karibik und Japan verursachten mehr als dreiviertel der versicherten Schäden. Diese Bilanz zog die Münchener Rück Versicherung am Ende des Jahres 2004.

Hurrikane und Taifune verursachten Rekordschäden

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Nach Angaben der Münchener Rück traten dieses Mal Naturereignisse mit großen Sach- oder Personenschäden, vor allem in der zweiten Jahreshälfte auftraten. Das dritte Quartal war dabei von extremen Wetterkatastrophen geprägt: Hurrikane im Atlantik sowie Taifune im Westpazifik verursachten Rekordschäden.

Stefan Heyd, von der Münchener Rück zu den Wetterextremen des Jahres 2004: „Sie unterstreichen unsere langjährige Forderung nach raschen, konsequenten Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel. Nach dem enttäuschenden Ausgang des jüngsten Klimagipfels in Buenos Aires wird die Zeit dafür immer knapper. Wir werden weiterhin Schäden aus Naturkatastrophen decken, wenn der Preis dem durch Wetterphänomene und Wertekonzentrationen hoch exponierten Risiko entspricht. Die bisher ungekannte Schadenlast aus Sturmereignissen hat dazu beigetragen, dass das Risikobewusstsein und dass die Wertschätzung von Versicherungsschutz wieder gewachsen sind. Auch darum sind die Preise für diese Deckungen in der auslaufenden Erneuerungssaison stabil geblieben.“

Die Analyse-Ergebnisse für 2004 im Überblick

– Die versicherten Schäden stiegen auf über 40 Milliarden US-Dollar (Vorjahr: 15 Milliarden US-Dollar); mehr als 35 Milliarden US-Dollar gingen auf das Konto zerstörerischer Hurrikane und Taifune.

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– Die volkswirtschaftlichen Schäden verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahr und erreichten über 130 Milliarden US-Dollar. Die Schäden aus dem Seebeben vom 26. Dezember lassen sich vorläufig nicht genau beziffern.

– Mit rund 650 Schadenereignissen entsprach die Zahl der dokumentierten Naturkatastrophen dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Anzahl der Ereignisse sagt also wenig aus über die Schäden für Volks- und Versicherungswirtschaft.

– Im zu Ende gegangenen Jahr forderten die Naturkatastrophen bereits ohne das jüngste Seebeben über 15.000 Todesopfer. Die Karibik erlebte zwei folgenschwere Katastrophen: Bei Sturzfluten und Überschwemmungen im Mai kamen in Haiti und der Dominikanischen Republik über 2.000 Menschen ums Leben. Beide Länder wurden dann im September von Hurrikan Jeanne verwüstet, der noch einmal fast 2.000 Opfer forderte. Am 24. Februar erschütterte ein Erdbeben den Norden Marokkos und kostete 640 Menschen das Leben. Die Anzahl der Todesopfer im Gesamtjahr 2004 wird sich durch das Seebeben vor Sumatra noch dramatisch erhöhen.

70 Erdbeben und zehn Vulkanausbrüche

Von den rund 650 durch die Versicherung analysierten Ereignissen gingen etwa 80 auf das Konto geologischer Gefahren (70 Erdbeben, die Schäden verursachten; zehn Vulkanausbrüche). Die Münchener Rück geht davon aus, dass das Seebeben der Stärke 9,0 vor Sumatra und die Tsunamis trotz der betroffenen langen Küstenlinien im gesamten Krisengebiet für die Versicherungswirtschaft nur eine begrenzte Belastung sorgt. Grund: Seismische Flutwellen reichen meist nur wenige 100 Meter ins Landesinnere; die Zerstörungen können dort hoch sein, sind aber kaum vergleichbar mit den großräumigen Verwüstungen durch schwere Stürme. Dazu kommt, dass die Wertekonzentrationen und die Versicherungsdichte in den betroffenen Gebieten gering waren und nur dort punktuell höher, wo es touristische Infrastruktur oder Hafenanlagen gibt. Zudem ist in den meisten dieser Länder das Erdbebenrisiko (einschließlich Tsunamis) aus den Sachversicherungspolicen ausgeschlossen; Zusatzdeckungen sind – ebenso wie Lebens- und Krankenversicherungen – eher selten.

Neben dem Ereignis vom 26. Dezember und seinen zahlreichen Nachbeben kam es im abgelaufenen Jahr zu weiteren zum Teil schweren Erdbeben. 640 Menschenleben forderte ein Erdbeben am 24. Februar im Norden Marokkos. Das Niigata-Beben (Japan) mit einer Stärke von 6,6 auf der Richterskala ist nach den Erdbeben von Kobe 1995 (100 Mrd. US$ volkswirtschaftlicher Schaden) und Northridge (44 Mrd. US$ volkswirtschaftlicher Schaden) das drittteuerste Beben bisher. Es kostete 40 Menschen das Leben und richtete bei volkswirtschaftlichen Schäden von rund 30 Mrd. US$ versicherte Schäden in Höhe von 450 Mio. US$ an. Ein schweres Seebeben mit einer Stärke über 8 hatte sich wenige Tage vor dem 26. Dezember nahe der Antarktis ereignet; es blieb ohne Folgen.

2004: Höchstschäden für Versicherer – größtenteils wegen Wetterkatastrophen

Etwa die Hälfte der rund 650 erfassten Naturkatastrophen entfiel 2004 auf Stürme und Unwetter. Diese Wetterkatastrophen machten aber über 90 Prozent der gesamten versicherten Schäden aus.

„Wir sehen uns erneut in der seit langem geäußerten Annahme bestärkt, dass der – mit hoher Sicherheit vom Menschen ausgelöste – Klimawandel zu einer Häufung und Intensivierung von außergewöhnlichen Wetterereignissen führen wird“, so Gerhard Berz, von der Münchener Rück.

(Münchener Rück Versicherung, 04.01.2005 – DLO)

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