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Biologie

Vögel: Eiform verrät Flugkünste

Begabte Flieger legen asymmetrischere oder stärker elliptische Eier

Vogeleier gibt es in ganz unterschiedlichen Größen und Formen - aber warum? © Harvard Museum of Comparative Zoology

Verräterische Rundung: Wer wissen will, wie gut eine Vogelart fliegen kann, sollte sich ihre Eier anschauen. Denn je elliptischer und asymmetrischer ein Vogelei ist, desto größer ist die Flugfähigkeit des betreffenden Vogels. Der Grund dafür: Begabte Flieger besitzen einen eher langen, stromlinienförmig schmalen Körper. Damit die Eier trotzdem in die Bauchhöhle der Vogelweibchen passen, müssen diese länglicher sein als bei plumperen Vögeln, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten.

Das Vogelei ist ein geniales Patent der Natur: Seine harte Schale ist so stabil, dass sie das sich entwickelnde Küken fast perfekt schützt. Eidotter und Eiweiß liefern Nährstoffe und Stoßpufferung zugleich und die zarte Eimembran wirkt als Mikrofilter. Kein Wunder, dass sich dieses Prinzip über Jahrmillionen erhalten hat. Heute ist die Vielfalt Formen und Farben bei den Vogeleiern enorm, fast jede Art hat ihr eigenes Modell entwickelt.

Formenwelt der Vogeleier

Doch was bestimmt, ob ein Vogelei elliptisch, rundlich oder stark asymmetrisch ist? Ist dies bloßer Zufall oder steckt ein biologisches Prinzip dahinter? Um das herauszufinden, haben Mary Stoddard von der Princeton University und ihre Kollegen fast 50.000 Vogeleier von 1.400 verschiedenen Vogelarten präzise vermessen.

Erstmals haben die Forscher damit die Formenwelt der Vogeleier systematisch erfasst. Ihre Vermessung enthüllte unter anderem, dass der Falkenkauz (Ninox scutulata) eines der rundlichsten Eier besitzt. Das Ei des Wiesenstrandläufers (Calidris minutilla) ist am asymmetrischsten und eine fast perfekte symmetrische Ellipse bildet das Ei des in Indonesiens heimischen Hammerhuhns (Macrocephalon male).

Der Wiesenstrandläufer hat das asymmetrischste Ei unter den Vögeln. © Dfaulder/ CC-by-sa 2.0

Fliegerisches Können entscheidend

Aber welches System steckt dahinter? Das zeigte sich, als die Forscher die Eiformen mit den Verwandtschaftsgruppen der Vögel und deren Flugfähigkeit verglichen. Dabei zeigte sich: „Im Gegensatz zu gängigen Hypothesen haben wir entdeckt, dass die Eiform von der Flugfähigkeit beeinflusst wird“, berichtet Stoddard. „Die Vögel, die gut fliegen können, legen eher asymmetrische oder elliptische Eier.“

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Der Grund dafür: Die Flugkünstler unter den Vögeln haben meist einen entsprechend angepassten Körperbau: Ihr Rumpf ist eher schmal und lang als plump und rundlich. Dadurch ist auch der Platz in der Bauchhöhle der Weibchen begrenzt. Damit die Eier trotzdem hineinpassen, müssen auch sie eher schmal sein, wie die Forscher erklären. Eine längliche und asymmetrische Eiform eignet sich dafür am besten: Sie schafft Platz für den Kükenkörper, hält das Eis aber schmal genug, um noch von der Vogelmutter gelegt werden zu können.

Kein Zufall

„Die große Vielfalt der Größen und Formen bei den Vogeleiern ist demnach nicht einfach Zufall, sondern eng mit Unterschieden in der Ökologie und vor allem dem schnellen, aerodynamischen günstigen Flug verknüpft“, sagt Koautor Joseph Tobias vom Imperial College London. Dabei scheint die Eimembran die Form vorzugeben, die Kalkschale folgt dieser Vorgabe dann nur.

Der neuentdeckte Zusammenhang könnte auch erklären, warum die Eier der Dinosaurier – und damit der Vorfahren der Vögel – meist noch eher rundlich und kaum asymmetrisch waren: Die Urzeit-Echsen hatten genug Platz im Bauch. Ob das wirklich der Fall war, wollen die Forscher nun als nächstes vermessen und prüfen. „Die Idee, dass Flugfähigkeit und spitzere Eier sich gleichzeitig entwickelten, ist sehr spannend“, sagt Stoddard. (Science, 2017; doi: 10.1126/science.aaj1945)

(Princeton University, 23.06.2017 – NPO)

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